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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Businessplan, den er sich vor der Verfolgungsjagd zur Sicherheit vorne in den Hosenbund gesteckt hatte. Die Scheibe glitt lautlos herab.
    »Hallo, Mr. Santini. Ich bin Bernard Laurent, Georgia Grays Partner. Wenn ich nur eine Sekunde Ihrer Zeit …«
    »Wer?«, knurrte eine Männerstimme im Inneren der Limousine.
    »Bernard. Georgias Partner.« Er hielt den Businessplan hoch und lächelte so charmant, wie es ihm nach der Entführung eines Fahrradtaxis möglich war. Seine Großmutter wäre nicht entzückt gewesen.
    »Bernard Laurent? Sie sind Franzose?«
    »Ja!« Die Ampel musste jeden Moment auf Grün umschalten, und Bernard war sich ziemlich sicher, dass ihn der Fahrer des Lieferwagens hinter ihm, der nicht sonderlich erfreut darüber wirkte, dass er von einem Fahrradtaxi ausgebremst worden war, ohne mit der Wimper zu zucken über den Haufen fahren würde.
    » Est-ce que vous parlez français? «, fragte Luca.

    » Oui! «, schrie er. Die Ampel sprang auf Grün. Er war ein toter Mann.
    Wundersamerweise öffnete sich die Tür. »Steigen Sie ein«, sagte Luca auf Französisch. Und auf Lucas Geheiß parlierte Bernard während der fünfzigminütigen Fahrt ausschließlich auf Französisch mit ihm. Luca sah ihn dabei nicht an, nickte auch nicht mit dem Kopf und gab mit keiner Regung zu erkennen, dass er überhaupt eine Silbe von dem hörte, was Bernard sagte. Aber Bernard redete unverdrossen weiter wie ein Wasserfall. Erst erzählte er von dem Restaurant, dann sprach er über sich, und als er das scheinbar unerschöpfliche Thema ausgeschöpft hatte, sprach er über Georgia. Als sie nach fast einer Stunde den Flughafen erreichten, war Bernards Zunge so angeschwollen, dass er kaum noch den Mund zubekam.
    »Sie glauben also tatsächlich, dass das funktioniert?«, meinte Luca beim Aussteigen.
    » Oui « war alles, was Bernard noch herausbrachte.
    »Ihr bekommt das Geld«, sagte Luca, jetzt wieder auf Englisch. »Alles bis auf hundert Riesen. Die müssen vom Management kommen. Es muss euch richtig wehtun, wenn ihr die Sache in den Sand setzt. Baggert eure Freunde an, die Nationalbank namens Mom, meinetwegen irgendeinen verdammten Kredithai. Aber treibt die hundert Riesen auf, dann kriegt ihr euren Laden.«
    Bernard beendete seine Geschichte und schaute Georgia an, deren Gesicht völlig regungslos blieb. Die Maske war inzwischen getrocknet. »Hast du mich verstanden, Kermit? Wir kriegen das Geld.«
    »Oh. Mein. Gott.« Georgia sprang aus ihrem Stuhl hoch. »Wir kriegen das Geld. Wir kriegen das Geld. Bernard, wir kriegen das Geld!« Sie packte Bernard an den Händen und zog ihn von der Couch hoch. »Yippie, wir kriegen das Geld!«

    Sie hielten sich an den Händen und hüpften auf und nieder wie kleine Kinder auf einem Trampolin. Sally schloss sich dem Freudentaumel an und bellte laut und begeistert.
    »Warte mal«, sagte Georgia und ließ ihre Hände sinken. »Wir müssen hunderttausend Dollar auftreiben? Wie sollen wir das anstellen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Bernard.
    Georgia plumpste auf die Couch. »Scheiße.«
    Bernard ließ sich neben sie fallen. » Merde «, sagte er. » Merde muss es heißen.«

23
    D er dürre Kerl mit dem zotteligen Ziegenbart und den dreckigen weißen Jeans begrapschte jedes einzelne Stück auf Georgias Esstisch, einem nachgemachten Chippendale-Möbel, das einst Grammy gehörte. Dorothy hatte in ihrem konsequent durchgestylten Heim keine Verwendung für Reproduktionen, deshalb hatte Georgia den Tisch geerbt. Sie liebte die Kratzer und Scharten, die hellen Ringe, wo Grammys Teetassen gestanden hatten, die Delle, wo sie während ihres alljährlichen Weihnachtsplätzchen-Backmarathons das Nudelholz hatte fallen lassen und sich beinahe den kleinen Finger gequetscht hätte.
    »Das nicht, vielleicht das, das ganz sicher nicht, oh, das gefällt mir.« Lemming, so hieß der Typ, grinste Georgia schief an, doch die schaute weg.
    Ihre gesamte Beziehung mit Glenn war auf dem Tisch ausgebreitet, sieben Jahre Hochs und Tiefs und Mittendrins reduziert auf einen Haufen kostbaren Plunder. Eine Romanze, die beinahe in einer Ehe geendet hätte, stand nun für den Meistbietenden zum Verkauf. Die ganze Szene war ohne Frage unangenehm, angefangen bei dem rattenartigen Lemming, der all die Dinge befingerte, die sie einst auf ihrer Haut getragen hatte, bis hin zu dem Scheck (hoffentlich ein dicker), den er ausstellen würde, um anschließend alles in seinem speckigen Nike-Rucksack verschwinden zu lassen. Lo

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