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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Georgia hasste sie. Sie tappte zur Gegensprechanlage und hinterließ auf dem Weg nasse Fußspuren.
    »Ich versuche Sie schon seit zehn Minuten zu erreichen. Ihr Freund ist auf dem Weg zu Ihnen.« Es war der unfreundliche Portier, dessen Namen sie immer noch nicht kannte.
    »Mein Freund?«
    »Yeah. Wird in einer Sekunde oben sein.«
    Noch ehe sie eingehängt hatte, klopfte es schon an der Tür. Das Herz rutschte ihr in die Magengrube. Bitte nicht, betete
sie in der Hoffnung, dass irgendein Gott sie erhören möge. Nicht Glenn. Nicht jetzt. Nie wieder!
    »Georgia! Mach auf!«
    Bernard. Sie hatte ihn in der Zwischenzeit bestimmt ein Dutzend Mal angerufen, aber immer nur seine Mailbox erreicht. Obgleich sie sich in Zen-Gelassenheit üben wollte, brachte dieses Fehlen jeglicher Kommunikationsmöglichkeit sie doch wieder auf die Palme.
    »Georgia, nun mach schon! Ich kann dich durch die Tür schnaufen hören.«
    Georgia machte die Tür auf, die Hände resolut in die Seiten gestemmt.
    »Wow. Grün steht dir wirklich gut.«
    »Was?«
    »Bringt deine Augen perfekt zur Geltung.«
    »Was schwafelst du da? Und wie wäre es, wenn du zur Abwechslung mal dein Telefon einschaltest? Ich hab dir eine Million Nachrichten hinterlassen.«
    Bernard verbiss sich ein Grinsen und deutete auf ihr Gesicht. Georgia griff an ihre Wange, die von der grünen Heilerde immer noch glitschig war.
    »Mann«, schnaubte sie. »Als hättest du noch nie eine Frau mit einer Gesichtsmaske gesehen.«
    »Georgia, von mir aus könntest du auch eine Strumpfmaske tragen, es würde mich im Moment nicht interessieren.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Darf ich freundlicherweise eintreten? Oder soll ich hier in diesem verrauchten Flur Bericht erstatten?« Er wedelte mit der Hand vor seiner gerümpften Nase herum.
    Georgia drehte sich wortlos um, und Bernard folgte ihr ins Wohnzimmer.
    »Hoffentlich ist es was Positives«, raunzte Georgia, knotete
den Gürtel ihres Bademantels zu und ließ sich auf einen Stuhl fallen, genau den Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, als Glenn ihr den Laufpass gab. Wenn Bernard jetzt keine guten Neuigkeiten hatte, würde dieser Stuhl auf den Müll fliegen.
    »Bestimmt«, sagte Bernard. »Lass dich überraschen.«
    Bernard erzählte, dass er von Saks aus direkt ins Tuscan Oven gerannt sei, in der Hoffnung, Luca dort noch anzutreffen. Und wäre er nicht in einem Pulk von Schaufensterbummlern aufgehalten worden, hätte er es auch geschafft. Doch als er im Restaurant ankam, erfuhr er von Lucas Sekretär, der in Abwesenheit seines Bosses noch unverschämter war, dass Luca gerade von einem Fahrer abgeholt worden sei. Bernard erklärte ihm, wer er sei, und fragte ihn nach dem Namen des Taxi-Services, aber der Kerl stellte sich unwissend. Zum Glück wusste das Mädchen an der Garderobe den Namen und hatte vor wenigen Augenblicken einen schwarzen Mercedes S500 mit getönten Scheiben mit Luca im Fond abfahren sehen.
    Georgias Augen weiteten sich. Das klang wirklich gut.
    Bernard stürmte hinaus auf die Straße und war zum ersten Mal in seinem Leben erfreut über den New Yorker Stoßverkehr. Die Autos krochen dahin, Hupen plärrten, die eine oder andere Mittelfinger-Verwünschung wurde ausgetauscht. Der kürzeste Weg zum Teterboro Airport führte über die 42. Straße und durch den Lincoln-Tunnel, überlegte er rasch. Doch nachdem er eingesehen hatte, dass die Chance, ein freies Taxi zu finden, ebenso gering war, wie einen Hubschrauber zu ergattern, setzte er zum Spurt an. Schwitzend und völlig außer Puste erreichte er die 42. Straße. Da sah er in der Ferne den schwarzen Mercedes mit den getönten Scheiben im Schneckentempo in einem Pulk anderer Wagen dahinkriechen. Als
neben ihm ein Fahrradtaxi auftauchte, wusste Bernard, was er zu tun hatte. Er sprang hinein, schubste das junge Pärchen, das sich unter der Decke zusammengekuschelt hatte, hinaus und drückte ihnen zwei Zwanzigdollarscheine in die Hand. »Fahr, was das Zeug hält, Lance Armstrong«, rief er dem Fahrer zu. Das kleine Gefährt nahm die Verfolgung auf. An der nächsten Ampel musste der Mercedes stehen bleiben, und Bernard bat seinen Fahrradchauffeur, neben dem Wagen anzuhalten, was dieser mit einem triumphalen Lächeln tat. Er warf ihm einen Dollarschein zu, von dem er hoffte, es wäre ein Zwanziger, später jedoch feststellte, dass es ein Hunderter gewesen war, und klopfte an die Scheibe des Mercedes. Keine Reaktion. Er klopfte noch einmal, heftiger, und wedelte mit dem

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