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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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schlug Luca vor. Er setzte sich auf und betrachtete seinen flachen Bauch, auf dem ein paar einsame Härchen sprossen.
    Â»Dann bleib doch«, sagte ich mehr zum Spaß.
    Â»Kann nicht. Meine Mutter würde mich steinigen. Meine Tante sowieso.«
    Â»Und dein Vater?«, provozierte ich ihn, aber Luca ließ sich nicht aus der Reserve locken und machte nur eine wegwerfende Handbewegung. So als würde ihn das nicht weiter interessieren.
    Jade tätschelte meinen Arm. »Sind doch bloß zwei Wochen, Lena. Das überlebst du schon.« Sie schmatzte ein Küsschen in meine Richtung. »Und falls nicht, kommen wir auf jeden Fall zu deiner Beerdigung, Ehrenwort.«
    Â»He, he!«, mischte sich Luca ein. »Lena soll bitte schön noch am Leben sein, wenn ich zurückkomme.« Seine Zähne blitzten wie Perlen. »Und dann versüße ich dir den Rest der Ferien, versprochen.«
    Wie das im Einzelnen aussehen sollte, verriet er allerdings nicht. Ich konnte nur rätseln und mich auf etwas freuen, was hoffentlich auch tatsächlich geschehen würde.
    Eine Weile beschäftigte sich jeder mit sich selbst. Jade sichtete einige Artikel über Hühnerfarmen und die grausamen Methoden der Züchter, Luca las einen italienischen Roman, ich hatte mir aus unerfindlichen Gründen die Französischgrammatik eingesteckt und blätterte lustlos darin herum.
    Luca schielte über den Rand seines Buches hinweg. »Du lernst Französisch? Ich glaub’s ja wohl nicht!«
    Â»Das hat auch nichts mit Glauben zu tun, sondern mit Tatsachen«, gab ich ein wenig giftig zurück.
    Â»Ich könnte dich abfragen«, bot er sich an.
    Trotzig schüttelte ich den Kopf.
    Â»Oder du kommst am besten gleich mit nach Italien. He, Dachgeschoss, dort könnte ich jeden Tag mit dir lernen.«
    Â»Red keinen Scheiß. Das geht nicht.«
    Â»Wieso Scheiß? Immer ist es gleich Scheiß, wenn man mal spontan sein will!«
    Â»Ich hab kein Geld. Deswegen ist es Scheiß.«
    Â»Dann leg ich dir was aus und nach Italien jobbst du auch bei deinem Onkel.«
    Â»Luca, das ist immer noch Scheiß.«
    Â»Und warum?«
    Â»Weil es eben Scheiß ist, okay?«
    Ich vergrub meinen Kopf zwischen den Armen und hoffte, dass das Thema damit beendet war. Natürlich hätte es mich gereizt, nach Italien zu fahren, aber ganz bestimmt nicht mit Luca und seiner Mutter. Was für eine bizarre Kombination: der Typ, den ich aus Versehen geküsst hatte, plus seiner Mama, die gemeinsam zum Arschloch-Vater und zur Arschloch-Ex fuhren. Eher verdörrte ich doch wie eine Pflaume in der norddeutschen Sonne!
    Luca knickte die gerade gelesene Seite um und stopfte das Buch zurück in seinen Rucksack. »Wer kommt mit ins Wasser?«
    Â»Ich!« Jade sprang auf, als hätte sie ein Insekt gestochen.
    Â»Und du, Lena?« Lucas fragender Blick ruhte auf mir.
    Â»Schwimmen ist auch irgendwie Scheiß«, murmelte ich und hasste mich dafür, dass ich so ein Stimmungskiller war. Was war eigentlich los mit mir? Okay, ich hatte ein mieses Zeugnis bekommen, aber es war Sommer, sechs schulfreie Wochen lagen vor mir, und irgendetwas Spaßiges, das nicht mit Jade oder Luca zusammenhing, würde sich doch wohl finden lassen. Ich hatte auch die letzten Sommerferien überlebt, die Jade an der französischen Atlantikküste verbracht hatte und wo Luca auf der Landkarte meines Hirns lediglich ein blinder Fleck gewesen war.
    Kaum waren die beiden im Getümmel verschwunden, wälzte ich mich auf den Rücken und blickte in den Sommerhimmel, der sich wie ein großes blaues Zelt über mir spannte. Ich schloss die Augen, hörte bloß noch die Kinder kreischen, roch Sonnencreme, Gras und Chlor, und wenn es auch nur ein kurzer Augenblick war, fühlte ich mich fast glücklich. So ganz mit mir allein.
    Â»Ist Luca auch da?« Ich blinzelte gegen die Sonne und erkannte Filippo, der wie eine griechische Statue vor mir aufragte. Im Tre Stelle trug er immer Jeans und schlabberige T-Shirts, jetzt, bloß in Badehose, gab er eine ziemlich gute Figur ab. Er war athletisch gebaut, aber nicht übertrieben muskulös, schlank, aber nicht dürr – irgendwie genau richtig.
    Â»Gerade im Wasser«, stotterte ich mit einiger Verspätung, während ich mich darüber wunderte, dass mich sein Anblick so aus der Fassung brachte. Nie zuvor hatte mich ein Typ in Badehose derart

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