Küssen auf eigene Gefahr
den Mund fort. »Schließlich ist es ja nicht so, dass jemals jemand auf die Idee gekommen wäre, dass ich Hilfe brauchen könnte, um mit den unbedeutenden Widrigkeiten des Lebens fertig zu werden.«
Sam starrte sie verblüfft an. Seit er zu der Überzeugung gelangt war, dass sie tatsächlich nicht Kaylee war, hatte er an nichts anderes mehr denken können als daran, wie gründlich er in dieser Sache versagt hatte.
Er machte einen Schritt auf sie zu und blieb dann zögernd stehen. »Das habe ich ganz vergessen. Mein Gott«, sagte er und schüttelte den Kopf über sich selbst, »ich habe dich entführt, dich beleidigt, dich ständig als Lügnerin bezeichnet, dich verführt -«
»Dieser Teil hat mir ganz gut gefallen«, sagte sie lakonisch.
Er war so mit seinem Elend beschäftigt, dass er ihre Bemerkung gar nicht gehört zu haben schien. »Und kaum stelle ich fest, dass ich nicht mit der Prämie auf deine Kaution rechnen kann, um die Hütte für Gary zu kaufen, fällt mir nichts Besseres ein, als dich in der Gefahr, in die ja erst ich dich gebracht habe, allein zu lassen. Du musst mich wirklich für ein richtiges Schwein halten.« Sie öffnete den Mund, aber er lachte bitter auf und hob abwehrend die Hand. »Nein, sag nichts - du hast mich schon die ganze Zeit für ein Schwein gehalten.«
Catherines gute Laune kehrte zurück. Es war gar nicht nötig, dass sie ihn zur Schnecke machte, das erledigte er selbst ganz hervorragend. Dieser Mann nahm es mit seiner Verantwortung zweifellos sehr ernst. Sie fragte sich, ob er als Nächstes wohl anbieten würde, ihr ebenfalls eine Hütte zu kaufen. »Eigentlich wollte ich gerade sagen, dass nicht du mich in Gefahr gebracht hast. Das war ausschließlich eine Folge davon, dass Kaylee zur falschen Zeit am falschen Ort war.«
Er lächelte kläglich. »Das ist sehr großzügig von dir.«
»Tja, so bin ich eben, großzügig bis zur Selbstaufgabe. Sam, sag mir nur eins«, sie wartete, bis er ihr wieder in die Augen sah. »Du meintest, du hättest Chains völlig vergessen. Hast du vor deinem Vorschlag, mich nach Hause zurückzuschicken, an ihn gedacht?«
»Nein, aber ...«
»Na, dann krieg dich um Gottes willen wieder ein. Du lädst dir zu viel auf, du bist nicht für alles verantwortlich, was in der Welt passiert. Und jetzt komm.« Sie packte die übrigen Sachen aus, die er gekauft hatte, und legte sie auf den Tisch. »Lass uns erst mal was essen.«
Sams Gesichtsausdruck war einfach unbezahlbar. Er war eindeutig verwirrt, und seine unmittelbare Reaktion auf diese Empfindung war Gereiztheit. Die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben, sah er Catherine mit einem misstrauischen Ausdruck in den Augen an. Immerhin folgte er ihrer Aufforderung und trat an den Tisch, als sie mit dem Kinn auf das Essen deutete, das sie dort ausgebreitet hatte.
Einige Zeit später tupfte sich Catherine mit einer Papierserviette den Mund ab und ließ die Hand sinken. »Also, was machen wir jetzt?«
Sie sah Sam dabei zu, wie er das Stück Brot, das er gerade abgebissen hatte, hinunterschluckte. Der Blick, mit dem er sie über den Tisch hinweg ansah, hatte noch immer etwas Wachsames, aber schließlich wischte er sich den Mund mit seiner zerknüllten Serviette ab und forderte Catherine in seinem gewohnt befehlenden Ton auf: »Erzähl mir alles, was du über Chains weißt.«
Nachdem sie das getan hatte, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und wartete.
»Wir müssen auf jeden Fall zusammenbleiben«, erklärte Sam und versuchte vor sich selbst zu leugnen, dass ihm das aus anderen Gründen sehr entgegenkam. »Ich denke, die große Frage ist, wohin wir jetzt fahren.« Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Willst du, dass ich dich nach Hause bringe?«
»Nein.« Sie schüttelte so entschieden den Kopf, dass sich ein paar einzelne Haarsträhnen um ihren Hals wickelten. Er sah ihr zu, wie sie die Finger darunter hakte, um sie zu lösen, und sie sich dann hinter die Ohren strich. »Ich glaube, dass Chains nichts von mir weiß«, sagte sie, »und dabei würde ich es, ehrlich gesagt, auch ganz gern belassen. Ich wäre nicht besonders begeistert, wenn er plötzlich vor meiner Haustür stehen würde. Außerdem«, sie suchte mit einem gelassenen Ausdruck in ihren grünen Augen seinen Blick und hielt ihn fest, »stecke ich in dieser Geschichte mittlerweile viel zu tief drin. Du wirst mich erst wieder los, wenn ich weiß, wie sie ausgegangen ist. Das ist wohl mein gutes Recht.«
Dagegen hatte er nun
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