Küstenfilz
vorbereiteten.
Lüder betrat das Foyer und stutzte, als er den
Düsseldorfer Anwalt und seinen Helfer Kwiatkowski gewahrte, die an der
Rezeption standen und heftig miteinander stritten. Beiläufig erwähnten beide
ihre Zimmernummer, ohne Lüder zu bemerken, der hinter sie getreten war. Dr.
Buurhove hatte ein Zimmer im Erdgeschoss, während der Privatdetektiv im Obergeschoss
untergebracht war, wie Lüder anhand einer Hinweistafel erkennen konnte.
Kwiatkowski strebte jedoch nicht seinem eigenen Zimmer zu, sondern folgte dem
smarten Anwalt in dessen Suite. Dabei redeten die beiden unaufhörlich
gegeneinander, ohne von dem anderen gehört zu werden.
Lüder hätte gern gewusst, was sie so in Rage gebracht
hatte. Leider konnte er sich nicht unauffällig vor der Zimmertür postieren. Er
verließ das Hotel wieder und erntete dafür einen verständnislosen Blick der
jungen Frau am Empfang.
Lüder umrundete das Haus und fand auf der Seeseite
drei idyllisch angelegte Privatterrassen, die zu den Suiten des Hotels
gehörten. Gleich die erste bewohnte Dr. Buurhove. Der Anwalt hatte
unvorsichtigerweise die Tür zum Park geöffnet, sodass Lüder sich ungesehen
neben dem Eingang verbergen und der Auseinandersetzung lauschen konnte.
»Wollen Sie mich für dumm verkaufen?«, schimpfte Dr.
Buurhove. »Sie haben einen Auftrag zu erfüllen. Und die Parameter dafür lege
ich fest.«
Kwiatkowski äffte die herrische Stimme seines
Widerparts nach, als er antwortete: »Wirklich? Ich bin schon lange in diesem
Geschäft tätig und Merkwürdigkeiten gewohnt, habe manche heikle Situation
durchlebt und über die Art der Aufträge gestaunt. Ob alles immer koscher war,
ist im Zweifelsfall durch Leute wie Sie, durch Rechtsverdreher, zu beurteilen,
aber was zu viel ist, ist zu viel.«
»Niemand hat Sie aufgefordert, sich außerhalb
bestehender Gesetze zu bewegen«, erwiderte Dr. Buurhove aufgebracht. »Sie
werden nicht ernsthaft behaupten wollen, dass ich Sie aufgefordert habe, den
Beamten aus der Kreisverwaltung zu bestechen.«
»Sie haben mir nahegelegt, Informationen zu
beschaffen, koste es, was es wolle.«
»Ich distanziere mich von den dubiosen Methoden Ihrer
Zunft«, sagte der Anwalt.
»Das ist doch harmlos, gemessen an dem, was Sie sich
geleistet haben.«
»Ich denke, das liegt außerhalb Ihrer
Urteilsfähigkeit.«
Lüder horte ein Geräusch, als wenn jemand energisch
mit dem Finger auf eine Tischplatte schlagen würde. Dann war wieder Dr.
Buurhove zu hören.
»Sie geben mir sofort meine braune Mappe wieder, die
Sie entwendet haben.«
»Hab ich das?«, höhnte Kwiatkowski. »Die haben Sie
sicher nur verlegt. Sie wollen mir nicht ernsthaft unterstellen, dass ich Ihnen
etwas geklaut habe. Was war denn darin enthalten?«
»Es wird ernsthafte Konsequenzen haben, wenn die
Unterlagen in die falschen Hände kommen. Sie sind doch wirtschaftlich abhängig
von der Argus Wirtschaftsauskünfte GmbH, für die Sie als Subunternehmer tätig
sind. Denken Sie daran, dass unsere Kanzlei einer der größten Auftraggeber für
die Argus ist. Ich bin mir sicher, dass sich die Unterlagen in Ihrem Zimmer
finden lassen.«
»Absurd, was Sie da von sich geben«, sagte der
Privatdetektiv. »Kommen Sie, wir setzen uns zusammen und überlegen in aller
Ruhe, wo die Unterlagen sein könnten. An Ihrer Stelle würde ich aber zunächst
das Fenster schließen. Es muss ja nicht jeder mithören, was wir zu besprechen
haben.«
Lüder drückte sich eng an das Mauerwerk, als Dr.
Buurhove an die Terrassentür trat und sie schloss. Dann kehrte er zum
Hoteleingang zurück und versuchte sich unbemerkt von der Mitarbeiterin an der
Rezeption in das Obergeschoss zu schleichen. Doch die aufmerksame junge Dame
entdeckte ihn.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, sprach sie Lüder
an.
»Vielen Dank. Ich bin mit Herrn Kwiatkowski
verabredet. Er erwartet mich.« Er hatte Glück, dass die Hotelangestellte nicht
mitbekommen hatte, dass Kwiatkowski im Augenblick Gast in Dr. Buurhoves Suite
war. Sie ließ ihn passieren.
Vorsichtshalber klopfte Lüder leise gegen die
Zimmertür. Nichts rührte sich. Das zugesperrte Schloss zu überwinden stellte
für Lüder kein Problem dar. Der Raum war hell und freundlich eingerichtet, auch
wenn er wie jedes Hotelzimmer dieser Welt den Herbergscharakter nicht verbergen
konnte. Kwiatkowski hatte achtlos ein paar Kleidungsstücke über eine Stuhllehne
geworfen. Auf dem Tisch stand eine halb leer getrunkene Wasserflasche. Die
Prospekte, die
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