Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
auf der anderen Straßenseite. Sie dachte an den langen Abend, der vor ihr lag. Was sollte sie nach Glücksrad schon machen? »Tja, ich könnte ja mal kurz vorbeischauen. Wenn Louie auch wirklich nichts dagegen hat.«
    Lisa tat Delaneys Besorgnis mit einer ungeduldigen Handbewegung ab und schickte sich an weiterzugehen. »Ich hab dir doch gesagt, wir haben darüber gesprochen, und er hat nichts dagegen. Wenn er dich erst mal kennen lernt, mag er dich auch.«
    Nachdenklich sah Delaney ihrer Freundin nach. Sie war da nicht so optimistisch. Louie war Nicks Bruder, und die Spannung und Feindseligkeit zwischen Nick und ihr waren greifbar. Seit der Testamentseröffnung hatte sie nicht mehr mit Nick gesprochen, ihn dafür aber mehrmals gesehen. Sie hatte ihn gesehen, als er auf seiner Harley die Wagon Wheel Road entlangfegte, und wenige Tage später, als er mit einer Rothaarigen im Arm Mort’s betrat. Und zuletzt an der Kreuzung zwischen Main und First. Sie musste an der Ampel halten, und er überquerte vor ihr die Straße. Ich weiß nicht, Frank. Sie ist ziemlich heiß. Was, wenn ich mich einfach nicht beherrschen kann?
    Beim Gedanken daran brannten ihre Wangen vor Scham, und sie umklammerte das Lenkrad fester. Nick war in eine Aktenmappe vertieft, und sie fragte sich, was er täte, wenn sie ihn ganz aus Versehen anfuhr? Wenn ihr Fuß von der Bremse rutschte und aufs Gas kam? Wenn sie ihn versehentlich niedermähte und dann zurücksetzte, um auf Nummer sicher zu gehen?
    Sie ließ den Motor des Miata aufheulen wie ein weiblicher Michael Schumacher, der auf das Senken der Flagge wartet. Dann ließ sie die Kupplung nur so weit kommen, dass der Wagen einen Satz auf den Fußgängerüberweg machte. Nick riss den Kopf hoch und brachte sich mit einem beherzten Sprung in Sicherheit. Er zog wütend die Augenbrauen zusammen, und seine kühlen, grauen Augen bohrten sich in ihre. Nur den Bruchteil einer Sekunde später, und die Stoßstange hätte sein rechtes Bein gestreift.
    Sie hatte ihn unschuldig angelächelt. In dem Moment war das Leben schön gewesen.
     
    Delaney überlegte stundenlang hin und her, ob sie sich auf Lisas Party blicken lassen sollte. Sie hatte sich immer noch zu keiner Entscheidung durchgerungen, als sie sich bei dem Gedanken ertappte, dass sie sich am liebsten mit einem Stoß Zeitschriften und einem Glas Wein zu Hause eingeigelt hätte. Sie war jetzt neunundzwanzig, und wenn sie nicht schnell etwas unternahm, würde sie sich noch zu einem dieser Heimchen entwickeln, die sich Mützen aufsetzten, statt sich die Haare zu waschen, und ihre roten Plateauschuhe gegen Waldbrandaustreter eintauschten. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, warf sie sich in einen schwarzen Stehkragenpullover und eine hellgrüne Stepplederweste. Auch ihre Jeans war schwarz, während die Stiefeletten farblich zur Weste passten. Sie knetete Schaumfestiger in ihre weichen Locken und hängte sich kleine Goldringe in die vier Löcher, die sie in jedem Ohr hatte.
    Als Delaney auf der Party aufkreuzte, war es kurz nach acht. Drei dreizehnjährige Mädchen öffneten ihr kichernd die Tür und führten sie in den hinteren Teil des geräumigen Hauses, das aus Flussgestein und Zedernholz gebaut war.
    »Sie sind alle da hinten«, informierte sie das dunkeläugige
Mädchen. »Wollen Sie Ihre Handtasche im Schlafzimmer lassen?«
    Sie hatte ihre Geldbörse und einen bordeauxroten Lippenstift in eine kleine Lacklederhandtasche geschoben, die wie eine Hutschachtel aussah. Den Verlust ihrer Geldbörse könnte sie verkraften, aber ihren Estée-Lauder-Lippenstift konnte sie ein Jahr lang nicht ersetzen. »Nein, danke. Bist du Sophie?«
    Das Mädchen warf Delaney einen Blick über die Schulter zu, während sie die Küche durchquerten. »Ja. Und Sie?«
    Sophie hatte eine Zahnspange, Pickel und wunderschönes, dichtes Haar mit schrecklich trockenen, gespaltenen Spitzen. Gespaltene Spitzen machten Delaney verrückt. Sie waren wie ein schiefes Bild, das einem keine Ruhe ließ, bis es geradegehängt wurde. »Ich bin Delaney, Lisas Freundin.«
    Sophies Kopf schnellte herum, und sie riss entsetzt die Augen auf. »O mein Gott! Grandma hat neulich über Sie gesprochen.«
    Sophies Miene nach zu urteilen hatte Benita nicht gerade Komplimente verteilt. »Toll«, murmelte Delaney und lief um die drei Mädchen herum. Sie trat durch eine Flügeltür aus Glas auf die Terrasse. Zwei riesige Gelbkiefern warfen Schatten auf den Sandstrand darunter, und an dem Dock, das auf

Weitere Kostenlose Bücher