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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Bruno stand auf, hielt sein Glas in die Höhe und sah dabei aus wie eine etwas füllige Freiheitsstatue. »Auf Claudia!«, rief er ausgelassen.
    »Auf Claudia!«, stimmten die anderen im Chor ein. Sie leerten ihre Gläser, und eine neue Flasche wurde entkorkt, diesmal eine etwas weniger spektakuläre als der Sassicaia, der an die zweihundert Dollar kostete und kein Wein war, den man einfach so hinunterkippte.
    »Und auf die Trattoria Dia!«, brüllte die sonst so zurückhaltende Elena. Ihre Wangen waren glühend rot und ihre Augen schimmerten.
    »Morgen wird ein scheußlicher Tag«, prophezeite Vanessa, als die ausgelassene Gruppe fortfuhr, auf alles zu trinken, was auch nur entfernt mit dem Restaurant zu tun hatte. »Ich fange schon an, alles doppelt zu sehen.«

    »Rotwein ist am schlimmsten«, meinte Georgia und trank einen Schluck.
    »Eine Sache noch …« Claudia versuchte, sich in dem munteren Geplauder Gehör zu verschaffen. »Wir haben immer noch keine Spezialität des Hauses. Natürlich können wir abwarten, bis sich eine solche aus den Vorlieben der Gäste entwickelt, aber es ist immer besser, bei der Eröffnung schon eine parat zu haben. Als zusätzlichen Anreiz verspreche ich demjenigen, der eine Dia-Spezialität kreiert, ein freies Wochenende. «
    Inmitten der Jubelrufe, Pfiffe und weiteren Trinksprüche stellte Georgia ihr fast noch volles Glas Barbaresco ab. Schon seit Wochen arbeitete sie an dieser Spezialität und stand knapp, ganz knapp vor der Vollendung. Die Gelegenheit, ihren guten Ruf wiederherzustellen, plus zwei Tage in Maremma – einschließlich eines himmlischen Abendessens im Marche – zu verbringen, war zu verlockend, um sie sich entgehen zu lassen. Ein Ausflug alleine wäre völlig in Ordnung, überlegte sie, aber es gab ja immer noch die Möglichkeit, eine Begleitung einzuladen, zum Beispiel einen gewissen Weinbauern … Georgia griff nach ihrem Wasserglas, trank es aus und füllte es wieder nach. Sie hatte noch zu arbeiten.
     
    Um drei Uhr morgens schrillte ihr Wecker. Und obwohl sie weit davon entfernt war, fit zu sein, fühlte sich Georgia dank der drei Gläser Wasser, die sie vor dem Zubettgehen noch in sich hineingeschüttet hatte, auch nicht wirklich miserabel. Sie schlüpfte in ihre alten Levis, die sie seit ihrer Collegezeit nicht mehr getragen, aber im letzten Moment noch in den Koffer gepackt hatte. Kein Power-Washing, Sandstrahlen, Ausfransen oder was die Firmen sonst noch alles mit den Hosen machten, um den Preis einer normalen Jeans zu vervielfachen,
konnte es mit einem alten Paar Levis aufnehmen. In einer solchen Hose fühlte man sich einfach zu Hause.
    Sie ging den gewundenen Pflasterweg entlang, der die Villa mit dem Restaurant verband. Verborgen hinter dornigen Rosenbüschen war er die kürzeste Verbindung zwischen den beiden Gebäuden. Der Weg schlängelte sich um das südliche Ende des Gartens herum, vorbei an der Räucherkammer, und endete in einer von Ziegelmauern umgebenen Veranda, die der Belegschaft als inoffizielle Raucherecke diente. Umrahmt wurde die Veranda von blau und violett blühenden Stauden, unter die sich Farne und glänzendes blaugrünes Buschwerk mischten. Dahinter erstreckte sich eine scheinbar endlose verwilderte Wiese, die einen interessanten Kontrast zu den gepflegten Weinbergen und Gartenanlagen bildete. Von geschmackvollen Laternen und versteckten Spots sanft beleuchtet, bot diese Kulisse selbst mitten in der Nacht einen atemberaubenden Anblick. Georgia überquerte die Veranda und schlüpfte durch eine auberginefarben gestrichene Tür in die Dia-Küche.
    Von den zwanzig Schürzen, die an einer altmodischen Holzgarderobe hingen, schnappte sich Georgia die ihre und zog sie über. Die Küche war leer, das Geschirr gespült, der Boden gewischt, die Edelstahl-Arbeitsflächen glänzten. Alles war bereit für die morgige Einweihungsparty mit Freunden und der Familie. Georgia band sich die Haare im Nacken zusammen und schrubbte ihre ringlosen Hände.
    Sich zu viele Gedanken um ein Gericht zu machen, konnte es verderben, hatte Claudia gesagt. Und genau da lag das Problem. Georgia hatte sich darauf versteift, die ultimative, alles übertreffende und völlig neuartige Spezialität des Hauses zu kreieren, dass sie dabei ganz vergessen hatte, sich hier an Ort und Stelle umzusehen und sich auf das zu konzentrieren,
was jedes gute Gericht ausmacht: einfache Zutaten. Das hier war nicht New York, wo alle Produkte von großen Lieferanten oder Farmen stammten,

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