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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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länger wurde, zog Georgia ihr Notizbuch zurate und begann laut vorzulesen. »Okay, letzte Woche haben wir den Mietvertrag unterschrieben, das kannst du schon mal abhaken. Der Grafiker korrigiert das Logo noch einmal nach unseren letzten Anmerkungen. Morgen legt uns der Architekt die endgültig endgültigen Pläne vor — kannst du dafür einen halben Haken geben?«
    Bernard schrieb unermüdlich weiter.
    »Ende nächster Woche werden die Abrissarbeiten erledigt und das Lokal wird leer sein. Keine Sorge, ich bitte dich nicht um einen Viertel-Haken, nachdem du von dem halben schon nicht begeistert warst. Die nächsten Bewerbungsgespräche
für die Küchencrew stehen an, wir haben ein größeres Problem mit dem Lieferanten für die Küchenausstattung, und die Schreiner brauchen viel länger als geplant mit der Bar – darüber müssen wir noch reden. Am Freitag ist der Termin mit dem Anwalt für die Alkoholausschanklizenz, und der meint, da könnte es Schwierigkeiten geben. Der Bauleiter versichert, mit dem Wasser gäbe es kein Problem, nachdem vorher ein Waschsalon drin war, aber die Leute vom Hygieneamt machen einem seinen Erfahrungen nach das Leben schwer.« Sie klappte ihr Notizbuch zu. »Mein Gott, Bernard, wie sollen wir das alles bis März über die Bühne bringen?«
    Bernard hatte zu schreiben aufgehört und trat einen Schritt von seinem kunterbunten Meisterwerk zurück, das jetzt aussah wie ein Werk von Damian Hirst.
    »Wie?«, grinste er. »Du weißt wie. Genauso wie wir diesen Businessplan hingekriegt, das Geld aufgetrieben und den perfekten Standort gefunden haben. Mit verdammt viel und unermüdlicher Arbeit.«
    Georgia schnitt eine Grimasse. »Die Antwort habe ich befürchtet. «
     
    Einige Dutzend Leute schoben sich durch das geschlossene Restaurant im Stadtzentrum, ein Megalokal in den Räumen einer ehemaligen Bank, das dreizehn Jahre überdauert, den 11. September und die Wirtschaftskrise überlebt hatte und drei Jahre lang eingerüstet gewesen war – rechts und links vom Eingang –, bevor der Hausbesitzer das Gebäude an eine Investorengruppe verkauft hatte, die dort einen H&M oder eine Zara-Filiale aufmachen wollte, je nachdem, wen man fragte. Dreizehn Jahre waren ein beeindruckender Rekord für ein Lokal, erst recht in einer Stadt wie New York, wo pleitegegangene Restaurants häufiger anzutreffen waren als besetzte
Taxis während eines Wolkenbruchs. Auf Tischen und Stühlen im Gastraum stapelten sich Kisten mit Geschirr, Besteck, Gläsern und Tischwäsche, vor der Bar Kartons mit Wein und Spirituosen; in der Küche standen Eismaschinen herum, Kühler, Pfannen, Töpfe, Tabletts, eben die gesamte Küchenausstattung. Alles war schon ein wenig angeschlagen, und alles war zu verkaufen — einschließlich der (scheußlichen) Bilder an der Wand. Wie viele Stillleben mit Obstschalen und toten Fasanen brauchte ein einziges Restaurant?
    Der Besitzer, der mit einer Zigarette in der Hand vor der Tür stand, während die potenziellen Käufer in den Kisten wühlten, war ein Freund von einem Freund von Bernard, und so kam es, dass Georgia Interesse an einer Kiste mit abgenutzten Ginori-Suppenschalen vortäuschte, während sie auf den Beginn der Versteigerung wartete. Das Objekt ihrer Begierde war eine praktisch nagelneue La Marzocco GB5 Espressomaschine, der unumstrittene Rolls-Royce unter den Espressomaschinen. Der Betrag auf dem Original-Preisschild lag haushoch über ihrem Budget, doch Bernard hatte ihr versichert, dass sie die Maschine für einen Bruchteil dessen kriegen könne.
    Der Auktionator schmetterte sein Hämmerchen auf das Empfangspult und eröffnete die Versteigerung mit einigen Regalen. Georgia checkte ihr Handy, ob von Bernard, der im Nana’s eine Besprechung mit dem Bauleiter hatte, eine SMS eingegangen war. Die Schreinerarbeiten waren beendet, einschließlich des Rahmens für die unverschämt teure Bar, deren Einbau sich als höchst kompliziert herausgestellt hatte, und Bernard wollte sich das Ergebnis anschauen. Trotz seiner nicht sonderlich guten Augen entging ihm nicht der kleinste Fehler. Keine SMS. Wahrscheinlich debattierte er mit dem Bauleiter über die Patina der Bar.
    Erst gegen Ende kamen die teuren Gegenstände unter den
Hammer, als Erstes ein Acht-Flammen-Herd von Garland. Die Marzocco war als Nächstes dran. Georgia suchte sich einen Platz in den vordersten Reihen und zog das kleine Schildchen aus der Handtasche, das sie so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden.

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