Küssen auf eigene Gefahr
markantes Profil und versuchte eine Antwort auf diese Frage zu finden.
»Was ist?«, knurrte er plötzlich, und Kaylee fuhr erschrocken zusammen. Sie griff sich mit einer Hand an die Brust, um ihr rasendes Herz zu beruhigen.
»Mein Gott, Bobby, du hast mich zu Tode erschreckt! Und was meinst du damit - was ist?«
»Warum starrst du mich die ganze Zeit so an?«
»Habe ich das getan? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
Bobby wartete ein paar Sekunden, und als er merkte, dass sie nicht die Absicht hatte, mehr dazu zu sagen, blaffte er: »Also?«
Kaylee sah ihn verwirrt an. »Also was?«
»Warum hast du mich angestarrt?«
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich es nicht bewusst getan habe. Ich habe nur über dich und die Frauen nachgedacht.«
Er sah sie an, und in seinen Augen lag plötzlich ein wachsamer Ausdruck. »Über mich und die Frauen«, wiederholte er, bemüht, seiner Stimme einen gleichgültigen Ton zu geben. »Hast du dabei an eine, äh, bestimmte Frau gedacht?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich habe nur darüber nachgedacht, wie du dich Frauen gegenüber verhältst.«
»Und?«
Kaylee bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln, offensichtlich rechnete er mit einem Vorwurf. Warum war er bloß so misstrauisch? »Charmant«, sagte sie ruhig. »Höflich. Rücksichtsvoll.« Sie hielt überrascht inne und starrte ihn mit offenem Mund an. »Ich glaube es nicht, Bobbv LaBon, du wirst ja rot!«
»Quatsch.« Er nahm kurz die Augen von der Straße und warf ihr einen unwilligen Blick zu, und die Röte auf seinen Wangen bewirkte, dass seine blauen Augen noch intensiver leuchteten als sonst.
Sie beschloss, ausnahmsweise einmal großzügig zu sein und nicht weiter darauf herumzureiten. »Na gut, wenn du darauf bestehst, dann eben nicht.« Sie kaute eine Weile auf einem Stückchen Nagelhaut herum und zwang sich dann, die Hand in den Schoß zu legen. »Kannst du dich an diese Frau erinnern, die du im letzten Winter aus dem Tropicana werfen musstest? Die ständig versucht hat, auf die Bühne zu klettern, weil sie mittanzen wollte?«
»Ja, klar kann ich mich erinnern. Sie hat mir das ganze Gesicht zerkratzt, bevor ich es endlich geschafft habe, sie an die Luft zu setzen.«
»Ich habe mich oft gefragt, warum du ihr nicht gleich beim ersten Mal, als sie es versucht hat, eine runtergehauen hast.«
Einen Moment lang starrte er sie mit aufrichtigem Entsetzen an. »Einer Frau?«
»Bobby, sie war betrunken und ist völlig ausgerastet! Die Kratzer in deinem Gesicht waren eine Woche lang entzündet, weil sie so dreckige Fingernägel hatte. Wenn sie ein Mann gewesen wäre, hättest du ihr sofort einen Kinnhaken verpasst, der sie zu Boden geschickt hätte.«
»Worauf willst du hinaus, Baby? Natürlich lasse ich mir von einem Kerl so etwas nicht gefallen. Irgendwie macht ein kleines Handgemenge ab und an ja auch Spaß - man kann auf diese Weise wunderbar seine Aggressionen loswerden.« Mit diesen Worten wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu, allerdings nicht, ohne ihr vorher noch einen letzten missbilligenden Blick zuzuwerfen. »Aber ich gehöre nicht zu den Männern, die Frauen schlagen - das tut man einfach nicht, ganz gleich, ob sie es verdient haben oder nicht.«
»Du hast immerhin mit einer Pistole auf mich gezielt.«
»Aber ich hätte sie niemals benutzt! Damit wollte ich dich nur dazu bringen, meine Fragen zu beantworten, als ich dich noch für deine Schwester hielt.«
»Wo wir gerade davon reden«, sagte Kaylee und machte plötzlich ein verärgertes Gesicht. »Da habe ich noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Was sollte denn dieses Gerede über Catherines - das heißt meine - Beine?«
»Hä?«
»Jetzt stell dich bloß nicht dumm, Bobby. Als ich versucht habe, dir zu beweisen, dass ich Cat bin, hast du sehr intensiv meine Beine betrachtet, und wir wissen beide verdammt gut, dass du sie zu diesem Zeitpunkt für Cats Beine gehalten hast. Und du hast sie als hübsch bezeichnet.« Sie sprach das Wort mit dem gleichen anzüglichen Unterton aus, wie er es getan hatte.
»Was, du bist doch nicht etwa eifersüchtig wegen eines kleinen Kompli...?«
»Wer soll denn hier eifersüchtig sein?«
»Ich dachte.« Bobby grinste. »Aber hübsch sind sie wirklich.« Er warf einen Blick auf ihre langen schlanken Beine, die durch den kurzen Rock und die hochhackigen Schuhe noch länger wirkten, und seine Augen wurden für einen winzigen Moment ganz dunkel. »Sehr hübsch sogar. Ich habe ihr - dir - also nur die
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