Kuessen al dente - Roman
einem glücklichen Singledasein?«
»Tu ich auch«, antwortete Georgia. »Ist doch nur ein Drink.« Und wenn der zu etwas anderem führte, nun ja, als Single musste sie ja nicht enthaltsam leben. Nachdem sie erfolgreich alle Gedanken an krause Locken, schweißglänzende Haut und vollbusige Blondinen verdrängt hatte, nahm sie ihre Schürze ab und folgte Gianni hinaus in die schwüle Nacht.
Sie saßen an dem gleichen Tisch, an dem Claudia zu Beginn des Sommers das Gespräch mit Georgia geführt hatte. Gianni machte mit einem Korkenzieher an seinem Schlüsselbund die Flasche auf und schenkte zwei Gläser ein. »Auf dich.«
»Ich weiß zwar nicht, warum«, erwiderte sie, »aber warum nicht.«
An diesem Abend tranken sie Roséwein unter leuchtenden Sternen, und als die Flasche leer war, zauberte er eine zweite hervor, die er – in einem Weinkühler natürlich! – unter dem Tisch versteckt hatte.
»Sieht so aus, als ob du dir ziemlich sicher warst, dass ich ein Glas mit dir trinke.«
»Hm«, machte er und entkorkte die zweite Flasche. »Eigentlich schon.«
Bei der Hälfte der Flasche lud er sie zu sich ein. Und sie sagte Ja. Der letzte Mann, mit dem sie geschlafen hatte, war Glenn gewesen, und das war schon so lange her, dass sie sich kaum noch daran erinnern konnte.
Seite an Seite schlenderten sie zurück zu seinem Weingut, wobei sich ihre Schultern und Ellbogen gelegentlich berührten.
Seine Finger streiften ihr Bein, als sie die Stufen zu seiner Wohnung emporstiegen, und Sekunden später waren sie in einen Kuss versunken, der direkt in ihrem Magen landete. Sie standen in der Diele, küssten sich, und er nahm ihr Gesicht in beide Hände und ließ die Finger über ihren Nacken gleiten. Zärtlich drehte er ihren Kopf und küsste die Kuhle unter und etwas hinter ihrem Ohr, wobei er ganz instinktiv ihre empfindlichste Stelle traf. Ihre Haut prickelte, und sie zog die Schulterblätter zusammen.
»Endlich«, raunte sie, die Lider halb geschlossen und ein träges Lächeln auf den Lippen.
Und dann hörte er ohne jede Vorwarnung auf, sie zu küssen. Einfach so.
Georgia riss die Augen auf. »Gianni? Ist alles okay?«
»Es tut mir leid, Georgia, aber ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Was?«
»Es ist nicht wegen dir, Georgia. Ich mag dich, und ich will dich kennenlernen. Aber nicht so.« Er senkte den Kopf. »Bitte, verzeih mir.«
»Klar, Gianni. Aber es ist okay. Ich will das. Ehrlich.«
Bettelte sie den toskanischen Hengst an, mit ihr ins Bett zu gehen? Es hörte sich nämlich verdammt danach an.
»Ich will es aber nicht so. Nicht mit dir.« Er streckte ihr die Hand hin. »Komm. Ich bringe dich nach Hause.«
Sich ihm an den Hals zu werfen – aus Verzweiflung oder aus Lust, der Grund war einerlei – und dann zurückgewiesen zu werden, war eine unbeschreibliche Demütigung. Ohne ein weiteres Wort machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte durch die Tür und die Treppe hinunter. Vielleicht, dachte sie auf dem Weg zurück zur Villa, lag es tatsächlich nicht an ihr. Vielleicht waren ihm einfach nur die Kondome ausgegangen. Oder das Viagra. Oder er hatte einen Herpes, der gerade am Blühen war. Oder vielleicht lag es doch an ihr. Sie lief schneller.
Gianni folgte ihr, rief ihr nach, dass sie bitte langsamer gehen solle, und holte sie an der Hintertür der Villa ein. »Bitte, sei nicht böse auf mich«, bat er atemlos.
Sie fuhr herum, um ihn anzusehen, doch bevor sie etwas sagen konnte, streckte er die Hand aus und berührte ihre Wange. »Du bist so schön, Georgia. Auch wenn du wütend bist, bist du immer noch wunderschön.«
»Das ist super, Gianni. Danke. Aber wenn du nichts dagegen hast, werde ich jetzt reingehen.«
»Bitte, hör mir eine Minute zu. Du bist so schnell weggelaufen, dass ich es dir nicht erklären konnte.«
»Da sind keine Erklärungen nötig. Auf Wiedersehen, Gianni. « Sie drehte sich zur Tür um.
»Komm mit mir nach Sizilien«, platzte er heraus.
»Was?«
»Nächste Woche. Ich muss nach Taormina fahren, zum Palazzo Lazarro, einem meiner wichtigsten Kunden. Taormina ist unglaublich romantisch. Der Strand, eine Suite im besten
Hotel Siziliens. Ein nettes Restaurant. Oder noch besser, Zimmerservice. « Er drückte die Hände aneinander, als betete er. »Komm mit.«
»Du bist verrückt, Gianni. Erst willst du mich, dann plötzlich nicht mehr und gleich darauf doch wieder.«
»Nein«, sagte er und legte einen Finger an ihre Lippen. »Ich begehre dich seit dem Tag, als wir
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