Küstenfilz
erfahren würde.
»Was ist mit meinem
Foto? Ich will jetzt keinen blöden Spruch hören, dass Sie mich nicht
aufgenommen hätten.«
»Ist das nicht meine
Sache?«
»Okay. Dann rufe ich
die Polizei, und wir klären das mit denen.«
Kwiatkowski seufzte,
holte den Fotoapparat aus seiner Hosentasche, öffnete eine Klappe und zog eine
Speicherkarte hervor.
Lüder wollte danach
greifen, aber der Detektiv war schneller. Mit einem weiteren Seufzer zerbrach
er das Speichermedium.
»Kleiner«, forderte
Lüder.
Der Detektiv ließ
die Karte fallen und zermalmte sie mit seinem Absatz.
Lüder stieß
Kwiatkowski vor die Brust, ohne dass der ins Straucheln geriet.
»Wenn ich Sie noch
einmal in meiner Nähe erwische, gibt es Stress. Ist das klar?«
Kwiatkowski grinste
immer noch. Es sollte lässig wirken.
»Soll das eine
Drohung sein?«, fragte der Detektiv kess.
»Es bleibt Ihrer
Intelligenz vorbehalten, das selbst herauszufinden. Kleine Kinder verstehen
entweder die Warnung vor dem heißen Ofen, oder sie verbrennen sich die Finger.
Mein persönlicher Rat für Sie: Beenden Sie Ihre Sightseeingtour in Kappeln und
suchen Sie sich ein anderes lauschiges Plätzchen an unserer schönen
Ostseeküste.«
Lüder wartete, bis
sich Kwiatkowski in Richtung Hafen entfernt hatte. Er wusste nicht, ob der Mann
über seine Identität informiert war. Es war unwahrscheinlich, dass der Detektiv
Lüder gefolgt war. Vielmehr musste er im Schatten des Landrats hierhergelangt
sein. Lüder wollte vermeiden, dass Kwiatkowski ihm zu seinem Auto nachspürte
und über dessen Kennzeichen weitere Informationen erhalten könnte.
Vom Auto aus rief
Lüder sein Büro an und bat um Infos über den Mülheimer Privatdetektiv und die
Privatanschrift der Schleswiger Bürgermeisterin. Dann fuhr er über die
Bundesstraße zurück nach Schleswig. Dieser Weg war schneller als über die
kleinen gewundenen Straßen, die in der Nähe der Schlei durch die kuschelige
Landschaft führten. Unterwegs stellte er sich die Frage, wer den Landrat
bespitzelte. Und warum? Die Sache wurde immer verworrener.
Es war sicher ein
Zufall, dass die Bürgermeisterin auch in der Klosterhofer Straße wohnte,
allerdings wesentlich näher zur Stadtmitte als die Joosts. Lüder fuhr langsam
die Straße entlang und fand das Anwesen in einer leichten S-Kurve. Direkt
gegenüber gab es an einem kleinen Teich freie Parkplätze.
Das Einfamilienhaus
der Blasius machte einen bürgerlichen Eindruck und unterschied sich in nichts
von Bauten der Nachbarschaft, abgesehen davon, dass weder ein Fahrrad noch ein
anderes Fortbewegungsmittel, das auf ein Kind schließen ließ, zu sehen waren.
Der Vorgarten war gepflegt, strahlte aber keine individuelle Note aus, sondern
wirkte wie aus dem Katalog eines Gartencenters.
Es dauerte eine
Weile, bis die geölte Holztür geöffnet wurde. Ein Mann, der sicher nicht so alt
war, wie er auf den ersten Blick aussah, musterte Lüder unwirsch.
»Herr Blasius?«
»Ja«, antwortete der
Lehrer. Er hatte ein rundes Gesicht mit ungesund wirkender roter Gesichtsfarbe,
das von kleinen blauen Adern durchzogen war. Die weißen Haare wiesen zahlreiche
lichte Stellen auf. Fast lächerlich wirkte der Spitzbart, der überhaupt nicht
zur übrigen Erscheinung des Mannes passte.
»Lüders. Ich komme
von der Polizei.« Lüder zeigte seinen Dienstausweis. Blasius warf nur einen
flüchtigen Blick darauf.
»Um was geht’s?«
»Darf ich
hineinkommen?«
Der Lehrer öffnete die
Tür und bat Lüder in ein Esszimmer, das zum Garten hinausführte. Helles
Birkenholz bestimmte die Einrichtung. Auf dem Tisch lagen Schulbücher und Hefte
wahllos verstreut. Offenbar diente der Tisch Blasius als Arbeitsplatz. Achtlos
schob er die Unterlagen beiseite und nahm Platz. Lüder setzte sich ihm
gegenüber.
»Sie haben von den
Ereignissen der letzten Zeit gehört?«
»Ich lese Zeitung.«
Blasius erwies sich nicht als geschwätziger Zeitgenosse. Seine Gestik und die
Art, seine Sätze zu formulieren, zeigten Ablehnung.
»Das Opfer der
Briefbombe war die Frau eines Lokalpolitikers.«
»Holger Rasmussen.
Ich habe von ihm gehört.«
»Von Ihrer Frau?«
Blasius zuckte
unmerklich zusammen. »Kann sein. Schließlich ist sie auch in der
Kommunalpolitik tätig.«
»Gibt es darüber
hinaus noch andere Berührungspunkte?«
Der Lehrer kniff die
Augen zusammen. »Wie meinen Sie das?«
»Privater Natur?«
»Wir sind nicht mit
Rasmussen befreundet.«
»Vielleicht Sie
nicht. Wie sieht es bei Ihrer Frau
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