Kuessen al dente - Roman
Verehrer, einen Kerl zum Knutschen).
Aber dieser Mann, dachte sie, war interessant. Und wirklich richtig süß.
Gianni ließ sein Handy zuschnappen und steckte es in die Hosentasche. Dann drehte er sich zu dem Trio um und präsentierte ein strahlendes Lächeln. » Buongiorno !«, rief er.
» Ciao , Gianni«, rief Effie zurück, zog seinen Hut und hielt die Hand wie ein Visier vor die Augen. Es war kurz vor Mittag, und die Sonne war tierisch heiß.
Gianni schlenderte zu ihnen hinüber, wobei er die Aufmerksamkeit seines Publikums sichtlich genoss. Seine Locken hüpften beim Gehen, seine oliv getönte Haut schimmerte. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, Effie stellte Georgia und Vanessa vor und spazierte dann hinüber zu einer Stelle mit violett blühenden Pflanzen, die er für den begehrten und sehr seltenen wilden Spargel hielt.
»Sie müssen die berühmte Amerikanerin sein«, sagte Gianni und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Georgia lächelte. »Ob ich berühmt bin, weiß ich nicht. Vielleicht eher berüchtigt.«
Er schmunzelte. »Wunderbar, eine Meisterin in der Küche, wie ich gehört habe, und dazu ein Sinn für Humor. Ihr Amerikanerinnen habt es wirklich drauf.«
»He, die Italienerinnen sind auch nicht so übel«, bemerkte Vanessa und hob tadelnd ihren Zeigefinger.
»Die Italienerinnen sind die Besten, selbstverständlich. Aber es gibt auch Ausnahmen.« Dabei sah er Georgia direkt an, der unter ihrem Hut die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte diesen dämlichen Hut auf ihrem Kopf ganz vergessen.
»Ich freue mich, dass ihr euch bereits bekanntgemacht habt«, sagte Effie, der mit leeren Händen zurückkehrte. »Aber wir müssen noch ein bisschen Grünzeug finden. Schmalz haben wir genug in der Küche.«
Vanessa verbiss sich ein Lachen.
»Was treibt ihr eigentlich hier draußen?«, erkundigte sich Gianni, der Effies Schmalz-Anspielung offenbar nicht verstanden hatte. »Solltet ihr nicht am Herd schwitzen?«
»Unser Abendessen sammeln«, erklärte Georgia. »Wir sind auf der Suche nach irgendetwas Essbaren. Fällt Ihnen dazu was ein?«
»Eine Menge«, meinte er hintergründig. Er schwieg kurz und deutete dann auf einen verlassenen Brunnen auf halbem Weg zwischen seinem Weinberg und der Villa. »Seht doch dort drüben mal nach.«
»Danke«, sagte Georgia. »Wir gehen mal schauen.« Aber sie blieb stehen.
»Mädels«, mahnte Effie ungeduldig. »Grünzeug.«
»Ihr habt zu tun«, meinte Gianni. »Und ich muss auch weiter. Es war nett, Sie kennenzulernen, Vanessa, und dich zu sehen, Effie.« Er deutete eine halbe Verbeugung an. »Und Georgia, es war mir wirklich ein Vergnügen.«
»Ja«, erwiderte Georgia, »ganz meinerseits. Da Sie den Hauswein liefern, kommen Sie doch morgen Abend sicherlich auch zu der Party für die Familie und die Freunde, oder?« Ihre Stimme klang zwei Oktaven höher als gewöhnlich.
»Selbstverständlich. Diese Party würde ich um nichts in der Welt versäumen wollen«, sagte Gianni. »Besonders jetzt
nicht.« Mit einer lässigen Handbewegung verabschiedete er sich. » Ciao, bellissima .«
» Ciao .«
»Nicht schlecht, Georgia«, grinste Vanessa, sobald er außer Hörweite war. »Hätte nicht gedacht, dass du es so draufhast. «
»Ich war mir da auch nicht sicher. Aber ich bin froh, dass es so ist.«
Er war süß. Ein bisschen schmalzig vielleicht, wie Effie so treffend bemerkt hatte, aber bei Italienern wirkte diese Art viel charmanter als bei Amerikanern. Ein kleiner harmloser Flirt war immer eine gute Ablenkung, und wenn mehr daraus werden sollte, warum nicht? Sie war schließlich in Italien, verdammt noch mal. Single und in Italien. Der knackige Weinbergbesitzer mit den markanten Wangenknochen und den hüpfenden Locken könnte genau die Zerstreuung bieten, die sie brauchte.
Eine Stunde später trafen die beiden Sammlertrupps in der Dia-Küche zusammen, um ihre Beute zu präsentieren. Georgias Gruppe brachte Salbei, Gänseblümchenblätter und wilden Fenchel mit. Bruno und seine Leute steuerten einen Strauß Wiesenblumen bei, den Claudia als nett anzusehen, aber vermutlich giftig bewertete, abgesehen von den wilden Geranien und dem Sonnenhut, den die andere Gruppe hatte stehen lassen. Seit Ausrufung ihres Waffenstillstands waren Georgia und Bruno zwar nicht die besten Freunde geworden, pflegten aber ein freundliches Miteinander. Zugegeben, er schaffte es immer noch mit schöner Regelmäßigkeit,
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