Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
mit seinen Händen. „Du bist so schön, dass es manchmal wehtut, dich nur anzuschauen. Deine Augen bestehen aus tausend Schattierungen von Braun und Gold, darin ein paar Spuren von Blau und Grün.“ Er strich mit den Daumen über ihre Wangenknochen. „Deine Sommersprossen sind wie die lebendig gewordene Fantasie über das Mädchen von nebenan. Dein Mund ist sexy und weich, und wenndu lächelst, scheint die Welt ein besserer Ort zu sein. Schwöre, dass du niemals etwas daran ändern wirst. Schwöre es.“
Weitere Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Wow! Das war wirklich gut. Ich wünschte, du wärst damals da gewesen. Ich war ziemlich untröstlich. Jetzt geht es mir besser. Ich habe herausgefunden, dass er ein Idiot ist, und bin nach Hause zurückgekehrt. Aber ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es für dich gewesen sein muss“, fuhr sie fort. „Bitte, Simon. Ich will Liebe mit dir machen, und zwar mit allem, was du bist, nicht nur mit ein paar Teilen von dir.“
Sein Verlangen erlosch wie ein Feuer, das plötzlich unter Schnee begraben wurde. Aber er schickte sich in das Unvermeidliche, nickte einmal und trat zurück.
Da er wusste, dass es keinen Sinn hatte, den Moment hinauszuzögern, beeilte er sich, zog sein Hemd aus der Jeans, knöpfte es auf und streifte es ab. Er warf es auf einen Stuhl in der Ecke des Zimmers und packte den Saum seines einfarbig weißen T-Shirts.
„Was immer du dir vorstellst“, sagte er trocken, „es ist schlimmer.“
Sie nickte kurz. Sichtbare Anzeichen dafür, dass sie sich innerlich wappnete, waren nicht erkennbar, aber Simon vermutete, dass sie es tat und dass die Stimme in ihrem Kopf sie davor warnte, Emotionen zu zeigen.
Er zog sich das T-Shirt über den Kopf und stand nun entblößt vor ihr. Dabei ballte er den Stoff in der Hand und drückte ihn so fest zusammen, als könnte er durch reine Willenskraft alle Narben verschwinden lassen.
Er befahl sich, die Augen zu schließen, denn zusehen würde alles nur noch schlimmer machen. Aber er stellte fest, dass es ihm unmöglich war, den Blick von Montanas Gesicht zu lösen.
Er musste ihr Anerkennung zollen, denn viel hatte sich darin nicht verändert. Ihr Mund war ein wenig angespannt … allerdings nicht aus Ekel, wie er angenommen hatte. Sie wirkte eher nachdenklich, ein wenig traurig. Dann kam sie näher und hob die Hände.
Simon wusste, was sie sah. Die Verbrennungen an Gesicht und Hals waren nicht so schlimm gewesen, aber die an seinem Oberkörper hatten böse, hässliche Narben hinterlassen. Verbrennungen über Verbrennungen, dachte er, während er sich daran erinnerte, wie verzweifelt er versucht hatte, den Flammen zu entkommen, und wie seine Mutter ihn ein zweites Mal hineingestoßen hatte.
Montana würde die unterschiedlichen Farben sehen und die Stellen erkennen, wo das Rot in ein unnatürliches Grau verblasst war. Was sie nicht wissen konnte und was er ihr nicht erzählen würde, war, dass sie an manchen Tagen noch immer schmerzten. Dass er bei einer falschen Bewegung eine quälende Beeinträchtigung seines Bewegungsspielraums empfand. Dass seine Hände zwar verschont geblieben waren, nicht jedoch seine Psyche, und wenn er es am wenigsten erwartete, kehrten die Albträume zurück.
Langsam und ganz leicht strich sie mit den Fingern über seine Haut und ertastete jede Narbe auf seiner Brust. Als sie noch näher trat, hatte er keine Ahnung, was sie vorhatte, und wurde von dem Gefühl überrascht, als sie seine Narben mit dem Mund berührte.
Sein Körper erstarrte. Ein einziges Streifen ihrer Lippen hatte ihn vollkommen unbeweglich gemacht. Wieder und wieder küsste sie ihn und wanderte auf diese Weise langsam weiter zu seinem Rücken, wo er gleichfalls ihre zärtliche Berührung und die süße Liebkosung ihres Mundes fühlen konnte.
Es war eine Form der Akzeptanz, die er sich nie vorgestellt hatte. Ein instinktiver Wunsch zu heilen. Die Aufgabe war unmöglich, aber die Absicht war so rein, dass der Rest seiner Zurückhaltung, seiner Furcht, wie Rauch im Wind verflog. In diesem Augenblick gab es nur die Nacht und die Frau, die er mit einer Verzweiflung begehrte, wie er es nie zuvor erlebt hatte.
Jedoch blieb er weiterhin still stehen, vor allem, um Sicherheit zu gewinnen, aber auch, um ihr Zeit zu geben, ihre Reisezu vollenden. Als sie wieder vor ihm stand, sah er weitere Tränen.
„Die Narben sind ein Teil von dir.“ Sie schlang ihm die Arme um den Hals, stellte sich auf die
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