Küssen auf eigene Gefahr
sagen. Stattdessen sah er sie an und zog eine Augenbraue nach oben.
»Finden Sie, dass sie zu dick sind?«
»Gehen Sie duschen, Kaylee.«
»Mein Name ist Catherine, verdammt noch mal!«
Warum zum Teufel hatte er bloß damit angefangen? Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Jetzt gehen Sie endlich duschen, Red.«
»In Ordnung, ich gehe ja schon.« Sie drückte ihre Siebensachen an die Brust und drehte sich um. »Ich würde mich an Ihrer Stelle allerdings nicht darauf verlassen, dass nachher noch heißes Wasser da ist, McKade.« Sie knallte die Tür hinter sich zu und murmelte dabei vor sich hin: »Zu dick, das ist ja wohl der Gipfel.«
Sam tauschte seine Cargohose gegen ein Paar Jeans, ließ sich rücklings auf das Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er hörte, dass im Badezimmer die Dusche zu rauschen begann, und starrte finster an die Decke.
Es war ein großer Fehler gewesen, sie im Café zu küssen - ein Riesenfehler. Verflucht, kaum eine halbe Stunde vorher hatte er sich noch geschworen, die Finger von der Frau zu lassen, und das war ein ausgesprochen guter Entschluss gewesen. Aber hatte er so viel Grips gehabt, auch daran festzuhalten? Nein, natürlich nicht - er hatte die erstbeste Gelegenheit ergriffen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, und war sich dabei auch noch ungemein schlau vorgekommen. Inzwischen betrachtete er die ganze Sache als das, was sie war: eines der dümmsten Dinge, die er in den letzten Jahren gemacht hatte.
Und davon gab es weiß Gott genug.
Nun wusste er also, wie sie schmeckte - samtig und weich, wie erstklassiger Whiskey, einer von der Sorte, die langsam und geschmeidig durch die Kehle eines Mannes rinnt und sich dann wie Feuer in seinem Inneren ausbreitet. Auf diese Erfahrung hätte er gut verzichten können, aber jetzt war es zu spät, und er sollte es schnellstens wieder vergessen. Schließlich hatte er einen Job zu erledigen.
Er hatte Gary schon einmal im Stich gelassen. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er ein zweites Mal versagte. Und obwohl ihm sein Freund immer wieder versicherte, dass sich bestimmt eine andere Gelegenheit ergeben würde, falls das mit der Hütte in North Carolina nicht klappen sollte, war Sam sich im Klaren darüber, wer die Schuld daran tragen würde. Er würde sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen, nur weil seine Hormone verrückt spielten.
Jedenfalls würde es die Sache leichter machen, wenn sie wenigstens ein paar normale Klamotten besäße. Dieser Gedanke ging ihm zehn Minuten später durch den Kopf, als sie aus dem Badezimmer kam, und er ärgerte sich über den Hauch Verzweiflung, von dem er begleitet war. Er musste den Tatsachen ins Auge blicken - er wäre mit seinen Gedanken wahrscheinlich nicht dauernd abgeschweift, wenn die Sachen, die sie trug, ihre Figur nicht ganz so stark betont hätten.
Jetzt hatte sie eine abgeschnittene Jeans an, die sehr viel von ihrer glatten hellen Haut sehen ließ. Aus den Spitzen ihrer nach hinten gekämmten nassen Haare tropfte Wasser auf das hautenge dunkelgrüne Oberteil. Trug sie unter diesem Ding wenigstens einen BH? Soweit er sehen konnte, war da überhaupt kein Platz für einen BH. Mist.
»Übrigens hatten Sie wie gewöhnlich Unrecht«, teilte Catherine ihm kühl mit und unterbrach die Sucherei in ihrem Kosmetikkoffer gerade lange genug, um ihm einen kurzen Blick zuzuwerfen. »Es waren meine Schultern, die nicht durch das Fenster gepasst haben. Meine Hüften sind durchgeflutscht wie Butter.« Sie tätschelte zufrieden eine der Rundungen, von denen die Rede war.
Sam versuchte sein verblüfftes Lachen zu verbergen, indem er einen Hustenanfall vortäuschte. Verfluchter Mist. Er hätte wissen müssen, dass sie versuchen würde, aus dem Fenster zu klettern - schließlich hatte diese Frau von dem Moment an, als er sie zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte, immer wieder aufs Neue bewiesen, dass sie nicht lange fackelte. Dabei hatte er diese Bemerkung nur fallen gelassen, weil er sich über sie geärgert hatte. Es war eine dieser schnellen, billigen Retourkutschen gewesen, die armselige Rache dafür, dass sie ihn zum Besten gehalten hatte. Aber er hätte sich bewusst sein müssen, dass sie es als persönliche Beleidigung auffassen würde. Zu seinem Glück hatte er ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, sonst wäre sie inzwischen schon ein paar Kilometer weit weg.
Er beobachtete sie aus halb geschlossenen Augen, als sie sich auf der abgewetzten Chenilledecke
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