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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Leben gern tratschten, aber sie bezweifelte, dass die Shaws öfter durchgehechelt wurden als andere. Pikanter Tratsch erregte Aufsehen, doch ihre Mutter überschätzte wie immer ihre Wichtigkeit in der Gemeinde. »Okay, ich denk drüber nach.« Sie schloss die Augen und presste die Finger zwischen ihre Augenbrauen.
    »Das will ich schwer hoffen, und halt dich um Himmels willen von Nick Allegrezza fern.«
    Drei Millionen Dollar , sagte sie sich beschwichtigend. Für drei Millionen Dollar kann ich das tun.
    »Was ist los mit dir? Bist du krank?«
    »Ich hab nur Kopfschmerzen.« Sie atmete tief durch und ließ die Hand sinken. »Ich muss jetzt gehen.«
    »Ganz sicher? Willst du nicht noch ein Stück Obstkuchen? Ich hab ihn bei Bakery Basket in der Sixth gekauft.«
    Delaney lehnte dankend ab und lief durch den Flur zu Henrys Arbeitszimmer. Sie wünschte Max eine gute Nacht, schnappte sich ihren Mantel und schlüpfte hinein.
    Gwen schob Delaneys Hände weg und knöpfte ihr den Mantel zu, als wäre sie wieder fünf. »Ich hab dich doch lieb, und ich mache mir Sorgen um dich in diesem kleinen Apartment in der Innenstadt.« Delaney klappte den Mund auf, um zu widersprechen, doch Gwen legte ihr beschwichtigend den Finger auf die Lippen. »Ich weiß, dass du nicht wieder bei mir einziehen willst, aber du sollst wissen, dass du gern zurückkommen kannst, wenn du es dir anders überlegst.«
    Immer, wenn Delaney überzeugt war, dass ihre Mutter die
größte Rabenmutter der Welt war, zeigte sie ihr anderes, liebevolles Gesicht. So war es schon immer gewesen. »Ich behalte es im Hinterkopf«, murmelte Delaney und eilte durch die Tür, bevor Gwen sich wieder zurückverwandelte.
    Gwen starrte auf die geschlossene Tür und seufzte. Sie verstand Delaney nicht. Überhaupt nicht.
    Sie verstand nicht, warum ihre Tochter darauf beharrte, in diesem schrecklichen kleinen Loch zu hausen, obwohl dazu nicht die geringste Veranlassung bestand. Sie begriff nicht, warum jemand, dem so viele Möglichkeiten eröffnet worden waren, das alles für ein Leben als umherziehende Kosmetikerin ausgeschlagen hatte. Und sie konnte nicht umhin, als auch ein bisschen enttäuscht von ihr zu sein.
    Henry hatte Delaney alles geben wollen, und sie hatte es einfach weggeworfen. Sie hätte sich nur von ihm lenken lassen müssen, doch Delaney hatte ihre Freiheit gewollt. Gwen fand, dass Freiheit im Allgemeinen überbewertet wurde. Sie macht dich und dein Kind nicht satt und kann dir die Angst nicht nehmen, die dich mitten in der Nacht überfällt. Manche Frauen können gut selbst für sich sorgen, doch Gwen gehörte nicht dazu. Sie brauchte und wollte einen Mann, der für sie sorgte.
    Schon am ersten Abend, als sie Henry Shaw kennen gelernt hatte, wusste sie, dass er der richtige Mann für sie war. Reich und energisch. Sie reinigte damals Perücken, stylte den Showgirls in Las Vegas die Haare und fand es zum Kotzen. Nach einer Show war Henry zu seiner damaligen Freundin in die Garderobe gekommen und mit Gwen wieder gegangen. Er war so gut aussehend und elegant gewesen. Eine Woche später hatte sie ihn geheiratet.
    Sie hatte Henry Shaw geliebt, doch größer als ihre Liebe zu ihm war ihre Dankbarkeit gewesen. Mit seiner Hilfe hatte sie das Leben gelebt, das sie sich immer erträumt hatte. Die
schwerste Entscheidung, die sie als Henrys Frau je treffen musste, war, was sie zum Abendessen servieren und in welchen gemeinnützigen Verein sie eintreten sollte. Gwen drehte sich um und lief über den Flur zu Henrys Arbeitszimmer. Natürlich hatte sie für die vielen Privilegien Gegenleistungen erbringen müssen. Henry hatte sich ein eheliches Kind gewünscht, und als sie nicht schwanger wurde, hatte er ihr die Schuld gegeben. Nach jahrelangen Versuchen hatte sie ihn endlich überreden können, einen Fruchtbarkeitsspezialisten zu konsultieren, und wie Gwen vermutet hatte, war Henry praktisch unfruchtbar. Die Anzahl seiner Spermien war sehr gering, und von den wenigen, die er hatte, waren die meisten deformiert und unbeweglich. Die Diagnose hatte Henry gekränkt und erzürnt, und er hatte ständig mit ihr schlafen wollen, nur um den Ärzten zu beweisen, dass sie falschlagen. Er war furchtbar stur gewesen und so sicher, dass er ein Kind zeugen konnte. Natürlich hatten die Ärzte recht gehabt. Sie hatten ständig Verkehr, auch wenn sie keine Lust hatte. Aber richtig schlimm war es nie, und es war die Sache wert gewesen. Die Leute in der Gemeinde blickten zu ihr auf, und sie hatte

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