Küssen auf eigene Gefahr
immer er gegangen war, er würde zurückkommen, und dieses Mal hatte er sie nicht mit Handschellen ans Bettgesteil gefesselt zurückgelassen, damit sie sich nicht aus dem Staub machte. Das Leben war wunderbar. Sie warf einen Blick durch den Spalt im Vorhang, stellte fest, dass es inzwischen nur noch leicht nieselte, und lächelte vor sich hin, während sie sich wieder unter der Decke ausstreckte.
Sie fühlte sich einfach großartig.
Er hatte sie Catherine genannt. Sie hatten nicht miteinander geredet, nachdem sie sich geliebt hatten - sie hätte ihre Gefühle nicht in Worte fassen können, dazu war alles viel zu überraschend gekommen, und Sam hatte sie einfach nur im Arm gehalten und gestreichelt, bis sie beide eingeschlafen waren. Jetzt würde alles in Ordnung kommen.
Er wusste ein für alle Mal, wer sie war.
Sie hätte nicht damit gerechnet, dass ihn dieses Wissen so vorsichtig machen würde wie einen streunenden Kater, der mit einem Tritt rechnete, aber dem war so, wie sie gleich merkte, als er durch die Tür trat.
Er blieb direkt hinter der Tür stehen und schüttelte den Kopf wie ein nass gewordener Hund. Die Regentropfen, die in seinen dunklen Haaren hingen, stoben nach allen Seiten, und er strich sich mit einer Hand die feuchten Strähnen aus der Stirn. Als ihre Blicke sich trafen, hielt er inne. Seine Augen hinter den leicht gesenkten dunklen Wimpern zeigten einen wachsamen Ausdruck. »Hey«, sagte er und packte die Tüten, die er in der anderen Hand trug, etwas fester. Er hielt sie ihr entgegen. »Ich, äh, ich habe dir was zu essen besorgt.«
»Danke.« Catherine durchquerte das Zimmer, jetzt wieder züchtig bedeckt mit seinem zu großen Hemd und Kaylees rotem Slip. »Ich bin am Verhungern.« Sie nahm ihm seine Einkäufe ab, legte sie auf den kleinen Tisch in der Ecke und guckte in eine der Tüten. »Was hast du denn mitgebracht? Ich nehme mal an, kein Huhn.«
»Catherine.«
Der ernste Klang seiner Stimme ließ sie den Kopf heben. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass eine leichte Röte seine Wangen überzog.
»Ich, äh, ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen.« Er räusperte sich. »Wenn das überhaupt reicht. Du hast von Anfang an klar zu machen versucht, wer du bist, und ich habe dir einfach nicht geglaubt.«
Aha, er wollte sie also um Verzeihung bitten. Das war nett. Sie beobachtete, wie seine Wangen noch dunkler wurden, hörte zu, wie er stammelnd nach Worten suchte, und fühlte eine ungeheure Befriedigung. Beinahe hätte sie gegrinst. Sie verkniff es sich jedoch und sah ihn stattdessen mit großen Augen übertrieben vorwurfsvoll an. Es war schließlich nur recht und billig, wenn sie sich auf seine Kosten ein bisschen amüsierte. »Ich erwarte von dir mehr als nur eine Entschuldigung, McKade.«
Der ernste Blick aus ihren grünen Augen traf Sam bis ins Mark, und er sah nicht die Belustigung, die sich dahinter verbarg. »Ja, ich weiß.« Es fiel ihm schwer, nicht einfach die Hände nach ihr auszustrecken, und er rieb sie ein paarmal an den Seitennähten seiner Jeans, bevor er sie tief in den Hosentaschen vergrub. Er ließ die Schultern hängen und schluckte. Wider jede Vernunft hatte er gehofft, das hier ließe sich irgendwie vermeiden. »Ich, äh, werde mich darum kümmern, dass du so bald wie möglich zurück nach Hause kommst.«
Catherine verschluckte sich beinahe an dem Bissen Weißbrot, den sie gerade im Mund hatte. Sie würgte ihn mehr oder weniger unzerkaut hinunter und ließ das Sandwich auf den Tisch fallen. Eigentlich hatte sie Sam gerade an sein Versprechen erinnern wollen, einen Besenstiel zu fressen, aber bei dieser Ankündigung blieben ihr die Worte im Hals stecken. Falls ihr Gesichtsausdruck nur annähernd so entgeistert war, wie sie meinte, als sie ihn jetzt anstarrte, würde er ihn sicher nicht so bald vergessen. »Wie bitte?«
»Ich sagte, ich ...«
Sie begann vor Empörung beinahe zu zittern. »Mein Gott, ich kann es einfach nicht glauben, Sam!«
»Hör zu, ich weiß, dass das nur eine unzulängliche Wiedergutmachung ist -«
»Wiedergutmachung? Tickst du eigentlich noch ganz richtig? Wenn du mir glaubst, dass ich Catherine bin und nicht Kaylee, dann musst du doch auch wissen, dass ich dir die Wahrheit über Jimmy Chains gesagt habe. Dieser Typ versucht mich umzubringen, und du hast die Absicht, mich mir nichts, dir nichts nach Hause zu schicken und allein mit diesem Problem fertig werden zu lassen? Na gut, warum auch nicht«, fuhr sie mit einem bitteren Zug um
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