Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
leid.“
„Sie arbeiten in einem Krankenhaus, da könnten Sie sich doch mal umhören.“
„Ist das wirklich so wichtig für Sie?“
„Ich fühle mich nicht gern unwohl. Schon gar nicht, wenn es um meine Mutter geht. Ich liebe sie, und wir stehen uns wirklich sehr nahe. Obendrein habe ich das Gefühl, eine wirklich gute Tochter sollte in der Lage sein, mit ihrer Mutter über deren Liebesleben reden zu können.“
„Aber nicht einmal von einer guten Tochter kann verlangt werden, dass sie Zungenküsse mit ihr erörtert.“
Montana lachte und sah, dass auch er wieder lächelte. Aufeinmal schien der Tag ein wenig heller geworden zu sein, der Himmel ein wenig blauer.
An einer Straßenecke mussten sie anhalten. Montana ging zur Ampel, drückte auf den Knopf und stellte sich wieder neben Simon. „Wo waren Sie, bevor Sie nach Fool’s Gold gekommen sind? Ich habe gehört, Sie reisen viel.“
Die Fußgängerampel wechselte das Licht, und gemeinsam gingen sie über die Straße. Als sie drüben ankamen, ging Simon um sie herum an ihre andere Seite.
„Ich war in Indien.“
„Das kann man eine Reise nennen“, räumte sie ein. „Reisen Sie um die ganze Welt?“
„Ich reise dorthin, wo ich gebraucht werde, und operiere die, die am dringendsten auf meine Hilfe angewiesen sind. Vor allem Kinder. Aber auch Erwachsene. Nach meiner Zeit hier werde ich in Peru arbeiten.“
Das klang sehr altruistisch. „Sie sind also ein Wohltäter?“
„Nein.“
Montana wartete, aber mehr sagte er nicht dazu. Von seinem Lächeln war keine Spur mehr zu sehen, und sie fragte sich, ob sie ihn verärgert oder eine unsichtbare Grenze überschritten hatte.
„Verbrennungen sind mein Spezialgebiet“, erklärte er.
„Sie müssen sich einsam fühlen, immer wieder an einem anderen Ort zu sein. Wie sieht es mit Familie aus?“
„Ich habe meine Arbeit. Das reicht.“
Das kann unmöglich reichen, dachte sie. Er war ein Mensch, der schwer zu verstehen war. Offensichtlich war er sehr begabt. Er hatte eine Arbeit, die ihm viel abverlangte, und nach allem, was sie gesehen hatte, war er unerbittlich, wenn es darum ging, für seine Patienten zu sorgen. Aber wer sorgte für ihn?
Nein, nein! Damit fängst du gar nicht erst an, rief sie sich zur Vernunft. Keine Rettungsaktion. Simon war absolut in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Er hatte die ganze Welt bereist und Erstaunliches vollbracht. Er brauchte sie nicht, und sie musste aus ihrer Aufgabe nicht mehr machen, als es war.
Montana hatte in ihrem Leben drei ernsthafte Beziehungen gehabt. Einen Freund an der Highschool, einen am College und einen wenig später. Alle drei hatten Schluss gemacht, weil sie der Meinung waren, Montana wäre nicht gut genug für sie. Dem einen war sie nicht hübsch genug, dem anderen nicht klug und dem Dritten nicht ehrgeizig genug. Hielt sie wirklich Ausschau nach einer Wiederholung ihrer seelischen Leiden?
„Haben Sie irgendwo einen Heimatstandort?“, fragte sie ihn.
„Los Angeles.“
Sie rümpfte die Nase. „Dort habe ich mal eine Weile gelebt.“ Mit Freund Nummer drei.
Simon sah sie an. „Das hört sich nicht an, als hätte es Ihnen dort besonders gut gefallen.“
„Sie haben recht. Ich konnte mich nicht einleben, und mein Freund war eine Katastrophe.“ Sie blieb vor dem Restaurant Fox and Hound stehen und sah Simon ins Gesicht. „Er war auch Arzt. Oder wollte es werden. Er war noch auf der medizinischen Hochschule.“
„Was ist passiert?“
Die Frage war logisch. Sie selbst hatte davon angefangen, also konnte sie niemandem einen Vorwurf machen. Erst denken, dann reden! Ihr fiel ein, dass das eine hervorragende Eigenschaft war, eine Eigenschaft, die sie sich unbedingt aneignen musste.
„Wir haben nicht dasselbe gewollt.“
Was irgendwie stimmte. Das größere Problem war jedoch, dass er das bisschen Selbstbewusstsein, das ihr noch geblieben war, vernichtet hatte. Aber darüber wollte sie nicht reden. Obendrein war sie überzeugt davon, dass niemand ihr das ohne ihr Einverständnis hätte nehmen können, also wusste sie auch, dass es ihr eigener Fehler war.
„Sein Pech.“
Simons Worte überraschten sie.
„Danke.“ Sie legte den Kopf zur Seite. „Sie sind ganz anders als vorher.“
„Weniger Stock-im-Arsch?“
Sie zuckte zusammen. „Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Das war gemein. Sie hatten recht, Fluffy hätte wirklich einigen Schaden anrichten können.“
„Aber das hat sie nicht. Manchmal bin ich ein wenig
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