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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Färbung annahm, wenn er sich ärgerte oder schämte. Sie selbst lief krebsrot im ganzen Gesicht an. Blieb nur zu hoffen, dass beide Partner während ihrer Präsentation käsebleich blieben. Denn wenn Luca eine Schwäche roch, konnten sie sich ihren Businessplan an den Hut stecken.
    »Es ist nicht mein Restaurant«, korrigierte Georgia ihre Freundin. »Es ist unseres. Meines und Bernards. Oder wird es, wenn wir bei Luca Erfolg haben.«
    »Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken ganz woanders«, sagte Lo und hielt Bernard ein paar Essstäbchen hin.
    »Kein Problem.« Er nahm sich ein Stück von dem Thunfisch. »Sushi Seki?«
    Lo nickte.
    »Wir sollten anfangen«, stellte Bernrad fest. »Vor dem Meeting brauchen wir wenigstens ein paar Stunden Schlaf.«
    »Seht ihr?« Georgia legte Bernard den Arm um die Schulter. »Deshalb liebe ich meinen Geschäftspartner. Weil er immer nur ans Geschäft denkt.«
    Zwei Stunden später verließen Georgia und Bernard Los Wohnung, die Bäuche voll mit rohem Fisch und den Kopf voller Zahlen und Schlüsselsätzen. Clem begleitete sie im Aufzug nach unten. Nach einem halben Dutzend Versuchen hatten
Clem und Lo sich mit ihrem Auftreten endlich zufrieden gezeigt. Wenn sie morgen daran dachten, laut und deutlich zu sprechen (Georgia), und auf Floskeln wie »Hmm« und »Sie wissen schon« (wieder Georgia) und »mit anderen Worten« (Bernard) zu verzichten, könnten sie in einer Viertelstunde eine Killer-Präsentation hinlegen, denn mehr Zeit blieb ihnen laut Businessplan für Dummies , der Ratgeber, der zu ihrer Bibel avanciert war, nämlich nicht. Gerade mal fünfzehn Minuten, um Luca Santini vom Hocker zu reißen.
    Clem sprang in das erste Taxi, das auf ihr Winken reagierte, und ließ sich zu den Perry Street Towers fahren, wo sie den Hund eines Freundes von Freunden von Karl Lagerfeld hütete. »Wickelt ihn um den Finger, Leute!«, rief sie aus dem offenen Taxifenster. »Ihr schafft das!«, setzte sie hinzu und stieß ihre behandschuhte Faust in die Luft.
    »Glaubst du das auch?«, wollte Georgia von Bernard wissen. Sie zog sich die Mütze tief über die Ohren und setzte ihre Kapuze auf. Seit dem Schneesturm war die Temperatur nicht mehr über den Nullpunkt geklettert und der Schnee daher nicht geschmolzen. An den Straßenecken türmten sich kleine graue Matschberge und an den Bordsteinkanten häufte sich der Schnee, der von den Gehsteigen geräumt wurde.
    »Was?« Bernard hatte sich den roten Schal ums Gesicht gewickelt und eine dazu passende rote Mütze in die Stirn gezogen. Beim Sprechen stieß er weiße Dunstwölkchen aus.
    »Dass wir es schaffen. Glaubst du daran?«
    Der Portier winkte ihnen von der Lobby aus zu, und Georgia bedeutete ihm, ihnen ein Taxi zu rufen.
    »Natürlich. Ich glaube, du wirst das ganz super hinkriegen, und ich werde eher mittelmäßig sein.«
    »Sehr witzig«, meinte Georgia. Ein Taxi hielt neben ihnen am Bordstein. »Soll ich dich ein Stück mitnehmen?«

    »Nee. Die kalte Luft wird mir guttun.«
    »Wie du willst, Partner. Dann bis morgen im Tuscan Oven. Um punkt halb eins. Keine Minute später.«
    »Das brauchst du nicht eigens zu betonen«, erklärte Bernard. »Hast du je erlebt, dass ich zu spät gekommen bin?«
    »Nein, nie«, räumte Georgia ein. »Gute Nacht, Bernard.«
    Sie stieg in das gut geheizte Taxi und machte es sich für die kurze Fahrt bequem. Auf den Straßen war kaum jemand zu sehen. Abende wie diese waren wie geschaffen für ein Take-away-Menü vom Chinesen und einen kitschigen Liebesfilm. Oder um sich in einem ausgeleierten T-Shirt und Jogginghosen mit einem Ehemann, einem Verlobten, einem Lover oder, wie in Georgias Fall, mit einer Promenadenmischung, die streng aus dem Maul roch, unter eine Decke zu kuscheln. So sehr sie Sals liebte, so gab es doch Nächte, in denen sie Glenn vermisste. Zwei Monate in New York ohne irgendeine Art von männlicher Begleitung, da konnte eine Frau sich schon mal einsam fühlen. Aber diese Frauen, ermahnte sich Georgia, hatten keine Hunde wie Sally oder Freundinnen wie Clem und Lo oder einen Geschäftspartner wie Bernard. Sie hatten kein Restaurant, das sie planten, keinen Traum, der allmählich in Erfüllung ging.

22
    U nruhig lief Georgia in dem winzigen Umkleideraum im Keller des Tuscan Oven auf und ab. Das Klicken ihrer Stiefelabsätze auf dem abgewetzten Linoleumboden hallte unnatürlich laut durch den Raum. Zum x-ten Male schaute sie auf ihre Armbanduhr. In den zwei Jahren, die sie Bernrad nun kannte,

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