Küstenfilz
Auskunft über die regionalen Attraktionen erteilten, lagen
verstreut daneben. Es sah aus, als hätte der Privatdetektiv darin geblättert
und sie auf dem Tisch hinterlassen. Ein paar Halbschuhe standen vor dem Bett.
Lüder warf einen Blick auf das Buch, das aufgeschlagen auf dem Nachtisch lag.
»Das Prinzip Terz«, las er und musste lächeln. Kwiatkowski bekam auch in seiner
Freizeit nicht genug und konsumierte Krimis. Lüder kannte das Buch. Eine
herzerfrischende Story um einen Kriminalkommissar, der gegen seinen Willen
immer tiefer in den Sumpf des Verbrechens hineingezogen wird und sich mit
vergnüglicher Gerissenheit aus allen Fallstricken befreit. Münchhausen hätte
seinen Hut gezogen, hätte er den Titelhelden gekannt.
Eine offene Reisetasche barg keine aufregenden
Geheimnisse. Achtlos hatte Kwiatkowski schmutzige Wäsche hineingeworfen,
während sich im Kleiderschrank die ungebrauchte fand.
Lüder hätte gern gewusst, was der Detektiv auf seinem
Notebook gespeichert hatte, aber das Gerät war abgeschaltet, und Lüder fand es
zu riskant, es in Betrieb zu setzen. Wahrscheinlich war der Rechner ohnehin
durch ein Passwort gesichert. Und in kürzester Zeit nach etwas zu suchen, von
dem Lüder nicht wusste, was es war, gelang nur in Filmen.
Kwiatkowskis Naivität erstaunte ihn. Hatte sich der
gewandte Wirtschaftsanwalt schon ungeschickt verhalten, indem er unvorsichtigerweise
bei offenem Fenster Dinge ausgeplaudert hatte, die nicht für fremde Ohren
bestimmt waren, so stand ihm der Privatdetektiv in nichts nach. Die braune
Ledermappe, von der Dr. Dr. Buurhove gesprochen hatte, lag friedlich in einem
Fach im Kleiderschrank.
Lüder streifte sich Einmalhandschuhe über und war
froh, dass er diese zufällig dabeihatte. Dann öffnete er die Mappe. In einer
Hülle befand sich eine CD , die
unbeschriftet war. Mehrere Blatt Papier lagen lose in der Mappe. Lüder zog den
Stapel heraus und blätterte ihn flüchtig durch. Es waren Grundbuchauszüge des
Amtsgerichts Kappeln über die Flächen am Ufer der Schlei zwischen Lindaunis und
bis fast nach Bad Arnis. Auf den Dokumenten tauchten als Eigentümer neben
anderen die bekannten Namen Rasmussen, Petersen und Joost auf. Mit einem Blick
erkannte Lüder, dass die Joost’schen Grundstücke bis oben belastet waren.
Auszüge von Messtischblättern ergänzten die Sammlung.
Dazwischen lag eine begonnene Spesenabrechnung von Dr. Dr. Buurhove. Der Mann
lebte nicht schlecht, zumindest stellte er seinen Auftraggebern nicht
unerhebliche Kosten in Rechnung. Auf zwei Blättern waren handgeschriebene
Notizen vermerkt, mit denen Lüder im ersten Augenblick nichts anfangen konnte.
Es waren offensichtlich Stichworte, die man in einen Zusammenhang bringen
musste.
Lüder holte sein Handy hervor und fotografierte die
Seiten. Beim Umblättern fiel ihm ein kleiner Abrisszettel von einem geleimten
Notizwürfel in die Hände, den er zuvor nicht bemerkt hatte. In drei Zeilen
fanden sich dort Codierungen, die Lüder in der Eile ebenfalls nicht
identifizieren konnte. Auch diese Angaben fotografierte er.
Weiter war in dem Zimmer nichts Interessantes zu
finden. Schnell legte Lüder die braune Mappe wieder an den Platz zurück, warf
noch einen Blick in das Badezimmer und registrierte, dass dort nichts lag, was
man nicht erwartete, und verließ ungesehen Kwiatkowskis Hotelzimmer.
Betont gelassen steuerte er die Rezeption an und bat
darum, Herrn Schmiedel zu verständigen, dass Besuch für ihn da wäre. Beiläufig
erwähnte er, dass sein Besuch bei Kwiatkowski erfolgreich gewesen sein. Er
hoffte damit zu verhindern, dass die Hotelangestellte den Privatdetektiv
informieren würde, was Kwiatkowski eventuell misstrauisch machen würde. Lüder
hoffte, dass sein heimlicher Besuch im Hotelzimmer unentdeckt bleiben würde.
»Herr Schmiedel kommt gleich«, sagte die junge Frau
mit einem charmanten Lächeln. »Möchten Sie dort Platz nehmen?« Sie zeigte auf
eine Sitzgruppe.
Lüder wartete ein paar Minuten, bis ein kleiner Mann
mit rundem Gesicht suchend in der Hotelhalle erschien. Lüder stand auf und trat
ihm entgegen. »Herr Schmiedel?«
Der Mann nickte.
»Lüders, Landeskriminalamt«, stellte sich Lüder vor.
»Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Der kleine Unternehmensberater nickte erneut und
schlug vor, ein paar Schritte vor die Tür zu treten, dort könne man sich
ungestört unterhalten. Er unterließ es, Lüder nach einem Dienstausweis zu
fragen.
»Sie kommen wegen des tätlichen
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