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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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gesehen.« Scooters Schminke war auf der Stirn rissig, und die Gesichtsfarbe seiner Wahl nahm das Gelb seiner Zähne auf. »Du siehst gut aus«, fuhr er fort und nickte mit dem Kopf wie ein Wackeldackel.
    Delaney sah sich verzweifelt nach Rettung um. »Ja, du auch, Scooter«, log sie. Leider sah sie kein bekanntes Gesicht und richtete den Blick wieder auf ihn. »Was machst du so?«, fragte sie, um sich locker zu unterhalten, bis sie entwischen konnte.
    »Wes und ich besitzen drüben in Garden eine Fischzuchtanlage. Die haben wir Wes’ Exfreundin abgekauft, nachdem sie mit einem Fernfahrer abgehauen war. Wir werden mit Seewölfen ein Vermögen machen.«
    Delaney starrte ihn fassungslos an. »Ihr habt eine Fischzucht?«
    »Na klar. Was glaubst du, wo der viele frische Seewolf herkommt?«
    Welcher frische Seewolf ? Delaney erinnerte sich nicht, an den Fleischtheken der Stadt viel Seewolf gesehen zu haben. »Ist denn die Nachfrage danach groß?«
    »Noch nicht, aber Wes und ich glauben, dass die Leute wegen BSE und Vogelgrippe bald tonnenweise Fisch essen werden.« Er hob einen großen, roten Plastikbecher an die Lippen und trank einen kräftigen Schluck. »Bist du verheiratet?«
    Normalerweise verabscheute sie die Frage, aber sie konnte nicht fassen, dass Scooter offenbar noch ein größerer Schwachkopf war als in ihrer Erinnerung. »Ähm, nein. Du?«
    »Zweimal geschieden.«
    »Was du nicht sagst«, meinte sie kopfschüttelnd und zuckte mit den Achseln. »Wir sehen uns, Scooter.« Sie ließ ihn stehen, doch er folgte ihr.
    »Willst du ein Bier?«
    »Nein, ich bin mit jemandem verabredet.«
    »Dann bring sie doch mit.«
    »Es ist keine Sie.«
    »Ach so.« Er blieb stehen und rief ihr nach: »Wir sehen uns, Delaney. Vielleicht ruf ich dich mal an.«
    Hätte sie im Telefonbuch gestanden, hätte ihr seine Drohung vielleicht Angst gemacht. Sie schlängelte sich durch eine Gruppe in Punkerkostümen bis zum Tanzflächenrand. Abraham Lincoln forderte sie zum Tanzen auf, doch sie lehnte ab. Ihr dröhnte der Kopf, und sie wollte nach Hause, aber sie war es Steve schuldig, ihm wenigstens Bescheid zu sagen. Diesmal erspähte sie ihn mit Kleopatra, Luftgitarre spielend zu Wynonna Judds »No One Else on Earth«.
    Verlegen sah sie woandershin. Steve konnte manchmal so abgrundtief peinlich sein. Ihr Blick blieb an einem Paar hängen, das ihr bekannt vorkam: Der Mann hatte sich als Halbstarker aus den 50er Jahren verkleidet, und seine Freundin trug einen Rockabilly-Pudelrock. Vom Tanzflächenrand aus beobachtete Delaney, wie Louie Lisa beim Tanzen herumwirbelte. Er zog sie an seine Brust und senkte sie so tief, dass ihr Pferdeschwanz über den Boden strich. Delaney lächelte, und ihr Blick schweifte zu dem Paar unmittelbar neben Lisa und Louie. Es bestand kein Zweifel daran, wer der hochgewachsene Mann war, der seine Nichte herumdrehte wie einen Brummkreisel. Soweit Delaney es sehen konnte, bestand Nicks einziges Zugeständnis an Halloween aus seiner Txapela. Ansonsten trug er wie immer Jeans und ein hellbraunes Cambrai-Hemd. Doch auch ohne Kostümierung gelang es ihm, mit der verwegen in die Stirn gezogenen schwarzen Baskenmütze wie ein Twostep tanzender Pirat auszusehen.
    Zum ersten Mal, seit sie von hier weggezogen war, sehnte sich Delaney aufrichtig danach, wieder zu einer Familie zu gehören. Nicht zu einer oberflächlichen, kontrollsüchtigen wie ihrer, sondern zu einer richtigen. Einer Familie, die gemeinsam lachte und tanzte und einander bedingungslos liebte.
    Delaney wandte sich ab und prallte gegen Elvis. »Verzeihung«,
murmelte sie und blickte auf in Tommy Markhams Gesicht, das mit falschen Koteletten versehen war.
    Tommy schaute von ihr zu der Frau an seiner Seite, die immer noch als Lady Godiva kostümiert war und noch immer die Krone auf dem Kopf trug.
    »Hallo, Delaney«, begrüßte Helen sie mit einem überheblichen Lächeln, als sei sie was Besseres. Es war dasselbe »Leckmich«-Lächeln, mit dem sie Delaney seit der ersten Klasse beglückt hatte.
    Delaney war zu müde, um Höflichkeit zu heucheln, und Helens blödes Grinsen hatte ihre Kopfschmerzen nur noch verschlimmert. »Wie hat dir mein Beitrag zur Parade gefallen?«
    Helens Lächeln erstarb. »Armselig, aber vorhersehbar.«
    »Nicht so armselig wie deine lächerliche Perücke und die billige Krone.« Als sie drohend einen Schritt vortrat und Helen auf die Pelle rückte, verstummte die Musik. »Wenn du mir je wieder einen Drohbrief hinterlässt, lernst du mich

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