Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küssen auf eigene Gefahr

Küssen auf eigene Gefahr

Titel: Küssen auf eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
Telefonzelle nicht sehen konnte. »Auch egal. Das hier ist jedenfalls eins der hässlichsten Käffer, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Außer vieleicht am Meer, und das ist ja wenigstens noch blau, bin ich noch nie an einem Ort wie dem hier gewesen, wo man sich irgendwo hinstellen kann und nichts außer Landschaft sieht.« Er schüttelte sich unwillkürlich. »Richtig unheimlich, Boss, hier gibt's echt nur Gestrüpp. Ich will wieder nach Miami.«
    Sanchez ignorierte sein Gejammer. »Hast du Kaylee gefunden?«
    »Äh, nein. Bis jetzt ist bloß ein Bus hier durchgefahren, und da war sie nicht drin.« Jimmys Blick fiel auf sein Spiegelbild in der Scheibe vor ihm, und er kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und fing an, seine Ketten zu polieren. Seine Laune hob sich etwas, als sie zu funkeln begannen. »Heiliger Strohsack, ist das staubig hier«, beschwerte er sich. »Man könnte meinen, dass dieser Wind nie aufhört.«
    »Bleib bei der Sache«, tönte ihm Hectors ungeduldige Stimme ins Ohr. »Hast du dich schon umgesehen, damit du die Situation im Griff hast, wenn Kaylee ankommt?«
    »Ja. Da gibt's so ein Kühlhaus hinter dem Motel, wo ich den Kopfgeldjäger hinverfrachten kann, während ich Kaylee aus der Stadt schaffe. Danach stehen mir dann ungefähr eine Million Quadratkilometer zur Verfügung, auf denen ich mir einen Fleck aussuchen kann, wo ich ihre Leiche verbuddel.« Er betrachtete mit gerunzelter Stirn sein Spiegelbild. »Sind Sie wirklich sicher, dass ich sie umlegen soll, Boss? Reicht es nicht, wenn ich ihr ein bisschen Angst einjage? Ich hab sie immer irgendwie gern -«
    »Das habe ich dir doch schon ein paarmal erklärt«, unterbrach Hector ihn in dem scharfen Ton, den seine Stimme immer bekam, wenn er die Geduld zu verlieren begann, und Chains nahm automatisch Haltung an. »Ich sag's dir jetzt noch einmal, und gib dieses Mal gefälligst Acht, weil ich es nämlich nicht mehr wiederhole. Hast du verstanden?«
    Chains nickte, darauf bedacht, dass ihm kein Wort von Hector entging.
    »Jimmy? Hast du verstanden?«
    »Ja, Boss.«
    Langsam und jedes einzelne Wort betonend sagte Hector: »Kaylee weiß, dass ich dir Geld gegeben habe, damit du dich um Alice kümmerst. Und das heißt, dass wir in der Scheiße stecken, Jimmy, und zwar tief. Das Einzige, was uns jetzt noch helfen kann, ist, zu verhindern, dass Kaylee eine Aussage macht.«
    »Ach, so was würde sie doch nie im Leben tun.«
    »Würdest du deine Freiheit darauf verwetten?«
    Jimmy Chains runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Schließlich sagte er: »Nee, lieber nicht«, weil der Boss für gewöhnlich Recht hatte; er war ein echt kluger Mann.
    »Siehst du, das dachte ich mir. Ich wusste, dass du zu intelligent dafür bist.«
    Mit geschwellter Brust vernahm Jimmy diese Worte, und er strahlte über das ganze Gesicht. Hectors nächste Frage machte seine Hochstimmung jedoch gleich wieder zunichte.
    »Hast du deine schicken Seidenanzüge im Koffer gelassen und dir ein paar Westernklamotten zugelegt, wie ich es dir gesagt habe?«
    Chains betrachtete angewidert sein kariertes Baumwollhemd und die steifen neuen dunkelblauen Jeans. Scheiße, das Hemd war noch nicht einmal ordentlich gebügelt; die Falten an den kurzen Ärmeln verrieten, wo es zusammengelegt gewesen war. Er fuhr mit dem Finger zärtlich über das einzige Stück, das ihm an seinem Outfit gefiel: das aus glänzendem Silber und Türkisen bestehende Hutband an seinem neuen breitkrempigen Stetson. »Ja, hab ich«, sagte er missmutig. »Ich seh genauso aus wie einer von den bescheuerten Einheimischen. Mir ist hier noch niemand begegnet, der gewusst hätte, wie man sich anständig anzieht.«
    »Es muss sein, Chains. Du darfst nicht auffallen, das verstehst du doch.«
    »Schon klar.« Er entdeckte einen Staubfleck auf der Spitze seines Krokodillederschuhs, hob den Fuß und rieb den Schuh am Hosenbein blank. Anschließend bewunderte er einen Augenblick lang den in neuem Glanz erstrahlenden Schuh und das dezente Muster seiner Seidensocken. Einigermaßen mit seinem Aussehen versöhnt, hob er wieder den Kopf.
    Und blickte direkt in ein Paar sanfter brauner Augen, die ihn aus wenigen Zentimetern Entfernung von der anderen Seite der staubigen Scheibe aus anstarrten.
    »Heilige Scheiße!« Er stieß mit den Rücken gegen die Tür, als er automatisch zurückwich, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diese Kreatur zu bringen, die draußen vor der Telefonzelle stand und ihn

Weitere Kostenlose Bücher