Kuessen kann schon mal passieren

aussehend, ziemlich italienisch. Du: Mischung aus gut aussehendem italienischen Typ und norddeutschem Hirni.«
    Â»Der Hirni dankt.« Luca grinste schief. »Und in wen würdest du dich am ehesten verknallen?«
    Â»In keinen von euch. Ist ja wohl logisch.«
    Â»Aber wenn du müsstest!«
    Â»Du meinst, wenn man mich hier an die Heizung ketten und auf kleiner Flamme rösten würde?«
    Â»Ja, genau. Bis du einen von uns um Gnade anflehen würdest und ihn ab da an der Backe hättest.«
    Â»Und zum Dank gezwungen wäre ihn anzuhimmeln?«
    Luca nickte und grinste frech.
    Â»Tja, dann …«, sagte ich zweifelnd. »Vielleicht am ehesten noch in Filippo.« Ich langte in ein Glas mit Salzstangen, nahm mir eine Handvoll und knabberte sie so schnell weg, dass ich bestimmt jeden Weltrekord brach. »Aber das sagst du ihm nicht, kapiert?«
    Â»Natürlich nicht. Was denkst du eigentlich von mir?« Luca nippte an seinem Bier. Ȇbrigens glaube ich, dass Filippo ziemlich auf dich steht.«
    Â»Kann gar nicht sein. Ich bin totaler Durchschnitt.«
    Â»Manche Typen mögen so was.«
    Â»Und ich mag es, wenn Jungs und Mädchen auch noch andere Themen haben als Jungs und Mädchen«, hielt ich genervt dagegen.
    Â»Ich will ja bloß verhindern, dass du dich in den Falschen verliebst.«
    Â»So, so. Und du glaubst also, Filippo gehört zu den Falschen?«
    Â»Nicht so sehr wie Anton, aber der Richtige wäre er auch nicht.«
    Ich lachte übertrieben. »Sagt ausgerechnet einer, der sich in die total Verkehrte namens G. verliebt hat.«
    Â»Ich meine ja nur. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass du dich doch mal verknallen möchtest, empfehle ich dir am besten jemanden …« Er brach ab, seine Augen irrten umher, dann sah er wieder mich an. »Offen gestanden jemanden wie Luca Pisani.«
    Â»Ach so ist das! Du meinst einen Klon von dir? Jemand, der genauso blecheimermäßig lacht? Und die gleichen blöden Klamotten trägt?«
    Â»Ja, und einer, der auf dem Rennrad eine Niete ist, sich bescheuerterweise mal die Haare gegelt hat und wie ein Schlosshund mit Vollklatsche singt.«
    Â»Bei so einer Entscheidung hätte ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden«, tat ich entrüstet.
    Â»Spaß beiseite, Sweetie«, sagte Luca und stellte die Bierflasche ab.
    Â»Ja, Schnucki?«
    Ich hatte gedacht, Luca würde lachen, aber er fuhr mit ernster Miene fort: »Ich finde nur, du hast einfach einen Typen verdient, der es ernst mit dir meint. Einen, der dich nicht am laufenden Meter verarscht oder hinter deinem Rücken über dich ablästert, verstehst du? Jemanden, der …«
    Bevor er weitersprechen konnte, ging das Licht aus und Stevie Wonders Happy Birthday erklang. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich eine warme Hand an meinem Nacken, dann ging das Licht wieder an und ein paar Leute aus unserer Klasse schleppten ein Paket in den Schuppen. Regentropfen schimmerten auf dem grünen Lackpapier.
    Während Luca das Paket erwartungsvoll angrinste, scharten sich die Gäste um uns und begannen durcheinanderzurufen.
    Â»Auspacken! Los, auspacken!«
    Â»Alles Gute zum Geburtstag!«
    Â»Auf Lena und Luca!«
    Â»Aufs Dachgeschoss und den Italiener!«
    Â»Na, dann«, sagte Luca. Er tat, als würde er in die Hände spucken, und begann das Papier abzureißen. Ich kam ihm zu Hilfe und war plötzlich total gespannt, was in dem Karton sein könnte. Doch meine Neugier schlug schon im nächsten Moment in Ratlosigkeit um, als wir ein grünes Zelt hervorzerrten. Luca schien ebenso perplex wie ich zu sein. Was um Himmels willen sollten wir auch mit einem Zelt? Wir machten beide keine Campingurlaube und schon gar keine gemeinsamen.
    Â»Okay«, durchbrach Benjamin das gespannte Schweigen. »Vielleicht müssen wir euch auf die Sprünge helfen. Das ist ein Zweimannzelt, so weit klar?«
    Â»Klar«, schnarrte Luca.
    Â»Genau genommen ein romantisches Zelt für romantische Abende«, fuhr Benjamin fort und bekam einen Schluckauf. »Ich meine, wo ihr doch jetzt das romantischste Pärchen seit Romeo und Julia seid.«
    Falls sonst noch etwas gesagt wurde, bekam ich es nicht mehr mit, weil alles grölte und lachte und die Synapsen in meinem Gehirn nicht mehr richtig funktionierten. Statt eines Denkorgans war da nur noch flauschige Watte. Ewa hatte also kein