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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Adern das Blut von Generationen misstrauischer, verschlossener Basken floss. Ihre dunklen Augen verengten sich. »Nimm dich in Acht vor ihr. Sie ist so gierig wie ihre Mutter.«
    Nick bezweifelte ernsthaft, dass er sich vor Delaney in Acht nehmen musste. Gestern Abend, als er sie zum Haus ihrer Mutter fuhr, hatte sie in seinem Jeep gesessen und eine Superimitation einer Statue abgeliefert. Das Mondlicht hatte ihr Profil in graue Schatten gegossen, und er hatte gewusst, dass sie total angekotzt war. Und nach seinem Auftritt heute war er sich ziemlich sicher, dass sie ihn meiden würde wie die Pest.
    »Versprich es mir, Nick«, fuhr seine Mutter fort. »Sie hat dir schon immer Probleme bereitet. Nimm dich in Acht.«
    »Geht klar.«
    Louie grunzte skeptisch.
    Nick stierte seinen Bruder finster an und wechselte bewusst das Thema. »Wie geht’s Sophie?«
    »Sie kommt morgen nach Hause«, antwortete Louie.
    »Das sind ja wunderbare Neuigkeiten.« Benita lächelte erfreut und legte eine Scheibe Brot neben ihre Schale.
    »Ich hatte gehofft, noch ein bisschen mehr Zeit allein mit Lisa zu haben, bevor ich Sophie von der Hochzeit erzähle«, erklärte Louie. »Ich weiß nicht, wie sie es aufnehmen wird.«
    »Sie wird sich schon an ihre neue Stiefmutter gewöhnen. Alles wird sich zum Guten wenden«, prophezeite Benita. Sie mochte Lisa ganz gern, aber leider war sie weder Baskin noch Katholikin, was bedeutete, dass Louie nicht kirchlich heiraten durfte. Dass Louie geschieden war und sowieso nicht kirchlich heiraten durfte, spielte dabei keine Rolle. Benita machte sich keine Sorgen um Louie. Louie würde schon klarkommen. Aber Nick … Um Nick machte sie sich Sorgen. Das hatte sie schon immer. Und jetzt war auch noch dieses Mädchen wieder da, und sie musste sich noch mehr Sorgen machen.
    Benita hasste alles mit dem Nachnamen Shaw. Am meisten hasste sie Henry dafür, wie er ihren Sohn und sie behandelt hatte, doch sie hasste auch dieses Mädchen und deren Mutter. Jahrelang hatte sie zusehen müssen, wie Delaney in schicken Klamotten herumstolzierte, während Benita Louies abgelegte Kleidungsstücke für Nick flicken musste. Delaney bekam neue Fahrräder und teures Spielzeug, während Nick leer ausging oder sich mit Gebrauchtem zufriedengeben musste. Und während sie zusah, wie Delaney mehr bekam, als ein kleines Mädchen brauchte, hatte sie auch ihren Sohn beobachtet, wie
er die Schultern stolz durchdrückte und den Kopf hoch hielt. Ein stoischer kleiner Bursche. Und jedes Mal, wenn sie ihn sah, wie er so tat, als machte es ihm nichts aus, blutete ihr das Herz. Jedes Mal, wenn sie sah, wie er dieses Mädchen beobachtete, wurde sie noch ein wenig verbitterter.
    Benita war stolz auf ihre beiden Söhne und liebte sie gleichermaßen. Doch Nick war anders als Louie. Nick war sehr sensibel.
    Sie schaute ihren Sohn über den Tisch hinweg an. Nick würde ihr immer das Herz brechen.

VIER
    Die Hundekottüte aus Plastik, die sie dabei hatte, erschien Delaney wie eine armselige Metapher für ihr Leben. Ein Riesenhaufen Scheiße, genau das war’s. Seit sie ihre Seele verkauft hatte, war ihr Leben genau das, und sie sah keine Möglichkeit, dass sich das in den nächsten elf Monaten ändern würde. Fast alle ihre Sachen lagerten in einem Speicher am Stadtrand, und ihre liebsten Gefährten waren die zwei Weimaraner, die neben ihr hertrotteten.
    Für die Entscheidung, Henrys Bedingungen zu akzeptieren, hatte sie keine fünf Stunden gebraucht. Eine schrecklich kurze Zeitspanne, aber sie wollte das Geld. Man hatte ihr eine einwöchige Gnadenfrist zugestanden, um nach Phoenix zu fahren, ihren Job zu kündigen und ihre Wohnung aufzulösen. Der Abschied von ihren Freundinnen im Salon Valentina war ihr schwergefallen, der Abschied von ihrer Freiheit noch schwerer. Es war erst einen Monat her, doch es kam ihr vor, als säße sie schon ein Jahr im Gefängnis.
    Sie hatte keine Arbeit, trug stinklangweilige Klamotten und wohnte bei ihrer Mutter.
    Die heiße Sonne knallte ihr auf den Kopf, während sie die Grey Squirrel Lane entlang zur Stadtmitte spazierte. Vor zehn Jahren hatten die meisten Straßen in Truly keine Namen gehabt. Sie hatten auch keine gebraucht, doch mit dem jüngsten Zustrom von Sommergästen und dem Immobilienboom hatte sich der Stadtrat völlig verausgabt und sich wirklich originelle
Straßennamen einfallen lassen, die allesamt Nagetieren gewidmet waren. Seit ihrer Rückkehr waren ihr auch viele andere Veränderungen aufgefallen. Das

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