Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
sondern eher lästig.« Von der Tür aus beobachtete sie, wie er den Brief in seiner Hand las. Seine Txapela verlieh ihm das Aussehen eines exotischen baskischen Freiheitskämpfers.
»Wo hast du den gefunden?«
»Vor meiner Haustür.«
»Hast du den anderen auch …?« Er schaute auf und verstummte mitten im Satz. Seine Augen weiteten sich, und sein Blick schweifte von ihren Haaren zu ihren Stilettos. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Nick sprachlos gemacht. Um das zuwege zu bringen, hatte es ein Nuttenkostüm gebraucht.
»Was ist?«
»Nichts.«
»Hast du nicht einen besserwisserischen oder schmierigen Kommentar dazu abzugeben?« Sie versuchte, unbeeindruckt dazustehen, als spürte sie seinen Blick nicht überall am Körper. Doch zu guter Letzt vermasselte sie es und verhüllte ihr Dekolletee, das aus dem knappen Satinbustier quoll, mit der Federboa.
»Einen mindestens.«
»Das wundert mich nicht.«
Er deutete auf ihre Taille. »Was stellt man mit den Handschellen an?«
»Das weißt du besser als ich.«
»Wildkatze«, raunte er, und ein anzügliches Lächeln umspielte
seinen Mund. »Ich brauch keine zusätzlichen Eisenteile, um eine Frau zufriedenzustellen.«
Sie verdrehte die Augen zur Decke. »Erspar mir die Details.«
»Ganz sicher? Du könntest noch was lernen.«
Sie verschränkte die Arme. »Ich bezweifele stark, dass du etwas beherrschst, was ich von dir lernen wollte.« Hastig fügte sie hinzu: »Das sollte keine Herausforderung sein.«
Sein leises Lachen überbrückte die kurze Distanz zwischen ihnen. »Das war es aber, Delaney.«
»Das glaub ich dir aufs Wort.« Als er einen Schritt auf sie zutat, hob sie abwehrend die Hand wie ein Verkehrspolizist. »Ich möchte nicht weiter gehen, Nick. Ich dachte, du wärst mit hochgekommen, um dir den Drohbrief von Helen anzusehen.«
»So war es auch.« Als er mit der Brust gegen ihre flache Hand stieß, blieb er stehen, und sie spürte das kühle Leder auf der Haut. »Aber du machst es mir wirklich schwer, an was anderes zu denken als an deine Reißverschlüsse.«
»Du bist doch schon ein großer Junge. Versuch dich zu konzentrieren.« Delaney ließ die Hand sinken und lief an ihm vorbei zum Kühlschrank. »Ein Bier?«
»Gern.«
Sie drehte die Verschlüsse ab und reichte ihm ein Kürbisbier, das sie in der kleinen Brauerei gekauft hatte. Er beäugte das Designer-Bier, als wüsste er nicht so recht, was er damit anstellen sollte. »Das ist echt klasse«, versicherte sie ihm und trank einen großen Schluck.
Nick hob das Bier an die Lippen, und seine grauen Augen beobachteten sie, während er trank. Er ließ das Bier abrupt wieder sinken und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Um Himmels willen, ist das eklig.«
»Mir schmeckt’s.« Sie lächelte und trank einen besonders großen Schluck.
»Hast du kein richtiges Bier?« Er deponierte die Bierflasche und den Drohbrief auf der Theke.
»Ich hab noch ein Himbeerbier.«
Er sah sie an, als hätte sie ihm geraten, sich die Eier abzuschneiden. »Kein Budweiser?«
»Nee. Aber in der Tüte da ist Cola.« Sie deutete mit ihrer Flasche auf die Plastiktüte und schlenderte an Nick vorbei ins Wohnzimmer.
»Wo hast du den ersten Brief gefunden?«, rief er ihr nach.
»Im Salon.« Sie schaltete das Licht über der Stereoanlage an und lief weiter zur Tischlampe an der Couch. »Du hast mich sogar darauf aufmerksam gemacht.«
»Wann?«
»An dem Tag, als du meine Schlösser ausgewechselt hast.« Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu, während sie an der Lampenschnur zog. Nick stand mitten im Raum und leerte die Colaflasche, die sie im Value-Rite erstanden hatte, in einem Zug. »Erinnerst du dich?«
Er ließ die Flasche sinken und lutschte sich einen braunen Tropfen von der Unterlippe. »Haargenau.«
Die Erinnerung an seine Lippen auf ihrem Mund und an ihre Hände auf seiner warmen Haut durchzuckte sie. »Ich hab von dem Drohbrief gesprochen.«
»Ich auch.«
Hatte er nicht. »Warum machst du Helen dafür verantwortlich?«
Delaney setzte sich auf die Couch und achtete sorgfältig darauf, dass ihr Satinrock nicht bis zum Schritt hochrutschte und aus ihr einen Pornostar machte. »Wer sollte es sonst sein?«
Er stellte die Colaflasche auf den Couchtisch und schälte sich aus seiner Jacke. »Wer will dich sonst noch loswerden?«
Außer Nick und seiner Familie fiel Delaney niemand ein. »Du.«
Er warf seine Jacke über die Armlehne des Sofas und sah sie mit zusammengezogenen
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