Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
Warum hast du das gemacht?«
»Weil niemand mehr vor dir sicher war, wenn du mit Henrys Riesenschlitten unterwegs warst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis du ein paar Schulkinder um die Ecke gebracht hättest.«
Sie sah zu ihm auf und betrachtete sein dunkles Profil. »Lügner.«
»Glaub, was du willst«, wehrte er ab und weigerte sich zuzugeben, dass ihm etwas an ihr lag.
»Was bin ich dir schuldig?«
»Sieh es als Weihnachtsgeschenk an.«
Sie traten vom Bürgersteig auf den Parkplatz und schlängelten sich zwischen einem Ford Bronco und einem Lieferwagen durch. »Ich hab aber kein Geschenk für dich.«
»Doch, das hast du.« Er blieb stehen, hob ihre Hand an seinen Mund und strich mit den Lippen über ihre Fingerknöchel. »Wenn ich nicht unverschämt und anmaßend bin … Was bin ich dann?«
In der Dunkelheit konnte sie seine Gesichtszüge nicht klar erkennen, doch sie brauchte seine Augen nicht zu sehen, um zu wissen, dass er ihr nun direkt ins Gesicht sah. Sie spürte seinen Blick so klar und deutlich wie seine Berührung. »Du bist …« Sie schmolz dahin, mitten auf dem Parkplatz, obwohl es eisig kalt war und ihre Füße durchgefroren waren. Sie wollte mit ihm zusammen sein. »Du bist der Mann, an den ich die ganze Zeit denke.« Sie entzog ihm ihre Hand und reckte sich auf die Fußballen. »Ich denke an dein schönes Gesicht, deine breiten Schultern und an deine Lippen.« Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihn an sich. Er fuhr mit der Hand über ihren Rücken und hielt sie fest. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie vergrub ihre kalte Nase knapp unter seinem Ohr. »Und ich stelle mir vor, dich zu lecken.«
Seine Hände stoppten abrupt.
»Überall.« Sie berührte ihn mit der Zungenspitze am Hals.
»Um Himmels willen«, stöhnte er. »Wann triffst du dich mit deinen Freunden?«
»Welchen Freunden?«
»Du hast doch gesagt, dass du dich heute noch mit Freunden triffst.«
»Ach ja.« Sie hatte ihre Lüge glatt vergessen. »Das ist nicht wichtig. Sie vermissen mich nicht, wenn ich nicht aufkreuze.«
Er machte sich von ihr los und sah sie an. »Und die Hunde?«
»Die muss ich wirklich kurz rauslassen. Was ist mit Gail?«
»Ich hab doch gesagt, du brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen.«
»Triffst du dich mit ihr?«
»Ich treffe sie.«
»Schläfst du auch mit ihr?«
Obwohl es dunkel war, konnte sie erkennen, wie er die Stirn runzelte. »Nein.«
Delaney ging das Herz auf, und sie verschlang ihn förmlich mit einem innigen Kuss, der sie beide atemlos machte. »Komm mit mir.«
»Zu Henry?«
»Ja.«
Er schwieg, und sie hatte keine Ahnung, was er dachte. »Wir treffen uns dort«, willigte er schließlich ein. »Ich muss erst noch mit Louie reden und dann schnell in die Drogerie.«
Sie konnte sich denken, warum. Er presste seine Lippen auf ihre, und weg war er. Sie sah ihm nach, wie er mit langen, selbstsicheren Schritten zurück in den Park lief.
Während der Fahrt zu ihrer Mutter versuchte sie sich einzureden, dass Nick ihr heute Nacht gehörte und alles andere unwichtig war. Sie spürte das leichte Vibrieren der Spikes, die sich in den Schnee gruben und auf den Asphalt trafen, und sagte sich, dass diese eine Nacht genügte.
Als sie die Tür zum Haus ihrer Mutter aufschloss, begrüßten Duke und Dolores sie schon schwanzwedelnd im Flur und schleckten sie von oben bis unten ab. Sie ließ die beiden raus
und blieb auf dem Bürgersteig stehen, während sie in den Schnee sprangen und bis zu den Bäuchen darin versanken. Ihr braunes Fell hob sich deutlich von der weißen Winterlandschaft ab. Diesmal hatte sie an ihre Handschuhe gedacht und warf ein paar Schneebälle, die Duke mit dem Maul auffing.
Vielleicht konnte sie Nick davon überzeugen, dass sie ihm genügte. Sie wollte ihm nur allzu gern glauben, dass er keine andere hatte. Sie wollte ihm glauben, dass er nicht mit Gail schlief, doch sie traute ihm nicht ganz. Sie warf einen Schneeball nach Dolores. Er erwischte die Hündin an der Seite, und sie blickte verwirrt auf. Delaney wusste, dass zwischen ihnen mehr war als nur Sex, und Nick musste es auch wissen. Sie sah es an seinen Blicken, die heiß und intensiv waren, und vielleicht würde er nach heute Nacht nur noch sie wollen.
Ich kann keiner Frau treu sein, und du hast kein Argument vorgebracht, das mich zu einem Versuch motivieren könnte.
Er begehrte sie, sie begehrte ihn, aber er liebte sie nicht. Sie hingegen liebte ihn so sehr, dass es wehtat. Ihre
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