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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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die Küche trug. »Tutto bene?«
    Â»Häh?«, machte ich.
    Er stellte den Plastikbehälter ab und wischte sich die Hände an seinem Schlabber-T-Shirt ab. »Alles klar?«
    Â»Was geht dich das an?«, fuhr ich ihn schnippisch an.
    Statt etwas zu erwidern, strich er mir über die Wange, so wie Mama das manchmal tat, wenn sie mich trösten wollte. Doch anders als bei Mama fing es im Bauch an zu prickeln, als hätte ich aus Versehen Brausepulver verschluckt. »Wenn du ihn liebst«, sagte Filippo, »dann musst du ihn dir schnappen und nicht dabei zusehen, wie deine beste Freundin ihn dir wegnimmt.«
    Â»Bitte, was?« Ich trat einen Schritt zurück und lehnte mich gegen die Wand.
    Â»Du hast mich schon verstanden.«
    Â»Ich bin nicht in Luca verliebt. Er ist nur mein Freund.«
    Â»Oh, sorry, da hab ich mich wohl geirrt.« Filippo stand für einen Moment die Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben, doch als ich mich umdrehte und den Gang zum Lokal zurückeilte, hörte ich ihn murmeln: »Tanto meglio.«
    Was auch immer das heißen mochte – es klang verheißungsvoll, romantisch und auch ein bisschen sexy.
    Später an der Bushaltestelle umarmte ich Jade so fest, als könnte sie mir in den Ferien abhandenkommen. Ich wünschte ihr eine schöne Zeit und bat sie, mir so oft wie möglich zu simsen. Sie versprach es, breitete im nächsten Augenblick ihre Arme wie Flügel aus und fiel Luca um den Hals. Küsschen links, Küsschen rechts, schmatz-schmatz, die beiden wollten gar nicht mehr damit aufhören.
    Â»Jetzt reicht’s langsam«, murrte ich, doch Jade meinte nur lachend, sie müsse schließlich ihren Küsschenvorrat für die Ferien auffüllen. Dann stieg sie, ihren Rucksack mit den Schwimmsachen schwenkend, in den Bus.
    Luca lief still und in sich gekehrt nach Hause. Ich klebte ihm an den Fersen, konnte kaum Schritt halten. Vielleicht war alles gesagt. Vielleicht dachte er aber auch an Dinge, die mich nichts angingen. Oder er hatte mich längst aus seinem Leben verbannt. Weil Jade lustig und unkompliziert war, nicht so ein Stimmungstöter wie ich.
    Erst als wir in die Rankestraße einbogen, sah er mich mit seinen samtweichen Augen an und meinte: »Ich bin ja bald wieder da, Lena. Und dann knipse ich für dich den Sommer an. Versprochen.«
    Er klang so sehr nach Abschied, dass ich fast weinen musste. Von wegen gefühlskalt. Ich hätte mit jeder Heulsuse dieser Welt mithalten können, und um nicht gleich einen ganzen Wasserfall an Tränen zu vergießen, nickte ich bloß.
    Luca knuffte mich. »Mach keinen Unsinn, okay?«
    Â»Du aber auch nicht«, entgegnete ich, ohne selbst zu wissen, was genau ich damit meinte. Dass er nichts mit seiner Ex anfing? Sich keine neue beste Freundin zulegte? Oder gar mit Jade per SMS anbändelte?
    Â»Ciao, Sweetie«, sagte er und drückte mich kurz an sich.
    Â»Ciao, Luca.«
    Er ging, ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und dann stahl ich mich in meine einsamen, traurigen Langweilerferien davon.

10.
    Die ersten Ferientage verstrichen, ohne dass sich mein Glückskonto groß verzinste, aber ich rutschte auch nicht weiter ins Minus. Es war okay so, wie es war. Ich half Onkel Paul im Laden (Blumensträuße binden, Schnittblumenreste zusammenfegen, Geldrollen zur Bank bringen) oder lungerte bei Mama im Krimskramsladen herum. Ihre nette Chefin Frau XXL – ich nannte sie so, weil ihre Brüste groß wie Melonen waren – hatte nichts dagegen. Sie ließ mich Latte macchiato und kleine Törtchen holen und damit machten wir drei es uns dann zwischen all den Souvenirartikeln gemütlich. Falls Kundschaft hereinschneite oder sonst irgendwie Arbeit anstand, blätterte ich Stapel an Klatschpresse durch, bis ich über jede Entgleisung der Schönen und Reichen informiert war.
    Eines Nachmittags – das Thermometer war auf 33 Grad geklettert und meine Mutter hing nur noch in den Seilen – übertrug mir Frau XXL die ehrenvolle Aufgabe, das Schaufenster neu zu dekorieren. Mama geriet allein bei der Vorstellung in Panik, wohl weil sie mein unaufgeräumtes Zimmer vor Augen hatte, das ich ihr gerne als kreatives Chaos zu verkaufen versuchte.
    Eine Idee musste her. Ich grübelte eine Weile – jede Idee unbrauchbar –, als ein Grüppchen essender Kinder in den Laden schneite. Fauler Nachmittag

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