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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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die Feuerwehrleute, die
sich trotz großer Erfahrung mit Respekt dem Brandherd näherten.
    Eine weiße Rauchfahne zog fast steil zum sternenklaren
Himmel empor. Gott sei Dank war es nahezu windstill, und die stinkende
Qualmwolke wurde nicht über Wohngebiete abgetrieben.
    »Das Ding hat jemand in Brand gesteckt«, sagte der
Zugführer und drehte sich erschrocken um, als eine fremde Stimme neben ihm
antwortete: »Das sieht so aus.«
    Der Polizeihauptmeister, der unbemerkt mit seinem
Kollegen zu den Feuerwehrleuten dazugestoßen war, ließ seiner Zustimmung ein
»’n Abend« folgen. »Wir sollten die Kollegen von der Kripo verständigen.«
    Sein Kollege nickte. »Mach ich.«
    »Brandbeschleuniger?«, fragte der Polizist.
    Der Zugführer der Feuerwehr wiegte den Kopf. »Von hier
aus schwer zu sagen. Ich würde auf ‘nen Kanister Benzin tippen.«
    »Wahrscheinlich ist der Wagen irgendwo geklaut. ‘nen BMW , oder?«
    »Jo, glöv ick ock«, stimmte der Feuerwehrmann zu.
    Beide schraken zusammen, als es laut knallte.
    »Das war ein Reifen. Die platzen bei den
Temperaturen«, erklärte der Blaurock und grinste ein wenig, weil der Polizist
instinktiv die Arme schützend vor das Gesicht gerissen hatte. »Ich möchte fast
wetten, dass die anderen auch noch ›buff‹ machen.«
    Sie sahen eine Weile schweigend den knisternden
Flammen zu. Es war fast ein wenig gespensterhaft, wie der harte Wasserstrahl
mit einem lauten Zischen in die Feuerglut fuhr.
    »Dauert das immer so lange?«, fragte der Polizist.
    »So ‘n Auto hat ‘ne Menge Zeugs; das brennt wie
Zunder.«
    Der zweite Reifen platzte. Wenig später folgte der
dritte.
    Die Flammen wurden kleiner, und die Hitze ging ein
wenig zurück. Die Feuerwehrmänner näherten sich vorsichtig dem glühenden
Fahrzeuggerippe. An mehreren Stellen züngelte es noch.
    »Verdammt«, rief plötzlich der zweite Mann des
Angrifftrupps, der die Brechstange hielt, und zeigte auf das Fahrzeuginnere.
»Ich glaub, da liegt einer drin.«
    Jetzt sahen es auch die anderen. Im ausgebrannten
Wagen konnte man die Konturen eines Menschen erkennen.
    »Verflixter Mist«, sagte der Polizist. »Das ist ‘ne
faustdicke Überraschung.« Er wandte sich ein wenig in den Hintergrund, um
erneut mit der Kripo zu sprechen und von der ungeahnten Entwicklung zu
berichten.
    Inzwischen waren auch die letzten Flammen erstickt.
Vorsichtig näherte sich der Zugführer dem Wrack. Durch die Hitze war der Lack
abgeplatzt. Die Reste des Wagens waren weiß und rostfarben. Es sah aus, als
hätte jemand unsachgemäß das Fahrzeuggerippe mit einer Spachtelmasse grob
bearbeitet.
    Im Wageninneren sah es ebenso trostlos aus. Die
Teppiche und die Kunststoffteile waren verbrannt. Nackte Drähte hingen herum.
Skurril sahen die Sitze aus. Von ihnen waren wie bei einem alten Sofa nur noch
die Federn zu sehen. Das ehemals gepolsterte Lenkrad glich einem dünnen
Metallkranz.
    Vor der offenen Autotür kniete, halb ins Wageninnere
gebeugt, die zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche eines Menschen.
    Der Zugführer wandte sich ab. Gott sei Dank wurde
selbst ein erfahrener Feuerwehrmann wie er nicht allzu häufig mit einer solchen
Situation konfrontiert.
    »War das ‘nen BMW ?«
Ein gut fünfzigjähriger Mann mit Bauchansatz hatte sich bis zum
Polizeihauptmeister vorgedrängelt.
    Der Uniformierte sah den Neugierigen böse an.
    »Sie sollten zurückweichen, um den Rettungskräften
freien Zugang zu gewähren«, antwortete er barsch, doch der Zuschauer ließ sich
nicht abweisen.
    »Ich glaub, ich hab den Wagen schon mal geseh’n.«
    Instinktiv warf der Polizist einen Blick auf das
ausgebrannte Wrack. So wie das, was übrig geblieben war, hätten viele Autos
aussehen können.
    Der Mann bemerkte das Misstrauen des Hauptmeisters.
    »Ich war das, der die Feuerwehr angerufen hat. Als das
Ding anfing zu brenn’n, war noch ‘nen büschen mehr zu sehen gewesen. Wissen
Sie, ich glaub, ich hab den Wagen schon mal geseh’n. Am Montag. Auf’n Parkplatz
inne Nähe von Schloss. Sah so aus, als hätt ‘ne Familie ihre Kinder von ein
Wagen zu’n annern umgeladen. Hab noch zu meine Frau gesagt: Die ham aber Stress
mit ihre Görn. Weil die Lütten sich doch so heftig gewehrt ham.« Der Mann
lachte. »Wollten wohl nich so wie die Ollen. Ham ihr’n eigenen Kopf.«
    Der Polizist zog den Mann am Ärmel in den Hintergrund.
Noch hatte keiner der Zuschauer den Toten entdeckt.
    »Das ist interessant, was Sie zu berichten haben. Wir
sollten Ihre Aussage zu

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