Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
sie allerdings nicht gerechnet hatte, war, wie wenig sein Schweigen sie störte. Es war seltsam entspannend. Bewusst war sie sich auch seiner Größe und seiner breiten Schultern, aber sie mahnte sich, nicht töricht zu sein. Es wäre schlicht und ergreifend eine Dummheit, ein Interesse an Simon zu entwickeln, das über das Projekt für Bürgermeisterin Marsha hinausging.
Wenn er seinen Blick nicht von ihr losreißen konnte, lag das wahrscheinlich nur daran, dass er auf den nächsten Schwall Halbwahrheiten wartete oder sich fragte, ob das alles auf ein stadtgeschichtliches Quiz hinauslaufen könnte. Auf gar keinen Fall war er … Sie runzelte die Stirn. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie schwören können, dass Simon auf ihren Mund starrte. Unmöglich, sagte sie sich. Es konnte einfach nicht sein, dass ein Mann wie Simon sie attraktiv fand.
Nicht, dass es sie gestört hätte, aber wenn sie schon für die anderen Männer in ihrem Leben nicht attraktiv genug war, musste sie ja wohl davon ausgehen, dass sie auch in Simons Augen klägliche Mängel aufwies.
Sie deutete auf die Lastwagen, die überall auf der Straße am See parkten. „Sie bauen schon ihre Stände auf für die große Feieram vierten Juli. Fool’s Gold ist bekannt für seine Festivals. Ich weiß gar nicht, wie viele wir jedes Jahr haben. Auf jeden Fall eine Menge. Da gibt es das Festival der Bücher, die Wasserski-Festspiele. Dann das Herbstfest, das noch vor der großen Halloween-Party stattfindet.“ Sie warf ihm einen Blick zu. „Es macht Spaß.“
„Eine aktive Gemeinde.“
Ihr war nicht ganz klar, ob das positiv oder negativ gemeint war, entschied sich aber, ihn nicht danach zu fragen.
Stattdessen führte sie ihn wieder zurück zur Hauptstraße und zeigte ihm verschiedene Geschäfte, bevor sie ihren Vortrag über die Stadt wieder aufnahm. „In ganz Kalifornien ist Bürgermeisterin Marsha die dienstälteste Amtsinhaberin. Meine Freundin Pia organisiert die Festivals. Das ist ein schwerer Job und nachdem sie jetzt schwanger ist, umso schwieriger, obwohl sie nun jemanden hat, der ihr hilft.“ Sie überlegte, ob ihr nicht noch ein paar weitere nebensächliche Details einfielen. „Meine Familie gehört väterlicherseits zu den Gründerfamilien der Stadt. Nicht mitgerechnet der matriarchale Stamm natürlich. Da drüben ist Morgan’s Books.“
Sie führte ihn zu dem Geschäft und zeigte ihm die Auslage mit den Büchern von Liz Sutton, der ortsansässigen Krimiautorin.
„Haben Sie mal etwas von ihr gelesen?“
Simon schüttelte den Kopf und ging um sie herum auf ihre andere Seite. „Ist sie gut?“
„Natürlich, Liz ist fantastisch. Sie ist mit meinem Bruder Ethan verheiratet. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn und ziehen obendrein noch ihre zwei Nichten auf. Eine ziemlich komplizierte Geschichte.“
„Das trifft auf die meisten Familienbeziehungen zu.“
„Wem sagen Sie das.“ Montana setzte sich wieder in Bewegung und Simon ging neben ihr. „Mein Dad ist jetzt elf Jahre tot, deshalb ist es keine besondere Überraschung, dass meine Mom angefangen hat, hin und wieder mit einem Mann auszugehen. Das wäre auch wirklich in Ordnung, nur schien es ihrallein gut zu gehen, und jetzt müssen wir uns daran gewöhnen, und das ist seltsam. Ich will, dass sie glücklich ist, aber das ist so eine Sache, wenn’s um die Eltern geht. Sie erzählt uns von ihren Dates, und wir wollen sie wirklich unterstützen, aber dann redet sie von Zungenküssen und ich würde mir am liebsten die Ohren zuhalten und laut summen.“
Sie blieb stehen. „Sie sind doch ausgebildeter Mediziner. Warum ist es so unheimlich zu hören, dass Eltern Sex haben? Okay, unheimlich vielleicht nicht gerade, aber seltsam ist es schon.“
„Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.“
„Aber Sie waren doch auf der medizinischen Fachhochschule? Gibt es denn da keinen Kurs zu dem Thema?“
Und da geschah es. Simon lächelte sie an. Er zog die Mundwinkel nach oben, ließ die weißen Zähne blitzen, und zu ihrer Überraschung zeigte sich ein Grübchen auf seiner nicht vernarbten Wange.
Aus heiterem Himmel spürte Montana einen Ansturm der Gefühle in der Bauchgegend. Nicht unbedingt Hingezogenheit, aber Desinteresse war es auch nicht. Sein Lächeln kam unerwartet und war sehr reizvoll. Es weckte den Wunsch in ihr, sein Lachen zu hören und ihn vielleicht sogar noch einmal zum Lächeln zu bringen.
„An dem Tag muss ich gefehlt haben“, behauptete er. „Tut mir
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