Kuessen gut, alles gut
lief über den kurzen Flur. Je näher sie zur Tür kam, desto klarer wurde ihr, dass Malika niemals so heftig gegen die Tür schlagen würde. Was ihr abgesehen von dem billigen Teppich an ihrer Wohnung nicht gefiel, war, dass es an der Tür keinen Spion gab.
»Wer ist da?«, rief sie.
»Lou Gallo.«
»Wer?«
»Ricky de Lucas Partner.«
Mist! Linkie Lou. Rickys Freund mit dem spärlichen übergekämmten Resthaar und dem fehlenden linken Daumen. »Was wollen Sie?«
»Nur mit dir reden«, erklärte eine andere Stimme. Wahrscheinlich Rickys anderer Freund. Der Vierschrötige. Der so lang wie breit war. Der Fette Fabian. »Eine Frage und wir sind wieder weg.«
»Nur eine?«
»Ja.«
Da sie ihnen kein Wort glaubte, ließ sie sicherheitshalber die Kette vor, als sie die Tür einen Spaltbreit öffnete. »Wie lautet die Frage?«
»Wo ist dein Freund?«
»Welcher Freund?« Durch den Spalt erkannte sie Linkie Lous Guayabera-Hemd und seinen verschwitzten Hals.
»Der gestern Abend Ricky geschlagen hat.«
»Das ist nicht mein Freund. Den hab ich noch nie zuvor gesehen.«
»Klar«, spottete der Fette Fabian. »Wer war das? Gib uns den Namen, und wir hauen wieder ab.«
»Ich weiß seinen Namen nicht.« Sie hatte seine Visitenkarte. Sie sollte sie ihnen geben, dann ließen sie sie vielleicht in Ruhe. Dann wäre sie aus dem Schneider, doch das wollte sie nicht. Sie kannte G. I. Joe zwar nicht, verspürte aber trotzdem ein klitzekleines bisschen Dankbarkeit für den Typen. Auch wenn es vielleicht eine bessere Option gegeben hätte, als Ricky k. o. zu schlagen.
»Ricky will, dass du in die Bar kommst.«
»Okay.« Sie hatte nicht die Absicht, sich jemals wieder in die Nähe von Ricky de Luca zu begeben. »Ich zieh mich an und fahr rüber.«
»Nein. Du kommst jetzt sofort mit uns.«
Auf keinen Fall. »Tut mir leid. Das geht nicht, Jungs. Ich muss mich erst anziehen und duschen.«
Eine daumenlose Hand griff durch den Türspalt und packte die Kette. Stella riss entsetzt die Augen auf und schnappte nach Luft, als er einmal, zweimal fest daran zog. Es ging alles rasend schnell, und eine der Schrauben sprang halb aus der Wand. Reines Adrenalin raste Stellas Rücken hinauf, und sie knallte die Tür gegen die Hand.
»Scheiße!«
Sie öffnete die Tür nur so weit, um sie wieder zuzuknallen.
»Auuu! Scheiße!«
Als sie die Tür diesmal öffnete, zog er die Hand rechtzeitig zurück. Die Tür knallte zu, und sie verriegelte sie, bevor die zwei sich mit der Schulter dagegenwerfen konnten. Was sie prompt taten.
»Ich ruf die Polizei!«, rief sie.
Die dumpfen Schläge stoppten. »Du kannst nicht ewig da drinbleiben.«
»Ich hole mein Handy!« Sie hastete in die Küche und zog den Reißverschluss an der Vordertasche ihres Rucksacks auf. Sie griff hinein und zog das Telefon heraus. Dabei fiel G. I. Joes Karte heraus, und sie rannte zurück durch den Raum und legte das Ohr an die Tür. Sie hörte nichts, aber das hieß nicht, dass sie auch nur eine Sekunde glaubte, sie würden abhauen und nie mehr wiederkommen. Vor allem nachdem sie Linkie Lous Hand in der Tür eingeklemmt hatte. Zweimal.
Die Lage war ausweglos. Zuerst Ricky. Dann G. I. Joe. Und jetzt auch noch Linkie Lou und der Fette Fabian. Männer waren scheiße. Sie hatte nie auch nur einen gekannt, auf den Verlass war. Außer vielleicht auf Onkel Jorge, aber der hatte zehn eigene Kinder, um die er sich kümmern musste.
Der billige Zottelteppich kratzte unter ihren Füßen, als sie zur Glasschiebetür an ihrem Balkon ging und durch den Lamellenvorhang nach draußen spähte. Die zwei Schlägertypen standen auf dem Parkplatz und quatschten in ihre Handys. Was sollte sie jetzt machen? Wie lange müsste sie warten, bis sie sich verzogen? Rickys Kumpel konnten ja nicht ewig da draußen bleiben. Wenn sie nicht bald gingen, müsste sie die Bullen rufen.
Die Karte in ihrer Faust klebte an ihren Fingern, als sie die Hand öffnete. Momentan hatte sie dringendere Probleme als ein Treffen mit Sadie. Sie sah unten auf der Karte nach und tippte mit dem Daumen die zehn Ziffern ein.
»Hier sind Sie richtig«, sprach die tiefe vertraute Stimme. »Hinterlassen Sie eine Nachricht.«
»Hallo. Hier ist Stella Leon.« Nur für den Fall, dass er sich nicht an sie erinnerte, fügte sie hinzu: »Sadie Hollowells Schwester. Hören Sie, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich in nächster Zeit nicht anrufen werde, um ein Treffen mit Sadie zu vereinbaren.« Sie sah noch einmal durch die Lamellen
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