Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
muss eine gigantische Motelrechnung haben.«
»Wahrscheinlich.« Lanna lachte.
»Macht Ihnen das nichts aus?«
»Mir? Wenn ich mit ihm ausgehen würde, vielleicht, aber das tue ich nicht. Meine Schwester und ich treffen uns nie mit denselben Männern.«
Delaney war erleichtert, obwohl sie wirklich nicht wusste, warum es ihr etwas ausmachen sollte, ob Nick nun perversen Gruppensex mit wunderschönen Zwillingsschwestern hatte oder nicht. »Und Ihrer Schwester? Macht es ihr denn nichts aus?«
»Eigentlich nicht. Sie sucht keinen Ehemann. Nicht so wie Gail. Gail glaubt, ihn umstimmen zu können, aber das schafft sie nicht. Als Lonna Nick und Sie neulich Abend zusammen tanzen sah, hat sie sich gefragt, ob Sie auch eine seiner Eroberungen sind.«
Delaney drehte den Sessel und ließ die letzte Sektion herunter. »Sind Sie zu mir gekommen, um sich die Haare schneiden zu lassen oder um an Informationen für Ihre Schwester zu kommen?«
»Beides.« Lanna lachte. »Aber Ihre Frisur hat mir auf den ersten Blick gefallen.«
»Danke. Haben Sie je überlegt, sich die Haare kurz schneiden zu lassen?«, fragte sie und lenkte erneut bewusst von Nick ab. »Raspelkurz, wie Halle Berry in Die Familie Feuerstein ?«
»Ich glaube nicht, dass mir ein Kurzhaarschnitt stehen würde.«
»Glauben Sie mir, Sie würden irre aussehen. Sie haben große Augen und die perfekte Kopfform dafür. Mein Kopf ist zu schmal geraten, deshalb brauche ich eine Menge Volumen.«
»Darüber müsste ich erst mal sehr lange nachdenken.«
Delaney legte die Schere weg und griff nach einer Dose Schaumfestiger. Sie schlang Lannas Haarspitzen um eine riesige Rundbürste und fönte sie trocken. Als sie fertig war, reichte sie ihr einen ovalen Spiegel. »Wie finden Sie es?«, fragte sie gespannt, obwohl sie genau wusste, dass es verdammt gut aussah.
»Ich glaube«, antwortete Lanna langsam, während sie die Frisur prüfend von hinten betrachtete, »ich brauche jetzt nicht mehr die zweihundertvierzig Kilometer nach Boise zu fahren, nur um mir die Haare schneiden zu lassen.«
Als Lanna weg war, kehrte Delaney die abgeschnittenen Spitzen zusammen und spülte das Haarwaschbecken aus. Sie musste an das alte Gerücht denken, dass sie angeblich vor zehn Jahren die Stadt verlassen hatte, weil sie ein Kind von Nick erwartete. Sie fragte sich, was für Gerüchte sonst noch die Runde gemacht hatten, als sie weggegangen war und in einem Wohnheim der Universität von Idaho festsaß. Vielleicht konnte sie heute Abend ihre Mutter danach fragen, wenn sie zum Abendessen zu ihr fuhr.
Doch die Gelegenheit ergab sich nicht. Max Harrison öffnete ihr mit einem Highball in der Hand die Tür und begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln.
»Gwen ist in der Küche und stellt irgendwas mit dem Lamm an«, scherzte er, als er die Tür hinter ihr schloss. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass Ihre Mutter mich heute Abend eingeladen hat.«
»Natürlich nicht.« Die wunderbaren Düfte des Essens, das ihre Mutter zauberte, stiegen Delaney in die Nase und machten ihr den Mund wässerig. Niemand kochte Lammkeule wie Gwen, und die köstlichen Gerüche lösten angenehme Erinnerungen an besondere Anlässe im Hause Shaw aus, zu denen sie sich ihr Lieblingsessen hatte wünschen dürfen, wie an Ostern oder ihrem Geburtstag.
»Wie läuft Ihr Salon denn so?«, fragte Max höflich, während er ihr aus dem langen Wollmantel half und ihn an die Flurgarderobe hängte.
»Geht so.« Gwen schien in letzter Zeit ziemlich viel Zeit mit Max zu verbringen, und Delaney fragte sich, was zwischen ihr
und Henrys Nachlassverwalter lief. Sie konnte sich ihre Mutter einfach nicht als Geliebte irgendeines Mannes vorstellen. Dafür war sie zu verklemmt, und Delaney ging davon aus, dass sie nur Freunde waren. »Sie sollten mal vorbeischauen und sich die Haare schneiden lassen.«
Sein leises Lachen brachte Delaney zum Lächeln. »Vielleicht mach ich das sogar«, versprach er, während sie in den hinteren Teil des Hauses gingen.
Als sie die Küche betraten, blickte Gwen von dem Beutel Babykarotten auf, den sie gerade in der Hand hielt. Kaum wahrnehmbar kniff sie die Augen zusammen, und da wusste Delaney, dass etwas nicht stimmte.
Scheiße! Jemand würde Schwierigkeiten kriegen, und das war ganz bestimmt nicht Max. »Gibt es hierfür einen speziellen Anlass?«
»Eigentlich nicht. Ich wollte dir nur mal dein Lieblingsessen kochen.« Gwen sah Max an und erzählte ihm: »Immer, wenn Laney Geburtstag hatte,
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