Kuessen kann schon mal passieren
irritiert.
»Darf ich?« Er deutete auf die freie Fläche neben mir.
»Klar. Ich hab den Rasen ja nicht gepachtet.«
Filippo hockte sich im Schneidersitz neben mich, rupfte hier einen Halm, dort eine Kleeblüte ab. Gut, dass Jade das nicht mitbekam â¦
»Ich würde so gern mal ein vierblättriges Kleeblatt finden«, murmelte Filippo mit seinem schmeichelnden Akzent. »Soll ja Glück bringen. Si dice  â¦Â«
Ich nickte und hoffte, dass er sein Kleeblatt endlich finden und wieder abzischen würde. Was sollte ich auch mit ihm reden? Doch im Gegenteil schien er es sich erst richtig bequem zu machen. »Fährst du auch in den Ferien weg?«, erkundigte er sich.
»Nö.« Und etwas genervt brummte ich hinterher: »Ist ja auch hier schön.«
»Giusto.« Filippo zupfte eine Kleeblüte ab und hielt sie mir wie ein Geschenk hin. »Und ich habe auch was davon.«
»Ach ja?« Ich streckte mich auf meinem Badetuch aus. »Meinst du, ich lasse mich jeden Tag im Tre Stelle blicken und kurbele den Eisumsatz an?«
»Wäre schön.« Bevor er weiterreden konnte, kam Luca, gefolgt von Jade, über den Rasen geflitzt. Er schüttelte seine Haare, so dass das Wasser in alle Richtungen spritzte. Jade kreischte und kicherte, als wäre sie in einer Zeitmaschine gute zehn Jahre rückwärts gereist.
Filippo stieà mich an und raunte mir zu: »Zwischen den Turteltäubchen läuft doch was.« Dabei sah er mich so vorwurfsvoll an, als wäre ich schuld daran, dass die beiden sich wie die Babys aufführten.
»Quatsch«, widersprach ich, obwohl mir selbst Zweifel kamen. Das letzte Mal, als ich Jade so albern erlebt hatte, war sie scharf auf Anton gewesen. Ratten-mega-giga-scharf. Aber Luca? Er war fast einen Kopf kleiner als sie und auÃerdem gar nicht ihr Typ. Die beiden waren einfach ferienreif â und basta. Doch im gleichen MaÃe, wie mich ihr Geschäker zu beunruhigen begann, war ich mit einem Mal froh, dass sie bald weg sein würden. Jeder für sich in seinen eigenen Ferien.
»Dai!«, rief Filippo seinem Freund zu. »Hör auf die Braut anzugraben.«
»Idiota.« Luca lieà sich neben Filippo fallen und legte seinen nassen Arm um dessen Schulter. Im direkten Vergleich schnitt Luca erbärmlich ab. Ein kümmerliches Fischstäbchen neben einem knusprig gebratenen Filetstück.
Lucas Hand schnellte vor, er boxte mich und wollte wissen, warum ich so grinste.
»Nur so.«
»Du lügst.«
Manchmal war es einfach besser, die Wahrheit zu verschweigen, also sagte ich: »Ihr seht euch irgendwie ähnlich.«
»Wir?«, fragte Luca, als stünden noch etliche Jungs um uns herum, doch Filippo nahm es mit Humor und meinte: »Jetzt mach aber mal ânen Punkt. Ich hab bestimmt nicht solche Sono-così-innamorato-di-te- Augen.«
»Bitte was für Augen?«, hakte Jade nach.
»Ich-bin-so-in-dich-verliebt-Augen.«
Meine Freundin kicherte, woraufhin Luca sich prompt beschwerte, er sei kein bisschen verliebt, nicht mal in das Schokoeis, das er sich gleich im Tre Stelle genehmigen würde. Dabei glitt sein Blick immer wieder wie zufällig zu Jade, was mir einen Stich versetzte. In diesen wenigen Sekunden fühlte ich mich wie ausgeblendet. Als hätte ich niemals als beste Freundin existiert. Traurig drehte ich mich auf den Bauch und lieà ihr Geplänkel über mich hinwegrauschen. Es ging irgendwie um Jades Anti-Käfigeier-Kampagne, aber auch um KörbchengröÃen und Meteoriten, die auf die Erde krachten. Falls ihr Gelaber einen tieferen Sinn hatte, erschloss er sich mir nicht.
Später lud Filippo uns auf ein Eis ins Tre Stelle ein. Ich hatte eigentlich keine Lust und ging nur mit, um keine Spielverderberin zu sein, wo es doch der letzte Abend war, bevor Jade und Luca abdampften. Doch selbst als ich das köstlichste Vanilleeis der Welt vor mir hatte, fühlte ich mich immer noch fehl am Platz. Aber was erwartete ich eigentlich? Dass wir uns gegenseitig versicherten, was für groÃartige Freunde wir waren, wie sehr wir uns vermissen würden und dass es eigentlich gar nicht ohne die anderen ging? Stattdessen flogen die Witze hin und her und Jade und Luca überboten sich gegenseitig an Albernheiten. Anton schien in weite, sehr, sehr weite Ferne gerückt zu sein.
Als ich von der Toilette kam, traf ich auf Filippo, der frische Heidelbeeren in
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