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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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würde, doch dass er eine Bedingung stellen würde, die darauf beruhte, was Nick mit Delaney tat oder nicht, hätte er nicht geglaubt. Warum gerade sie? Eine üble Vorahnung überkam ihn, und er fürchtete, die Antwort zu kennen. Es klang pervers, aber er hatte das Gefühl, dass Henry versuchte, die Mutter seines Enkels für ihn auszusuchen.
    Aus Gründen, die er nicht allzu genau analysieren wollte, hatte Delaney ihm immer schon Probleme bereitet. Von Anfang an. Wie damals, als sie vor der Schule gestanden hatte, in einen schicken, blauen Mantel mit weißem Pelzkragen eingemummelt, ihr blondes Haar ein Wust aus glänzenden Locken, die ihr Gesicht umrahmten. Sie hatte ihn mit großen, braunen Augen angeschaut, und ein leises Lächeln hatte ihre rosa Lippen umspielt. Ihm hatten sich Brust und Kehle zugeschnürt, und bevor er wusste, was er tat, hatte er schon einen Schneeball aufgehoben und ihr mitten auf die Stirn gepfeffert. Er hatte keine Ahnung, warum er es getan hatte, doch es war das einzige Mal, dass seine Mutter ihm mit einem Gürtel den Hintern versohlte. Nicht so sehr, weil er Delaney verletzt hatte, sondern weil er ein Mädchen verletzt hatte. Als er sie das nächste Mal in der Schule sah, wirkte sie mit ihren genau gleich blauen Augen wie Zorro. Bei ihrem Anblick war ihm kotzübel geworden, und am liebsten wäre er nach Hause gerannt und hätte sich verkrochen. Er hatte versucht, sich bei ihr zu entschuldigen, doch sie war immer abgehauen, wenn sie ihn kommen sah. Das konnte er ihr wohl nicht verübeln.
    Und nach all den Jahren hatte sie immer noch so eine Art, ihn zu reizen. Es lag daran, wie sie ihn manchmal ansah. Als wäre er der letzte Dreck. Oder noch schlimmer, wenn sie durch ihn hindurchsah , als existierte er nicht einmal. Dann würde er sie am liebsten kneifen, nur um zu hören, wie sie Autsch sagte.
    Aber heute hatte er nicht vorgehabt, sie zu verletzen oder
zu provozieren. Jedenfalls nicht, bis sie ihm diesen »Du-bist-Abschaum«-Blick zugeworfen hatte. Doch Henrys Testament hatte ihn provoziert. Allein der Gedanke daran kotzte ihn an. Er dachte an Henry und Delaney, und wieder beschlich ihn das ungute Gefühl.
    Nick griff nach dem Zündschlüssel und fuhr zurück in die Stadt. Er hatte ein paar Fragen, und Max Harrison war der Einzige, der die Antworten kannte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Anwalt, als Nick in sein geräumiges Büro im vorderen Teil des Gebäudes geführt wurde.
    Nick verschwendete keine Zeit mit überflüssigem Smalltalk. »Ist Henrys Testament rechtlich zulässig, und kann ich es anfechten?«
    »Wie ich Ihnen vorhin bei der Testamentsverlesung schon sagte, ist es rechtlich zulässig. Sie können Ihr Geld gern für ein Anfechtungsverfahren vergeuden.« Max warf Nick einen misstrauischen Blick zu, bevor er hinzufügte: »Aber Sie werden nicht gewinnen.«
    »Warum hat er das getan? Ich habe da so einen Verdacht.«
    Max musterte den jüngeren Mann, der in seinem Büro stand. Hinter der kühlen Fassade lauerten unberechenbare und intensive Emotionen. Max mochte Allegrezza nicht. Ihm gefiel nicht, wie er sich vorhin benommen hatte. Er missbilligte die Respektlosigkeit, die er Gwen und Delaney gegenüber an den Tag gelegt hatte; in weiblicher Gesellschaft sollte ein Mann niemals fluchen. Doch Henrys Testament hatte ihm noch weniger gefallen. Er setzte sich in den Ledersessel hinter seinem Schreibtisch, und Nick nahm ihm gegenüber Platz. »Wie lautet Ihr Verdacht?«
    Nick richtete seinen eisigen Blick auf Max und sagte ohne Umschweife: »Henry will, dass ich Delaney schwängere.«
    Max überlegte, ob er Nick die Wahrheit sagen sollte. Er empfand seinem ehemaligen Mandanten gegenüber weder Zuneigung noch Loyalität. Henry war ein sehr schwieriger Mann gewesen und hatte wiederholt seinen professionellen Rat ignoriert. Er hatte Henry ausdrücklich davor gewarnt, ein so kapriziöses und wahrscheinlich emotional verletzendes Testament aufzusetzen, doch Henry Shaw musste immer seinen Willen durchsetzen, und Max verdiente zu gut an seinem Mandanten, um ihn an einen Kollegen weiterzureichen. »Ich glaube, das war seine Absicht, ja«, antwortete er wahrheitsgemäß, vielleicht weil er sich wegen der Rolle, die er beim Aufsetzen des Testaments gespielt hatte, schuldig fühlte.
    »Warum hat er es dann nicht so ins Testament geschrieben?«
    »Henry hatte zwei Gründe, sein Testament in dieser Form aufzusetzen. Erstens bezweifelte er, dass Sie einwilligen würden, für Immobilien

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