Kuessen al dente - Roman
Marco ins Wort. »Dann gehen wir eben alle ins Rumpus. Ich liebe den Laden.«
»Oh«, sagte Georgia. »Tolle Idee.« Lo, die es gewohnt war, vor einer Handvoll Leute zu singen, würde wahrscheinlich vom Barhocker kippen, wenn sie dort einfielen.
»He, Chef. Du bist doch Jurist, oder?«, fragte Marco Glenn.
»Anwalt, ja«, antwortete Glenn. »Medienrecht.«
»Würdest du mir einen Gefallen tun?« Er wartete nicht auf Glenns Antwort. »Ich hab da diesen neuen Mietvertrag, den mal jemand durchsehen müsste.«
»Das ist nicht wirklich mein Fach, aber klar, ich schau ihn mir an.«
»Er liegt in meinem Büro. Keine Angst, Georgia, ich bring ihn dir gleich zurück.«
Glenn drückte ihre Hand und folgte Marco in sein Büro.
»Wo gehen die beiden denn hin?« Bernard kam an die Bar. »Pinkeln?«
»In Marcos Büro. Er hat irgendeinen Mietvertrag, den sich Glenn anschauen soll.«
Bernard schaute den beiden verwundert nach und wandte sich dann an Georgia. »Super Arbeit, Georgia. Echt klasse. Marco kann wirklich von Glück sagen, dass er dich hat.«
»Dich aber auch, Bernard. Ohne dich würde es hier ablaufen wie bei einem Großeinsatz des Katastrophenschutzes. Ich habe noch nie in einem so professionell geführten Lokal gearbeitet. «
»Na, dann scheint ja ein Toast angebracht zu sein.« Bernard hob sein Glas. »Auf uns. Auf ein gutes Team.«
»Wie bitte? Drei Gabeln, und das ist nur gut, nicht großartig? «
»Du hast Recht. Auf uns. Ein großartiges Team!«
Sie ließen gerade die Gläser klirren, als sich Ricky mit seinem üblichen Tequila Sunrise zu ihnen gesellte. Er schien nicht wirklich in Feierlaune zu sein.
»Ich möchte euch ja nicht den Abend vermiesen, Leute, aber glaubt ihr wirklich an diesen ›Drei Espressos sind drei Gabeln‹-Blödsinn?« Er sah erst Georgia, dann Bernard an. »Ich meine, die Mercedes ist ja keine Anfängerin. Kommt euch das nicht ein bisschen spanisch vor?«
»Wieso spanisch?«
»Na dann eben amateurhaft. Dass sie das Ergebnis schon herausposaunt, ehe die Kritik noch gedruckt ist? Außerdem stammt diese Espresso-Gabel-Theorie von einem Blog, den ein Kerl geschrieben hat, der in fünf Restaurants, die sie im letzten halben Jahr beurteilt hat, die Tische abgeräumt hat. Können wir uns auf einen Kerl verlassen, der in sechs Monaten in fünf verschiedenen Lokalen gearbeitet hat?«
»Was, diese Theorie stammt aus dem Blog eines Kellners?« Georgia schüttelte empört den Kopf. »Na, dann hoffe ich, dass er wenigstens befördert worden ist.«
»Es waren mehr als fünf Lokale, Ricky. Ich würde sagen neun, wenn nicht zehn.« Bernard zuckte die Schultern. »Außerdem hat Mercedes gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd, als sie unsere Lokalität verlassen hat. Vielleicht hatte sie aber auch nur einen in der Krone. Nun ja, wenn unser geschätzter Boss jetzt noch die Hände von ihrer Tochter lassen kann, dann sollte unserem Erfolg nichts im Wege stehen.«
»Welcher Tochter?« Georgia kam nicht ganz mit.
»Der ausgesprochen hübschen, knackige neunzehn Jahre alten N.Y.U.-Studentin, die Marco anschmachtet, seit er ihr letzte Woche bei Lily begegnet ist«, klärte Bernard sie auf.
»Woher weißt du, dass sie Mercedes’ Tochter ist?«
»Erstens, weil sie mit Familiennamen Sante heißt, und sie es uns zweitens erzählt hat.«
»Uns? Dir und Marco?«
»Nach Lokalschluss sind ein paar von uns noch weiter um die Häuser gezogen. Marco hat gezahlt.« Wieder zuckte Bernard mit den Schultern.
»Nicht einmal Marco kann so blöd sein«, meinte Georgia. »Selbst er würde sich nicht die Chance auf drei Gabeln vermasseln wollen, indem er was mit Mercedes’ Tochter anfängt. « Sie schaute sich um und sah Marco und Glenn aus dem Büro kommen. Sie unterhielten sich angeregt und klopften sich gegenseitig auf die Schultern wie alte Saufkumpane. Georgia wandte sich wieder Bernard zu. »Richtig, Bernard?«
»Richtig«, pflichtete er ihr bei. »Das würde nicht mal Marco einfallen.«
Ein ganzer Konvoi von Taxis bog in die Rivington Street ein und blieb vor der schwarz verklebten Glasfront eines ehemaligen Ladenlokals stehen. Auf einem Schild über der Tür stand in einem neonfarbenen Graffitischriftzug der Name der Bar, und für den Fall, dass jemand nicht wusste, woher sich der Name The Rumpus ableitete, reichte ein Blick auf das Wandgemälde am Eingang: Hierauf hingen einige Monster im Stile von Maurice Sendak zähnefletschend in den Bäumen und veranstalteten ein Mordsspektakel. Genau der
Weitere Kostenlose Bücher