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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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regeln wir hier in Schleswig leise und wie unter
vernünftigen Leuten üblich.« Von Halenberg schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe
keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
    »Worüber haben Sie
in der vergangenen Woche gesprochen? Ich meine, als Sie von Mittwoch bis
Freitag in der Akademie Sankelmark getagt haben. Holger Rasmussen war auch
dort, als seine Frau die Briefbombe zugestellt bekam.«
    »Ich war nur am
Donnerstag anwesend«, erwiderte der Landrat. »Am Freitag hatte ich andere
Termine.«
    »Und am Mittwoch?«
    Von Halenberg sah
Lüder irritiert an.
    »Wieso Mittwoch? Die
Tagung ging von Donnerstagmittag bis Freitag. Am Mittwoch war nichts.«
    Wieso hatte
Rasmussen gegenüber seiner Familie und der Polizei behauptet, dass er bereits
am Mittwoch nach Sankelmark gefahren sei?, überlegte Lüder. Laut fragte er: »Worüber haben Sie dort gesprochen?«
    »Worüber? Ähh …« Von
Halenberg fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Es war eine Routinesitzung des
Ausschusses für Wirtschaft, Kreisentwicklung und Umwelt. Es gab keine
speziellen Themen. Wenn Sie möchten, lass ich Ihnen das Protokoll zukommen.«
    »Das zufällig Herr
Joost erstellt hat?«
    »Ja.« Von Halenberg
tat erstaunt.
    »Wer hat an dieser
Tagung teilgenommen?«
    »Warten Sie.« Der
Landrat zählte an den Fingern seiner rechten Hand ab.
    »Die sieben
Mitglieder des Ausschusses, darunter Rasmussen, der Vorsitzende. Ferner zwei
sachverständige bürgerliche Mitglieder. Joost und ich. Das war’s. Halt. Ich
habe noch Robert Manthling vergessen.«
    »Wer ist das?«
    »Herr Manthling
vertritt den Leiter des Fachdienstes Bau- und Umweltverwaltung in unserem
Fachbereich III .«
    »Was verbirgt sich
dahinter?«
    »Der ist zuständig
für die Finanzen und die Kreisentwicklung.«
    Landrat Graf von
Halenberg sicherte Lüder beim Abschied noch einmal jede Hilfe seitens der
Kreisverwaltung und auch seine persönliche Unterstützung zu.
    *
    Stefan Holtz fuhr träge auf seinem Mountainbike nach
Hause. Herr Blasius, der Chemielehrer, hatte die sechste Klasse des Gymnasiums
Lornsenschule vorzeitig heimgeschickt, ohne einen Grund dafür zu nennen. Das
interessierte den Dreizehnjährigen auch nicht. Mit der rechten Hand hielt er
den Rucksack fest, den er mit einem Gurt locker über der Schulter hängen hatte.
Die linke griff zum Lautstärkeregler seines MP 3-Players,
den er an einem breiten Band um den Hals trug.
    Stefan erschrak, als ihm eine tiefe Stimme zurief: »Junge, nimm die Hände an den Lenker, sonst gibt es Ärger.«
    Erschrocken sah er sich um und nahm den drohenden
Zeigefinger eines uniformierten Polizeibeamten wahr, der gerade das Haus der
Joosts verließ. Stefan nickte hastig, bremste ab und fuhr auf den Bürgersteig,
um dort vor dem übernächsten Haus das Fahrrad vor seinem Elternhaus
abzustellen.
    Aus seiner Hose hing ein knallrotes breites Band. An
dem hatte Stefan den Türschlüssel befestigt. Er öffnete, trat in den Flur des
Reihenhauses und schob achtlos mit dem Fuß den Stapel Post beiseite, der durch
den Türschlitz gefallen war.
    »Kannst du die Post nicht aufheben?«, begrüßte ihn
seine Mutter, die mit einem Stapel Wäsche über den Arm die Kellertreppe
emporkam.
    »Is nich für mich.«
    »Deshalb kannst du sie aber trotzdem auf die Anrichte
legen.«
    Mit einem Knurrlaut bückte sich der Junge und legte
die zwei Briefe und die Werbesendung auf den kleinen Schrank.
    »Was n das?«, fragte er neugierig und tastete noch
einmal den natronbrauen C5-Umschlag ab. »Fühlt sich wie ‘ne CD an.« Stefan betrachtete den Umschlag.
»Steht nix drauf. Keine Adresse und kein Absender.«
    »Ist das vielleicht von einem deiner Freunde? Ihr
tauscht doch diese Dinger aus«, sagte die Mutter im Vorbeigehen.
    »Weiß nich.« Trotzdem nahm der Junge den Umschlag mit
in sein Zimmer. Neugierig geworden öffnete er den Umschlag und warf ihn achtlos
zu den anderen Sachen, die auf seiner Arbeitsfläche verstreut lagen. Er
schaltete seinen Computer ein und legte die unbeschriftete CD in das Laufwerk. Routiniert wählte er
das Programm und spielte die CD ab.
    Zunächst war nichts zu hören. Dann drang ein
klägliches Wimmern aus dem Lautsprecher. Es war die Stimme eines Kindes.
    »Papa, der Mann hat gesagt …« Danach war die Aufnahme
wieder durch Kinderweinen unterbrochen. »Er hat gesagt, du sollst die Polizei
wegschicken.« Erneut hörte Stefan Kinderweinen. Es dauerte eine Weile, bis
wieder die Kinderstimme zu vernehmen war. Undeutlich sagte sie:

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