Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
vor der Tür. »Ricky de Luca, mein ehemaliger Chef, ist nicht sehr glücklich darüber, dass Sie ihm eine verpasst haben, und hat mir seine Partner auf den Hals gehetzt.« Sie wandte sich vom Lamellenvorhang ab. »Die kampieren auf meinem Parkplatz, aber sobald sie sich verziehen, verlasse ich für ein Weilchen die Stadt.« Wohin sie gehen sollte, wusste sie nicht. »Deshalb ist jetzt kein besonders guter Zeitpunkt für ein Familientreffen.« Sie drückte auf Ende und legte das Handy auf die Küchentheke.
    Sie lief ins Schlafzimmer und zerrte eine große Sporttasche aus ihrem Wandschrank. Sie würde ein paar Stunden warten. Wenn sie nach Anbruch der Dunkelheit immer noch draußen kampierten, müsste sie die Bullen alarmieren, doch eigentlich wollte sie nicht beim Polizeikommissariat von Miami anrufen. Sie wollte die Typen nicht anzeigen. Die Bullen würden ihr Fragen stellen, auf die sie keine Antwort wusste, und sie wollte Ricky und seine Freunde nicht noch wütender machen, als sie sowieso schon waren.
    Sie warf wahllos Unterwäsche und BHs in die Tasche. Vielleicht bliebe sie eine Woche weg. Das war hoffentlich lange genug. Sie würde in einem Hotel absteigen und sich einen Job suchen. Vielleicht in Orlando.
    Als Nächstes stopfte sie Shorts, Tanktops und zwei leichte Sommerkleider in die Sporttasche. Auf Make-up und Haarpflegemittel folgten Flip-Flops und ihr iPad mit etwa tausend ihrer Lieblingssongs. Alles von Regina Spektor bis zu Johnny Cash.
    Sie schlüpfte in ein blaues Neckholder-Kleid und ihre Doc Martens. Falls sie rennen musste, brauchte sie ihre festen Schuhe. Die Haare band sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammen, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen.
    In der Küche läutete ihr Handy, und sie lief dem Klingelton entgegen über den Flur. Die Nummer, die angezeigt wurde, kannte sie nicht, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es Ricky war. Sie überlegte, gar nicht erst ranzugehen, vielleicht konnte sie allerdings die Situation entschärfen und ihn überzeugen, sie in Ruhe zu lassen. »Ja.«
    »Wo sind Sie?«
    Es war nicht Ricky. »Wer ist da?«
    »Beau Junger.«
    G. I. Joes richtiger Name war Beau? Passte irgendwie nicht zu ihm. Es klang nicht hart genug. Er sah eher aus wie ein Buck oder Duke oder Rocky. »In meiner Wohnung.«
    »Sind die Gallo-Brüder vor Ihrem Haus?«
    Sie spähte durch den Schlitz im Lamellenvorhang. »Ich glaube nicht, dass sie Brüder sind.«
    »Einer klein und dick? Der andere groß und dünn?«
    »Ja.«
    »Das sind Brüder. Sehen Sie ihren beigefarbenen Lexus LS?«
    Woher wusste er das? »Ja.«
    »In welcher Position zu Ihrer Haustür steht der Wagen?«
    »Mehrere Reihen davor und eher nach links versetzt.«
    »Okay. Haben Sie eine Tasche gepackt?«
    »Ja. Ich warte ab, bis sie weg sind, damit ich zu meinem Wagen rennen kann.«
    »Vergessen Sie Ihren Wagen. Ich bin noch eine Stunde von Ihnen entfernt. So gegen …« Er hielt inne, als würde er einen Blick auf seine große Uhr werfen. »… vierzehnhundert werden Sie einen Radau hören. Schnappen Sie sich Ihre Tasche und schwingen Sie Ihren Arsch aus Ihrer Wohnung.«
    »Was für ein Radau? Woher weiß ich, dass Sie das sind?«
    Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte ein leises Lachen zu hören. »Das merken Sie dann schon. Am Straßenrand direkt vor Ihrer Wohnung wird ein schwarzer SUV stehen. Steigen Sie ein.«
    »Ihr SUV?«
    »Ja«, sagte er, und die Leitung war tot.
    »Warten Sie! Was genau heißt vierzehnhundert?«

DREI
    Radau. Für Stella war ein hitziger Streit Radau. Laute Musik war Radau. Beau Junger verstand anscheinend etwas anderes darunter. Etwas, wozu ein lauter Rums, schwarzer Qualm und chaotische Lichtblitze gehörten. Beim ersten Anzeichen eines »Radaus« schnappte sich Stella ihre Tasche, verschloss die Tür hinter sich und lief wie befohlen die Treppe runter. Im Erdgeschoss angekommen spähte sie über den Parkplatz zu dem Qualm, der unter dem Lexus LS der Gallo-Brüder hervorquoll. Mitten in dem Chaos aus knisterndem Licht und der heulenden Auto-Alarmanlage hielt ein schwarzer Cadillac Escalade am Straßenrand. Den Rucksack geschultert und die Sporttasche an sich gepresst riss Stella die Tür auf und sprang hinein.
    »Du lieber Himmel!«
    Vom Fahrersitz des großen SUV blickte sie Beau Junger, alias G. I. Joe, alias Captain America, durch die verspiegelten Gläser seiner Sonnenbrille an. »Guten Tag auch.« In aller Seelenruhe nahm er den Fuß von der Bremse und fuhr los. Keine quietschenden

Weitere Kostenlose Bücher