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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Fragezeichen. Morgen wollte sie diese teilweise schon etwas beschwipst hingekritzelten Gedanken in eine zusammenhängende, verständliche Form bringen. Bernard wollte die Zahlen so hinbiegen, dass sie in ihr Konzept passten, und damit hätten sie dann schon mal den ersten Entwurf von etwas, das Ähnlichkeit mit einem Businessplan hatte. Die ersten Schritte waren getan.
     
    »Vier Tage?«, staunte Clem. »Das habt ihr in vier Tagen auf die Beine gestellt?« Sie hielt das gut anderthalb Zentimeter dicke, spiralgebundene Werk in beiden Händen. Das letzte Blatt bestand aus einem schokoladenbraunen, das Deckblatt aus einem cremefarbenen Karton, auf dem in braunen Buchstaben GB Restaurants, LLC stand. Mit den Worten »Optimismus schadet nie« hatte Georgia das Plural-s ihres Firmennamens kommentiert.

    »Beeindruckend«, fuhr Clem fort. »Die Farben gefallen mir.«
    Georgia lächelte. Bernard wollte die limonengrün-orangerote Schiene fahren, doch Georgia hatte ein Veto eingelegt und darauf hingewiesen, dass Lucas Geschmack eher in Richtung Da Vinci ginge als in Richtung Keith Haring. Außerdem war diese Farbkombination so abgedroschen wie Thunfischtartar als Appetizer.
    »Und, wie viel Schlaf hast du in den letzten Tagen gehabt? «
    »Hm, keinen?«
    »Donnerwetter! Du hast ja nicht mal Augenringe«, staunte Lo.
    »Abdeckstift von Paula Dorf, kann ich nur wärmstens empfehlen. Das Zeug ist echt spitze.«
    Die drei Freundinnen saßen in Los geräumigem Wohnzimmer an der Upper East Side, aßen Sushi und warteten auf Bernard. Georgia und Bernard wollten zur Vorbereitung auf ihr Gespräch mit Luca am nächsten Tag ihre Argumente an Clem und Lo ausprobieren. Luca stimmte die Reihenfolge seiner Meetings im Tuscan Oven mit den einzelnen Gängen seiner Menüfolge ab und legte die wichtigsten Termine stets auf das Zwischengericht nach der Suppe. Georgia und Bernard hatten die Zeitspanne zwischen Aperitif und kalter Vorspeise zugewiesen bekommen. Dreißig Minuten, in denen Cynar getrunken und Häppchen mit luftgetrocknetem Schinken gereicht wurden. Wenn sie ihre Sache gut machten, würde Luca am nächsten Tag in seinem gemieteten Privatflugzeug sitzen und mit der Idee für ein neues Unternehmen im Kopf nach Bari zurückfliegen.
    »Und, wie läuft es? Mit Bernard, meine ich? Bist du schon so weit, dass du ihm den Kragen umdrehen willst?« Clem
tauchte ein Stück Toro-Sushi in die Sojasauce. »Sushi Seki hat einfach den besten Thunfisch in der Stadt«, verkündete sie und schob das große Reispäckchen in den Mund. »Scheiß auf das Quecksilber.«
    »Für den Preis kann man das wohl erwarten«, meinte Lo.
    »Gut, dass dein Vater dort eine Kundenkarte hat«, feixte Clem. »Sonst wärst du schon längst bankrott.«
    »Na, ihr profitiert doch auch davon«, gab Lo zurück und deutete mit ihrem Stäbchen auf Clems vollen Mund.
    »Sind ja erst vier Tage«, sagte Georgia. »Wenn ich ihn jetzt schon umbringen wollte, säßen wir echt in der Tinte.« Die Wahrheit war, dass Georgia wahnsinnig gern mit Bernard zusammenarbeitete. Er hatte alles im Griff, war witzig, optimistisch, und seine Zunge war so scharf wie ihr Fleischmesser. Zugegeben, um drei Uhr morgens ließ sein Charme ein wenig nach, aber wessen nicht? Nach vier durchgearbeiteten Nächten bekam selbst ein Brad Pitt feine Risse.
    Die Türglocke ertönte, und Lo drückte auf den Öffner, ohne die Gegensprechanlage einzuschalten und nach dem Namen zu fragen. Georgia nippte an ihrem Sake.
    »Du kannst doch jetzt nichts trinken!«, empörte sich Clem.
    »Wie meinst du das?«
    »Willst du dir etwa einen andudeln, bevor du Luca Santini deine Geschäftsidee verkaufst?« Clem schnappte sich Georgias kleines Sake-Schälchen.
    »Spinnst du? Der Mann trinkt 1982er Lafite Rothschild wie Wasser. Glaub mir, wir werden das Gespräch nicht nüchtern führen.«
    »Zweiundachtziger?«, wiederholte Bernard, als er ins Wohnzimmer kam. »Ich dachte, den Jahrgang kriegt man gar nicht mehr.«
    »Das stimmt auch«, sagte Georgia. »Hallo, übrigens.«

    Bernard tauschte Begrüßungsküsse mit Clem und Lo.
    »Bist du noch sauer auf mich?«, fragte er Lo.
    »Sauer?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, warst du auf Georgias Abschiedsparty ganz schön stinkig. Ich hoffe, du hast mir inzwischen verziehen.«
    »Ich verzeihe dir, wenn du Georgia bei der Eröffnung ihres Restaurants hilfst.«
    Bernard sagte nichts, bekam jedoch rote Ohren. Georgia hatte entdeckt, dass der obere Rand seiner Ohren eine dunkelrosa

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