Kuesse, so sueß wie spanischer Wein
habe einen harten Schädel, aber Sie sollten aufpassen, Sie sehen sehr zerbrechlich aus." Sie blickten sich an, und einen Moment lang zeigte sich Mitgefühl in seinen blauen Augen.
„Da irren Sie sich", sagte Rose kurz und bemühte sich, gefasst zu wirken.
„Das glaube ich nicht", erwiderte er. „Höchstens einen Meter fünfundfünfzig groß, blondes Haar wie ein Engel und dunkle Augen, in denen ich versinken könnte, das ist genau das, was ich mit zwei Fingern zerbrechen könnte." Sein Blick hielt sie gefangen, und sie musste sich selber kneifen, um den Zauber zu lösen.
5. KAPITEL
Rose hatte sich abgewandt und war wieder auf die Terrasse gegangen. Die Lage war schon kompliziert genug, da durfte sie, Rose, sich nicht auch noch Wachträumen hingeben.
„Ich muss Ihnen zustimmen, Rosalinda", sagte Adam und folgte ihr. „Dies ist nicht der Zeitpunkt für das, was wir tun möchten, wir müssen erst einmal sehen, wie wir es uns in der kommenden Nacht so bequem wie möglich machen."
Rose schaute in den Regen hinaus, der wohl nie aufhören wollte. Der Garten war im Dunst kaum zu erkennen, und der Himmel war schwarz.
„Die Wolken hängen sehr tief, und ich glaube nicht, dass es heute noch aufklart", fuhr Adam fort. „Ehe es ganz dunkel wird, müssen wir unbedingt eine Lichtquelle ausfindig machen. Die alte Dame, die hier wohnte, ist sicher nicht mit den Hühnern zu Bett gegangen."
Adam nahm die Taschenlampe und kehrte ins Haus zurück. Rose blieb draußen und blickte gedankenverloren in den Garten. Wie hatte ihre Tante das Leben in der Einsamkeit wohl empfunden, besonders nachdem sie wegen Alter und Krankheit das Haus kaum noch verlassen konnte? Zumindest hatte sie ihre letzten beiden Lebensjahre nicht allein zu verbringen brauchen. Ein Triumphschrei aus dem Haus ließ Rose herumfahren. Adam erschien in der Tür, in jeder Hand eine Öllampe.
„Nun brauchen wir nur noch Öl, und die Sache ist gelaufen." Er stellte die Lampen auf den Tisch und verschwand, ein Handtuch als Regenschutz über dem Kopf, um die Terrassenecke.
" Rose schaute Adam nach und blickte dann auf die Messinglampen, die sehr angelaufen und offensichtlich alt waren. Wo er die wohl gefunden hatte? Er erschien wieder und hielt mit einem zufriedenen Schmunzeln einen Kanister hoch.
„Öl", sagte er. „Gott sei Dank ist der brüchige Schuppen nicht entrümpelt worden, als die alte Dame hier auszog."
Rose schickte ein Dankgebet zum Himmel - sie hatte mit sehr gemischten Gefühlen der Dunkelheit entgegengesehen. Adam goss geschickt Öl in die Lampen, ließ sich dann aber resigniert auf die Bank sinken.
„Ich hätte nie gedacht, dass es mir jemals Leid tun würde, .nicht mehr zu rauchen. Nun habe ich natürlich weder ein Feuerzeug noch Streichhölzer bei mir. Sie vielleicht?"
Rose schüttelte den Kopf. „Ich rauche auch nicht."
Die beiden sahen sich einen Moment lang an und lachten dann plötzlich los.
„Ich fand mich schon so clever, die Lampen und das Öl gefunden zu haben. Das hätte ich mir sparen können."
„Meine Tan ... mein Gefühl sagt mir, dass es irgendwo Streichhölzer geben muss", sagte Rose und hoffte, dass er ihren Versprecher nicht bemerkt hatte. Das war auch nicht der Fall, denn er blickte sie zustimmend an und wandte sich wieder dem Haus zu.
„Kommen Sie, Rosalinda, Sie müssen aufpassen, dass ich mir nicht den Köpf stoße", sagte er, und Rose ergriff widerstrebend seine ausgestreckte Hand.
„Wo haben Sie die Lampen gefunden?" fragte sie, als Adam die Diele mit der Taschenlampe ableuchtete.
„In dem Abstellraum da hinten." Er deutete auf eine schmale Tür und ging darauf zu, wobei er immer noch Roses Hand hielt. Er schmunzelte, als Rose versuchte, sich zu befreien, und schloss die Finger noch fester um ihre Hand.
„Machen Sie die Tür auf, Rosalinda, und schauen Sie nach, ob Sie da Streichhölzer finden", befahl er und gab ihre Hand nun frei.
Rose dachte: Das könnte er eigentlich auch selber machen. Dann öffnete sie jedoch die niedrige Holztür.
Der Abstellraum enthielt alle möglichen Haushaltsgegenstände, darunter einen Besen und Eimer und, ja tatsächlich, auch Streichhölzer, neben einem alten Bügeleisen. Rose zog das Schächtelchen heraus und hielt es hoch. Adam klatschte Beifall und küsste sie ganz spontan -
für einen Mann wie ihn wohl das Natürlichste auf der Welt.
Sie gingen wieder auf die Terrasse, und Rose hielt erwartungsvoll die Luft an, als Adam versuchte, die Hölzer zu zünden. Wenn
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