Kuesse sich, wer kann
Mann, äh, Männin«, begrüßte er mich.
»Ist der Bus fertig renoviert?«
»Negativ. Das ist so eine Art Prozess, Onkel Jimmy ist Künstler, den darf man nicht drängen.« Er winkte dem Mädchen hinter dem Tresen. »Machst du mir was Gemüsiges?«, sagte er. »Mir ist nach Kürbis.«
Ich hängte mir meine Tasche um die Schulter und raffte meinen Kram zusammen. »Ich muss los.«
»Cool. Wohin gehen wir?«
»Ich muss ein paar Sachen checken.«
»Trifft sich gut. Checken ist meine Spezialität. Mehr als Kürbis.«
»Der Kürbis ist reif«, rief die Bedienung.
Mit Mooner ist es so: Bei jedem zweiten Satz weiß ich nicht, wovon er eigentlich spricht, aber ich weiß immer, was er meint. Er bezahlte den Kürbissaft und schlenderte zurück an meinen Tisch, bereit, mir beim »Checken« zu helfen. Ich mag Mooner. Er ist zwar ein bisschen exzentrisch, aber im Grunde ein feiner Kerl. Wie ein Schoßhündchen, das nicht ganz stubenrein ist. Es besteht immer das Risiko, dass er auf den Teppich pieselt. Im übertragenen Sinn.
»Ich will nur eben in die Stark Street«, sagte ich. »Das ist total langweilig.«
»Wahnsinn.«
Ich seufzte. Manchmal ist es sinnvoller nachzugeben. »Also gut«, sagte ich. »Dann komm.«
In der Stark Street fuhr ich im Schritttempo an der chemischen Reinigung Kan Klean vorbei. Die üblichen zwei Schaufenster, dazwischen die Eingangstür, zum Schutz ein Rollgitter, heruntergelassen. Sonntags hatte Kan Klean geschlossen. Die beiden Stockwerke darüber erreichte man über einen Seiteneingang. Laut Connie wohnte Alpha im ersten Stock. Der zweite Stock war an einen gewissen Jesus Cervaz vermietet. Ich kurvte einmal um den Block herum und bog in die Anliegergasse. Auf der Rückseite von Kan Klean war ein kleiner Parkplatz, ein abgesperrter Bereich für Mülltonnen und eine Tür, die offenbar der Hintereingang zur chemischen Reinigung war. Auf dem Platz standen ein Lieferwagen der Reinigung und ein Camry, silbermetallic. Zutritt zu den beiden anderen Stockwerken hatte man von hier aus über eine Außentreppe.
Von beiden Wohnungen gingen auch Fenster zum Parkplatz hinaus, doch um die zu knacken, musste man Spiderman sein. Der Hintereingang sah robust aus, eine Tür ohne Glas.
»Was gucken wir uns hier eigentlich an?«, wollte Mooner wissen.
»Immobilien.«
»Willst du was kaufen?«
»Nein. Einbrechen.«
»Super.«
Ich kehrte zur Stark Street zurück und fuhr noch einmal an Alphas Haus vorbei. Aus einer Bar zwei Häuser weiter trat ein Mann, blieb stehen und senkte den Kopf, um sich eine Zigarette anzuzünden. Nick Alpha.
»Mann, eye«, sagte Mooner. »Das ist ja Twizzler.«
»Twizzler?«
»Wir nennen ihn nur so. Der Typ isst gern Twizzlers Lakritzstangen, deswegen.«
»Woher kennst du ihn?«
»Aus meinem Kegelverein. Er ist vor ein paar Wochen für Billy Silks eingesprungen, weil Billy sich den Daumen gebrochen hat. Es ist nämlich gar nicht so einfach, mit einem gebrochenen Daumen zu kegeln.«
»Ich wusste gar nicht, dass du kegelst.«
»Immer sonntagsabends. Ich trage ein Hemd mit meinem Namen darauf, Walter.«
»Steht auf Twizzlers Shirt auch sein Name?«
»Nein. Er hat kein offizielles Shirt. Er ist ja nur Ersatzmann für Silky.«
»Und heute Abend geht er also mit dir kegeln.«
»Yeah, Mann. Wenn man sich einem Verein verschrieben hat, dann zeigt man Präsenz. Irgendwie. Das nenne ich Verantwortung.«
Ich hatte mehr Glück als Verstand. Durch reinen Zufall hatte ich herausgefunden, wann Nick Alpha sich nicht in seiner Wohnung aufhalten würde.
Ich brachte Mooner zurück zu seinem Bus und schaltete für die Heimfahrt auf Autopilot. Alphas Abendgestaltung zu kennen war nur die halbe Miete, in seine Wohnung einzubrechen stand auf einem ganz anderen Blatt. Selbstverständlich bestand auch immer das Risiko, dass Twizzler mitten während eines Spiels plötzlich Magengrippe bekam und nach Hause musste. Ranger würde mir bestimmt Zutritt zur Wohnung verschaffen und für meine Sicherheit sorgen. Aber wollte ich Ranger überhaupt in die Sache mit hineinziehen?
Ich stellte den Shelby auf unserem Mieterparkplatz ab und ging zum Hintereingang. Auf halbem Weg hörte ich einen Motor aufheulen – alles klar, die verrückte Regina Bugle, die mit ihrem Lexus eine neue Hochgeschwindigkeitsattacke gegen mich ritt. Ein Hechtsprung hinter Mr Moyners Buick war meine Rettung. Der Lexus schlitterte vorbei und machte eine Kehrtwende. Ich rannte, so schnell ich konnte, und schaffte es gerade noch ins
Weitere Kostenlose Bücher