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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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sagte Ziggy.
    Lula nahm auf dem Beifahrersitz Platz und schnallte sich an. »Vielleicht sind Sie so was wie ein Hybrid. Also doch ein Vampir, aber kein richtiger.«
    »Ja, das könnte sein«, sagte Ziggy.
    Ich fuhr zur Polizeiwache und übergab meinen Kautionsflüchtling dem Diensthabenden.
    »Wir wissen ja jetzt, dass Sie kein hundertprozentiger Vampir sind, da können Sie doch auch aufhören, anderen an den Hals zu springen«, sagte ich zu Ziggy.
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Ziggy, »aber es ist schwer, mit einer Gewohnheit zu brechen.«

33
    Lula hatte draußen im Auto auf mich gewartet, während ich auf der Polizeiwache zu tun hatte. Ich glitt hinters Steuer und musterte sie. »Schwitzt du? Dein Hals und deine Arme sind ganz nass.«
    »Das ist nur das Weihwasser aus der Super-Soaker-Wasserpistole. Ich dachte, es würde gegen meine Vampirbeschwerden helfen.«
    »Was für Beschwerden denn?«
    »Meine Zähne. Ich habe das Gefühl, dass mein Eckzahn länger wird. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
    Lula spannte die Lippen und präsentierte mir ihr Gebiss. Ein Schneidezahn ragte vielleicht eine Idee hervor, doch ob das erst kürzlich geschehen war, konnte ich nicht sagen, so genau hatte ich auf ihre Zähne nie geachtet.
    »Für mich sehen deine Zähne ganz normal aus«, sagte ich.
    »Sie fühlen sich aber nicht normal an. Und jetzt habe ich auch kein Weihwasser mehr. Ich muss meine Super Soaker nachfüllen. Fahr mich doch eben noch zu St. Joaquin. Die Kirche ist nur zwei Straßen weiter.«
    »Heute ist Sonntag. Kann sein, dass gerade eine Taufe stattfindet. Dann brauchen sie das Wasser selbst.«
    »Ich auch!«, kreischte Lula. »Meine Schneidezähne wachsen. Das ist schlimm. Ich brauche neues Weihwasser.«
    Du liebe Güte. Erst Ziggy, jetzt Lula, der infantile Wahnsinn griff um sich. Ich fuhr zur Kirche und suchte uns einen Parkplatz.
    »Ich warte hier solange«, sagte ich. »Aber ich warne dich: Wenn du aus der Kirche gestürmt kommst, der Priester hinter dir herjagt, dann gebe ich Gas. Du musst allein klarkommen.«
    »Ich kann da nicht reingehen«, sagte Lula. »Dazu bin ich nicht mehr fähig. Du musst für mich das Weihwasser holen.«
    »Oh nein. Nein, nein.«
    Eine Träne kullerte Lula über die Wange. »Ich verwandle mich in einen Vampir«, schluchzte sie. »Mein Zahn bringt mich um. Er wächst von Minute zu Minute. Ich will kein Vampir werden, ich gucke mir Vampire nicht mal gerne im Fernsehen an, und Vampirromane lese ich auch keine mehr.«
    »Herrgott noch mal, jetzt gib mir schon diese blöde Super Soaker.«
    Ich nahm die Wasserpistole und schlich mich unauffällig in die Kirche. Zwei Frauen beteten leise, eine mit gesenktem Kopf in einer Bank in der Mitte, die andere weiter vorn. Ich ging zum Taufbecken und sah in die kleine Mulde. Keine Ahnung, wie Lula hieraus Wasser abgesaugt hatte, sie war viel zu flach für die Super Soaker. Ich schlug ein Kreuzzeichen, bat den lieben Gott um Vergebung, begab mich zur Damentoilette und füllte die Wasserpistole in dem extratiefen Waschbecken der Behindertenkabine auf.
    Gerade wollte ich mich wieder davonstehlen, da spazierte Grandma Bella in die Kirche.
    »Du!«, sagte sie. »Was machst du hier?«
    Meine Knie wurden weich, und aus meiner Lunge wich alle Luft. »Beten«, sagte ich.
    »Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
    »Ich komme gerne, wenn keiner da ist.« Heilige Muttergottes, lügen in der Kirche, eine Todsünde!
    »Ich auch«, sagte Bella. »Dann hat der liebe Gott mehr Zeit zum Zuhören. Braves Mädchen, dass du in die Kirche gehst. Ich nehme den Vordofluch von dir.« Sie sah die Super Soaker in meiner Hand. »Was ist das?«
    »Ein Geschenk für meine Nichte. Ich wollte sie segnen lassen.«
    Bella spuckte auf die Wasserpistole. »Jetzt hat sie auch meinen Segen. Ich wünsche ihr viel Glück.«
    »Oh, danke.«
    Bella wandte sich ab und ging durch den Mittelgang nach vorn zum Altar, und mir gelang es irgendwie, meine Schritte Richtung Auto zu lenken. Ich gab Lula die Super Soaker, ließ mich auf den Fahrersitz fallen und stützte meinen Kopf auf dem Lenkrad ab.
    »Einen Moment. Ich muss erst wieder zu mir kommen«, sagte ich. »Und spritz dich bitte nicht gleich voll. Ich will nicht, dass Rangers Auto nass wird.«
    Ich setzte Lula vor dem Coffeeshop ab, fuhr weiter zu Morelli und parkte hinter seinem SUV . Ich ging zur Tür, klopfte einmal an und schloss mir dann selbst auf. Bob hoppelte mir entgegen, versuchte tollpatschig eine Bremsung und prallte

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