Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
Salon jedes Mal, wenn sie durch die Stadt fuhr, geschlossen hatte.
»Hey du, alles klar?«
Delaney erkannte Lisas Stimme und drehte sich zu ihrer Freundin um. Es überraschte sie nicht, Louie an ihrer Seite zu sehen. Sein Blick war direkt und ein bisschen irritierend. Aber vielleicht empfand sie es auch nur so, weil er Nicks Bruder war. »Ich hab mir nur den Salon angesehen«, antwortete sie.
»Ich muss jetzt los, alu gozo «, sagte Louie bedauernd, senkte den Kopf und küsste seine Verlobte. Der Kuss zog sich hin, und Delaney fixierte verlegen einen Punkt zwischen Dukes Ohren. Sie hatte seit über einem Jahr keinen Freund mehr gehabt, und die Beziehung hatte nicht länger als vier Monate gehalten. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann ein Mann sie das letzte Mal geküsst hatte, als wollte er sie mit Haut und Haar verschlingen und als sei es ihm egal, wer dabei zuschaute.
»Wir sehen uns, Delaney.«
Sie blickte auf. »Tschau, Louie.« Sie schaute ihm nach, als er in dem Gebäude neben dem Salon verschwand. Vielleicht fand sie ihn auch irritierend, weil er, genau wie sein Bruder, sehr männlich war. Nick war größer, athletischer, wie eine Statue; Louie war gebaut wie ein Stier. Einen Allegrezza würde man nie mit einem Versace-Halstuch oder in einer knappen Speedo-Badehose rumlaufen sehen. »Was bedeutet alu gozo ?«, fragte sie neugierig und verknotete sich bei den Fremdwörtern fast die Zunge.
»Das ist ein Kosename wie süßer Fratz. Louie kann so romantisch sein.«
Unerwarteter Neid packte sie. »Was machst du so?«
Lisa ließ sich auf ein Knie nieder und kraulte Duke und Dolores unterm Kinn. »Ich hab Louie zum Mittagessen abgeholt und ihn gerade wieder zurückgebracht.«
»Wo wart ihr denn?«
Lisa grinste vielsagend, während die Hunde ihr die Hände leckten. »Bei mir.«
Delaney verspürte einen eifersüchtigen Stich und stellte fest, dass sie wohl einsamer war, als sie sich eingestand. Heute war der vierte Juli. Ein Freitagabend. Ein langes, leeres Wochenende lag vor ihr. Sie vermisste ihre Freundinnen aus Phoenix. Sie vermisste ihr ausgefülltes Leben.
»Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Was machst du heute Abend?«, fragte Lisa.
Absolut nichts, dachte sie. »Ich weiß noch nicht.«
»Louie und ich haben ein paar Freunde eingeladen. Ich will, dass du auch kommst. Sein Haus liegt in der Horseshoe Bay, nicht weit von der Stelle, wo das Feuerwerk über den See abgefeuert wird. Von seinem Strand aus ist der Anblick sehr beeindruckend.«
Delaney Shaw bei Louie Allegrezza? Nicks Bruder? Mrs Allegrezzas Sohn? Neulich hatte sie Benita im Lebensmittelgeschäft gesehen, und alles, was sie von der Frau wusste, traf noch immer zu. Niemand konnte so tiefste Geringschätzung zum Ausdruck bringen wie Benita Allegrezza. Niemand konnte mit einem einzigen Blick sowohl Überlegenheit als auch Verachtung ausdrücken. »Ach, lieber nicht, aber vielen Dank.«
»Feigling.« Lisa stand auf und wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab.
»Ich bin kein Feigling.« Delaney verlagerte ihr Gewicht auf einen Fuß und legte den Kopf schief. »Ich will nur nicht wo hingehen, wo ich sowieso nicht willkommen bin.«
»Aber du bist willkommen! Ich hab mit Louie darüber gesprochen, und er hat kein Problem damit.« Lisa holte tief Luft und behauptete: »Er hat gesagt, er mag dich.«
Delaney lachte. »Lügnerin.«
»Okay, er hat gesagt, er würde dich nicht kennen . Aber wenn er dich kennen lernt, wird er dich auch mögen.«
»Kommt Nick auch?« Um das lange Jahr zu überstehen, war eins ihrer Hauptanliegen, ihm soweit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Er war unverschämt und ordinär und erinnerte sie absichtlich an Dinge, die man besser vergaß. Sie saß zwar in derselben Stadt fest wie er, aber das hieß nicht, dass sie gesellschaftlich mit ihm verkehren musste.
»Nick will mit ein paar Freunden auf den See rausfahren, also wird er nicht dabei sein.«
»Und Mrs Allegrezza?«
Lisa schaute sie entgeistert an. »Natürlich nicht. Louie will ein paar seiner Angestellten einladen, und Sophie wird mit ein paar Freundinnen da sein. Wir treffen uns so gegen sechs, und es gibt Hot-Dogs und Hamburger. Du solltest auch kommen. Was willst du denn sonst machen?«
»Tja, ich wollte mir den Umzug ansehen.«
»Der ist um sechs vorbei, Delaney. Du willst doch nicht allein zu Hause hocken, oder?«
Ihre offensichtliche Kontaktarmut war Delaney peinlich, und sie schaute verlegen zu »Sterling Immobilien«
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