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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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eine letzte Bitte. Wenn Sie mit Ihrem
Sohn sprechen, könnten Sie ihm ausrichten, dass er sich mit seinem Ministerium
oder mit mir in Verbindung setzen möchte?«
    »Nein«, erwiderte der alte Rechtsanwalt.
    Der Besuch in Meldorf war unbefriedigend gewesen.
Zumindest hatte Lüder erfahren, dass sich der Ex-Staatssekretär offensichtlich
aus freien Stücken verborgen hielt, da sein Vater vorspielte, von seinem
Aufenthaltsort zu wissen. Und was ist, wenn der junge Windgraf auch entführt
worden ist und seine Eltern aufgefordert worden sind, gegenüber jedermann,
insbesondere der Polizei, zu schweigen? Das wäre eine Erklärung für das
eigentümliche Verhalten des alten Anwalts. Unter diesen Umständen könnte es
sogar eine Verbindung zu den merkwürdigen Ereignissen im Kreis Schleswig geben.
Aber welche?, überlegte Lüder. Was hat ein untergetauchter Staatssekretär mit
einer Briefbombe und zwei entführten Kindern gemeinsam?
    Er hatte den Schlüssel in die Zündung gesteckt, aber
den Motor noch nicht gestartet, als sich das Telefon im Auto meldete. Es war
die Mobilbox. Frauke Dobermann bat dringend um seinen Rückruf in der
Bezirkskriminalinspektion Flensburg.
    »Es hat eine neue Entwicklung im Fall Joost gegeben«,
sagte die Hauptkommissarin. »Ist es Ihnen möglich, nach Flensburg zu kommen?«
    »Worum geht es? Können Sie es mir nicht am Telefon
sagen? Ich bin gerade am anderen Ende des Landes, in Meldorf.«
    »Es wäre gut, wenn Sie nach Flensburg kommen könnten«,
blieb Frauke Dobermann hart.
    Lüder sicherte es zu. Erneut durchquerte er das Land,
diesmal in östlicher Richtung. Ab Rendsburg nutzte er die Autobahn, die sich
schnurgerade und nur mäßig ausgelastet gen Norden zog. Als er den Wikingerturm,
das markante Wegzeichen Schleswigs, passierte, war er immer noch im Unklaren
darüber, warum ihn Holger Rasmussen hinsichtlich der Abwesenheit am vergangenen
Mittwoch belogen hatte.
    Die Bezirkskriminalinspektion war in dem historischen
Gebäude am Norderhofenden untergebracht. Das weiße Haus glich mit seiner
fantasiereich gestalteten Fassade von außen eher einem exklusiven Prachthotel
an Nizzas Küste als dem Dienstsitz der Polizei in Deutschlands nördlichster
Metropole.
    Frauke Dobermann empfing ihn mit einem kurzen »Hallo«
und führte ihn in einen Besprechungsraum, den man zum Lagezentrum
umfunktioniert hatte. Rundherum herrschte Hektik.
    Sie wies Lüder einen Stuhl am langen Tisch zu und
fragte: »Kaffee?«, bevor sie sich über Eck setzte. Nachdem er genickt hatte,
angelte sie eine Tasse und eine Thermoskanne herbei, füllte ihm ein und ihren
Becher nach. Bevor sie fragen konnte, hatte Lüder seine Hand über die Tasse gehalten
und »Danke, schwarz« gesagt. Ob mich der Besuch in Dithmarschen infiziert hat?,
fragte er sich.
    »Wir sind aus dem Geschäft«, begann die
Hauptkommissarin zu berichten. Sie erzählte von der CD , die ein Unbekannter bei den Nachbarn in den Briefkasten
geworfen hatte. Der Datenträger war inzwischen von Klaus Jürgensen und seinem
Team untersucht worden. Es gab viele Spuren, die aber von den Nachbarn und den
Joosts stammten. »Auf die Täter fanden sich keine Hinweise. Wir haben auch
keine Nebengeräusche herausfiltern können, die uns etwas über die Umgebung
verraten hätten. Wollen Sie den Inhalt hören?«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab und spielte ihm den
Text von ihrem Notebook vor, auf den sie ihn übertragen hatte.
    »Viele Hinweise finden sich darin nicht«, stellte
Lüder fest, nachdem sie die Botschaft ein zweites Mal abgehört hatten. »Die
Täter sind raffiniert. Sie lassen das Kind sprechen. Damit verraten sie nicht
ihre Stimme und setzen gleichzeitig die Eltern unter Druck.«
    »Und waren damit erfolgreich«, sagte Frauke Dobermann.
»Die Joosts haben die Kollegen, die bei ihnen im Haus waren, sofort
weggeschickt. Anschließend hat der Vater mit Graf von Halenberg gesprochen. Wir
haben das Telefon überwacht und kennen daher das Gespräch. Er hat den Landrat
aufgefordert, seinen Einfluss geltend zu machen, dass die Polizei sich sofort
zurückzieht.«
    »Und?«
    »Eine Stunde später hatten wir Anweisungen aus Kiel,
die Ermittlungen einzustellen. Der Landrat ist ein Parteifreund des
Wirtschaftsministers. Der muss seinen Kollegen, den Innenminister, instruiert
haben. Über diese Schiene kam dann die Weisung von oben.«
    »Was wollen Sie jetzt unternehmen?«
    Sie sah ihn eine Weile an. »Wir werden die Arbeit
einstellen.« Die Hauptkommissarin beugte sich zu

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