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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Flughafen. Soll ich euren Termin absagen?«
    »Nein, bloß nicht. Ich komme.«

    Sie schnappte sich die Mappen vom Stuhl und rannte, so schnell es ihre idiotischen Absätze erlaubten, los und erinnerte sich erst nach ein paar Schritten an ihren Spickzettel, der auf den Boden gefallen war. Sie zögerte eine Sekunde — Konnte sie es ohne Bernard und ohne den Zettel schaffen? Unmöglich! – , flitzte zurück in die Umkleide, hob den Zettel auf und rannte schließlich ziemlich undamenhaft und zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf.
     
    Pablo stellte einen Teller mit Büffelmozzarella, Ofentomaten und Basilikum-Pesto vor Georgia hin und deutete dabei mit seinem kahlen Schädel eine leichte Verbeugung an.
    »Danke, Pablo.« Er zwinkerte ihr kurz zu und verschwand. Bevor er Kellner wurde, hatte er als Majordomus für einen steinreichen Exzentriker gearbeitet, der ihm jedes Mal das Gehalt kürzte, wenn sich ihre Blicke trafen. Aus finanzieller Notwendigkeit heraus hatte er gelernt, sich unsichtbar zu machen, und konnte jetzt eine ganze Festtafel abräumen, ohne dass auch nur ein Gast ihn bemerkte.
    »Sie mögen Insalata Caprese«, sagte Luca.
    Georgia vermochte anhand der Betonung nicht herauszufinden, ob das eine Frage oder eine Feststellung war, deshalb nickte sie vorsichtshalber.
    »Wer nicht?«, erwiderte sie. Und das entsprach sogar der Wahrheit. Selbst der hochnäsigste Küchenchef, der verwöhnteste Gourmet liebte diese typisch italienische Vorspeise aus Tomaten, Mozzarella, Basilikum und Olivenöl, wenn sie gut gemacht war. Eine schlechte Caprese war eine andere Geschichte.
    »Ich liebe Insalata Caprese. Aber diese Tomaten, die liegen mir nicht so. Ihre Änderung, ja?« Verächtlich spießte er eine Tomatenscheibe auf und schob die Unterlippe vor.

    »Hm, ja, das habe ich etwas abgeändert. Im Winter ist es etwas schwierig mit Tomaten. Die Cherry-Tomaten schmecken wie Zeitungspapier, die Fleischtomaten schrumpfen auf Walnussgröße, und diese israelischen, die ohne Erde in der Luft gezogen werden, sehen zwar hübsch aus, haben aber null Geschmack. Wenn man Pflaumentomaten nimmt und diese im Ofen backt, entfalten sie ein reiches, erdiges Aroma, und die Gäste scheinen …«
    »Wollten Sie nicht etwas mit mir besprechen?« Er stieß seine Gabel in eine Tomate und sah zu, wie der Saft über den Mozzarella lief.
    »Ja, das wollte ich, Luca. Es geht um meine und die Idee meines Partners …«
    Er hielt die Hand hoch, ohne Georgia dabei anzusehen, so als wollte er sich kurz sammeln. »Partner? Ich sehe keinen Partner an diesem Tisch. Ich sehe überhaupt niemand anderen an diesem Tisch außer Ihnen und mir.« Demonstrativ betrachtete er die beiden leeren Stühle an ihrem Tisch.
    »Unglücklicherweise ist er aufgehalten worden und hat es nicht rechtzeitig hierher geschafft, aber ich bin sicher, ich kann Ihnen alles …«
    »Aufgehalten? Sie meinen, mit einer Pistole?« Diesmal galt sein durchdringender Blick ihr.
    »Nein, natürlich nicht mit einer Pistole. Ich meine, aufgehalten von …«
    »Das wäre natürlich eine gute Entschuldigung gewesen. Man kann ja leider nicht viel dagegen tun, wenn einem jemand eine Pistole vor die Nase hält, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja, ich glaube schon, nein, keine Pistole, nur ein Notfall in der Familie. Eine dringende, äh, Familienangelegenheit.«
    »Mmm. Das ist wirklich zu dumm.«

    »Aber wie ich schon sagte, ich bin sicher …«
    »Wissen Sie, wo ich herkomme, ist es nämlich so, dass ein Partner bei so einer Geschäftsbesprechung selbstverständlich dabei ist. Vielleicht wird das ja hier in Amerika anders gehandhabt, aber ich mache meine Geschäfte eben so. Und ich muss gestehen, dass ich nicht sonderlich begeistert bin von einem Partner, der durch Abwesenheit glänzt.« Er zuckte bedauernd mit den Schultern.
    Georgia schluckte. Luca war ein viel härterer Knochen, als sie erwartet hatte. Trotzdem hatte sie schon mit ganz anderen Kalibern zu tun gehabt. Sie faltete die Hände vor sich auf dem Tisch, holte Luft und beugte sich vor. »Luca, ich verstehe sehr gut, dass Ihnen das ein wenig seltsam vorkommen mag, aber ich kann Ihnen nur nochmals versichern, dass mein Partner hundertprozentig hinter diesem Projekt steht. Sobald Sie meine Ausführungen gehört haben, werden Sie genauso begeistert sein, wie wir es sind. Davon bin ich überzeugt.«
    Luca kreuzte sein Messer und seine Gabel, legte sie auf seinen Teller und brandmarkte seine Caprese so mit einem

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