Küssen auf eigene Gefahr
der Sonne, und ihr Koffer, als er am Türrahmen hängen blieb und ihr gegen die Wade stieß. Mit einem ungeduldigen Ruck wuchtete sie ihn nach draußen, und dann war sie fort.
Er ließ sich zurück in die Kissen sinken und fluchte leise. Dieses Bedürfnis, etwas ebenso Dummes wie Ehrenhaftes zu tun, gefiel ihm nicht, aber er konnte es irgendwie verstehen. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er in diesem Augenblick dasselbe tun würde, wenn er sich ein wenig besser fühlen würde. Denn was ihm noch viel weniger gefiel war diese eisige Faust, die sich um sein Herz schloss, sobald er darüber nachdachte, wann er Kaylee wohl wiedersehen würde.
Wie sich herausstellen sollte, war das früher, als er dachte.
Es war noch nicht einmal sieben Uhr abends, als Kaylee wieder in das Motelzimmer gestürzt kam. Sie ließ den Koffer fallen und schleuderte ihre Handtasche aufs Bett.
Auf Bobbys Gesicht erschien ein breites Grinsen, als er sich auf dem Bett aufrichtete. »Du bist zurück!« Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie in seine Arme. »Mann, bin ich froh, dass du wieder da bist.« Er schien sie gar nicht mehr loslassen zu wollen. »Du erinnerst dich doch bestimmt an die Kein-Sex-bis-wir-Catherine-befreit-haben-Regel? Baby, in dem Augenblick, in dem ich wieder einigermaßen bei Kräften bin, kannst du sie endgültig vergessen.«
Erst da fiel ihm auf, dass sie über ihre Rückkehr nicht ganz so begeistert war wie er, und er senkte den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. »Was ist passiert?« Dann versteifte er sich plötzlich. »Oh, Scheiße, doch nicht Chains?«
»Nein, zumindest hoffe ich das.« Kaylee schmiegte sich in seine Arme. »Sie war nicht da, Bobby. Der Bus kam pünktlich an, aber Catherine und der Kopfgeldjäger waren nicht drin.«
»Warum habe ich nur das dumpfe Gefühl, das bedeutet, dass wir uns nicht nach Las Vegas aufmachen können?«
»Der Busfahrer hat mir erzählt, dass er gehalten hat, um sie aufzulesen, wie man es ihm gesagt hatte, aber weil in dem Café, wo sie auf ihn warten sollten, niemand war, ist er weitergefahren.«
»Und?«
Sie lehnte sich in seinen Armen nach hinten und hob den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. »Und ich mache mir Sorgen, Bobby. Wo zum Teufel kann sie bloß stecken?«
20
S am hatte nicht vorgehabt, wieder einzuschlafen, doch genau das war passiert. Und Catherine war es nicht anders gegangen, wie er feststellte, als er aufwachte und ein Blick auf die Uhr ihm sagte, dass es bereits nach vierzehn Uhr war. Aneinander geschmiegt lagen sie auf dem Bett, wie zwei junge Hunde, die sich nach einer ausgelassenen Balgerei zum Schlafen zusammengerollt hatten. Nachdem er sich vorsichtig aus der Umklammerung ihrer Arme und Beine befreit hatte, setzte er sich auf und rieb sich über das Gesicht. Schließlich ließ er seine Hände langsam sinken und ballte sie unwillkürlich zu Fäusten, während er auf Catherine hinuntersah.
Mann, da hatte er wirklich eine Glanzleistung vollbracht. Die Fischerhütte konnte er vergessen; er konnte von Glück sagen, wenn sie ihm nicht ein halbes Dutzend Klagen anhängte. Es hatte keinen Sinn, die Sache schönzureden - er hatte sie entführt. Verdammt, er hatte sie entführt, wie ein Gepäckstück durch die Gegend geschleift und ihr ständig neue Beleidigungen an den Kopf geworfen.
Ständig.
Scheiße.
Er zog die Decke über Catherines Rundungen, die seinen Blick magisch anzogen, und schwang die Beine aus dem Bett. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, ohne jedoch sagen zu können, ob es daher rührte, dass er alles, was er seinem Körper in den letzten vierundzwanzig Stunden zugeführt hatte, wieder von sich gegeben hatte, oder daher, dass er diese Sache nicht einmal dann gründlicher hätte versauen können, wenn er es sich vorgenommen hätte - er vermutete allerdings, dass Letzteres der Grund war.
Nun, daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern, es hatte also keinen Sinn, herumzusitzen und zu jammern. Er sollte sich besser anziehen und etwas zum Essen besorgen. Catherine würde sicher Hunger haben, wenn sie aufwachte; was ihn betraf, hatte er allerdings Zweifel, dass er jemals wieder in der Lage sein würde, etwas an dem Kloß in seinem Hals vorbei hinunterzuwürgen.
Als Catherine aufwachte, war das Zimmer leer.
Sie griff fröstelnd nach der Bettdecke, die ihr auf die Hüften gerutscht war, als sie sich aufgesetzt hatte, und zog sie über ihre Schultern. »Sam?« Er antwortete nicht, aber sie machte sich deswegen keine Sorgen. Wohin auch
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