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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Lippen vorgeschoben, um Mick Jaggers Schnute zu imitieren.
    Bernard saß derweil in der Nische, brütete über dem Dummies -Ratgeber und bekam offenbar nichts von seiner Umgebung mit. Nur Bernard konnte so ein Buch in so einer Bar lesen, dachte sie. Als der Barkeeper den Korb mit den fetttriefenden Pommes auf den Tresen stellte, sah Georgia die Pommes an, dann den Barkeeper, dann Bernard und ihre Augen wurden immer größer. Nur Bernard. Sie schwang auf ihrem Barhocker zu ihm herum. Er hatte das Kinn in die eine Hand
gestützt und kritzelte mit der anderen etwas auf einen Zettel. Georgia schnappte sich ihre Pommes frites und rannte zurück an ihren Tisch.
    »Mir ist gerade eine ganz verrückte Idee gekommen, Bernard. « Sie hielt den Korb mit den Pommes wie eine Opfergabe in der ausgestreckten Hand.
    »Wirklich?« Er zog mit Daumen und Zeigefinger zwei Pommes aus dem Korb und schob sie sich in den Mund. »Lass hören.«
    Georgia setzte sich neben ihn. »Also. In der Toskana habe ich … ja, da habe ich eine Menge gelernt. Aber das Wichtigste, was ich gelernt habe — abgesehen davon, dass es ganz okay ist, allein zu sein, ich meine, keinen Verlobten zu haben oder einen festen Freund oder einen Liebhaber …«
    »Hab ich verstanden«, unterbrach Bernard sie. »Allein eben. Und, weiter im Text.«
    »Dass es okay ist, um Hilfe zu bitten. Verstehst du? Ich habe gelernt, mich auf meine Mitarbeiter, meine Kollegen und meinen Boss zu verlassen, darauf zu vertrauen, dass sie mir helfen. Teamwork, Bernard. Darauf kommt es an. Zumindest sollte es darauf ankommen. Kannst du mir folgen?«
    »Teamwork. Ich verstehe.« Bernard unterdrückte ein Grinsen, das Georgia geflissentlich übersah.
    »Also, das Restaurant. Mein Restaurant. Es muss nicht nur mein Restaurant sein. Es kann genauso gut, na ja, zum Beispiel könnte es auch unser Restaurant sein. Wir könnten es gemeinsam aufbauen.«
    »Georgia …«
    »Warte, lass mich ausreden. Du bist es mir schuldig zuzuhören. «
    Er nickte. »Gut.«
    »Du bist der beste Geschäftsführer, mit dem ich je zusammengearbeitet
habe. Und ich mag dich. Du bist klug, du bist organisiert, du bist so, so … bei dir. Und ich, ich bin eine gute Küchenchefin. Eine verdammt gute sogar. Das hast du selbst gesagt. Und ich habe einen potenziellen Investor. Aber ich kann das alles nicht allein stemmen, und ich weiß jetzt auch, dass das völlig in Ordnung ist. Ich muss es nicht allein machen, weil ich dir heute um Mitternacht über den Weg gelaufen bin und du morgen nichts Wichtiges zu tun hast.«
    Georgia holte tief Luft. »Deshalb frage ich dich, Bernard, also, ich möchte dich fragen, ob du mein Partner sein willst? Möchtest du mit mir gemeinsam ein Restaurant aufmachen? «
    »Ja, möchte ich«, erwiderte er ganz ruhig.
    »Möchtest du?«
    »Ja.«
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst. Du bist eine Superköchin. Und ich bin ein Supergeschäftsführer. Wir beide sind ein verdammt gutes Team, wie einmal jemand gesagt hat, wenn ich mich recht entsinne. Und, ich habe einen Businessplan. Oder einen Teil davon.«
    »Die Kalkulation?«
    »Genau die. Mit realen, quantifizierbaren Zahlen.«
    »Halleluja!«, rief Georgia begeistert.
    »Genau«, sagte Bernard. »Halleluja.« Er nahm sein Glas und drückte Georgia das ihre in die Hand. »Auf unser Restaurant! «
    »Auf unser Restaurant!«
    Sie stießen mit ihrem lauwarmen Bier an.
    »Okay, an die Arbeit«, sagte Bernard und stand auf. »Ich habe nämlich keine Lust, noch länger in dieser Bude zu schuften. «
    Er klemmte sich den leeren Glaskrug unter den Arm, nahm
die beiden Gläser, stellte alles auf der Bar ab und kam mit zwei großen Gläsern Coca Cola zurück.
    »Dir scheint es wirklich ernst zu sein«, sagte Georgia.
    »Da kannst du Gift drauf nehmen.«
    »Das ist gut. Mir ist es nämlich auch ernst damit.«
    Als sie das F&A um Viertel vor drei Uhr morgens verließen, sah die Stadt ganz anders aus. Es schneite nach wie vor, eine weiße Schneedecke lag über der Straße, dem Gehsteig und den parkenden Autos. Die Schneeflocken tanzten in den Lichtkegeln der Straßenlaternen und im Scheinwerferlicht der gelegentlich vorbeischleichenden Autos. Der morgige Frühverkehr würde dieses Wintermärchen in eine graue Matschlandschaft verwandeln, aber im Moment war die Stadt noch weiß und rein wie ein neuer Anfang. Georgias Büchlein hatte sich mit Notizen gefüllt, mit Stichpunkten und auch ganzen Sätzen, manche mit doppelten Ausrufezeichen versehen, manche mit einem

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