Küstenfilz
entlang. In
einer Marina dümpelten zahlreiche Segelboote. Zur linken Hand folgte ein großes
Feld mit Sonnenblumen, bevor sich der Fahrweg vom ruhigen Wasser des Fjords
entfernte und leicht anstieg. Doch immer wieder gaben die kleinen Busch- und
Baumgruppen den Blick auf das Seglerparadies frei. Sanft fielen die zum Teil
landwirtschaftlich genutzten Flächen von der Straße zum Ufer ab.
An einem dieser
Felder zwang eines der wenigen entgegenkommenden Fahrzeuge Lüder zum Bremsen,
weil auf seiner Fahrspur ein Fiat Ducato den Weg versperrte. Der Wagen mit der
Aufschrift »Göttinger Vermessungsgesellschaft Dipl.-Ing. Wenzel GmbH« ragte
halb auf die enge Straße. Direkt dahinter stand ein wuchtiger Trecker mit einem
einachsigen Anhänger.
Lüder warf einen
Blick auf das Gelände und sah dort vier Männer heftig miteinander diskutieren.
Es hatte den Anschein, als stünde die Auseinandersetzung kurz vor der
Eskalation, als ein einzelner in Arbeitskleidung auf die anderen drei zuging.
Beim zweiten Blick
erkannte Lüder, dass der junge Rasmussen beteiligt war. Er stoppte seinen BMW hinter den beiden anderen
Fahrzeugen, schaltete die Warnblinkanlage ein und stapfte über die unebene
grüne Wiese auf die Gruppe zu.
Peter Rasmussen
wirkte enorm erregt und packte jetzt einen der Männer am Kragen, worauf einer
seiner Kollegen diesem zu Hilfe kam und versuchte, den Jungbauern zu umklammern
und festzuhalten. Der ließ von seinem ersten Opfer ab und wandte sich dem
zweiten Widersacher zu. Rasmussen stieß den Mann heftig gegen die Brust, dass
der strauchelte und sich mit Mühe im Rückwärtsstolpern auf den Beinen halten
konnte.
»Stopp!«, rief Lüder
von Weitem und zog damit die Aufmerksamkeit der vier Männer auf sich.
»Mann, gut dass Sie
da sind«, keuchte Peter Rasmussen, machte erneut einen Schritt auf einen der
Männer zu und erklärte: »Das ist ein Polizeibeamter.« Er zeigte auf Lüder. »Der
da.«
»Was ist hier los?«,
wandte sich Lüder an den Jungbauern.
»Die Typen treiben
sich auf unserer Wisch’n rum. Ich wollt den klarmachen, dass Sie hier nix zu
suchen hab’n. Aber die hab’n nich gehört.«
»Sie sind wirklich
von der Polizei?«, fragte einer der Männer, der anscheinend der Wortführer war.
Er trug eine grobe Stoffhose, einen leichten Sommerblouson und darüber eine
orangefarbene Signalweste.
Als Lüder nickte,
atmete der Mann tief durch. »Gott sei Dank. Der junge Mann ist wie ein Wilder
auf uns los. Er hat uns keine Chance gegeben, ihm unser Tun zu erklären.«
»Da gibt’s nix zu
sabbeln«, mischte sich Rasmussen ein. »Das ist unser Land. Da habt ihr nix zu
suchen. Basta.«
»Meyerhoff«, stellte
sich der Mann mit der Warnweste vor. »Ich bin der Teamleiter. Wir sind
beauftragt, hier Vermessungsarbeiten vorzunehmen. Dabei beschädigen wir weder
das Land, noch beunruhigen wir die Tiere.« Wie zum Beweis ließ er seinen Arm
kreisen und zeigte an, dass auf dieser Koppel keine Kühe weideten.
»Kein ein hat euch
den Auftrag gegeben«, brüllte der immer noch erregte Jungbauer. »Ich wüsste
es.«
»Nun mal sachte«,
versuchte Lüder Rasmussen zu beruhigen. »Das werden wir sicher klären können.«
»Danke«, sagte
Meyerhoff erleichtert. »Also, wie ich schon sagte: Wir führen hier nur
Vermessungsarbeiten durch. Wir sind Landvermesser.«
»Was prüfen Sie?«,
fragte Lüder.
»Wir vermessen
bestimmte Gebiete, die uns im Arbeitsauftrag vorgegeben sind. Dazu gehören eine
Reihe landwirtschaftlicher Flächen. Unser Auftrag umfasst die Areale, aber
besonders die Topografie.«
»Und was soll der
ganze Mist? Ich weiß, wo unser Land is«, schimpfte Peter Rasmussen. »Dazu
brauch ich euch Heinis nich.«
»In wessen Auftrag
sind Sie hier unterwegs?«, wandte sich Lüder an Meyerhoff.
Der zuckte mit den
Schultern. Es war ein Zeichen ehrlichen Bedauerns. »Das kann ich Ihnen nicht
sagen. Wir sind nur Techniker. Wer den Auftrag erteilt hat, weiß unser Büro.«
Lüder ließ sich die
Namen der drei Männer geben und notierte die Kontaktdaten ihres Arbeitgebers.
»Damit dürfte alles geregelt sein«, erklärte er.
»Nee, nix da.«
Rasmussen fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum. »Nehm’n Sie man
gleich ‘ne Anzeige wegen Dingsda … Wie heißt das noch gleich?«
»Hausfriedensbruch«,
half Lüder.
»Genau, wegen das
da.«
»Tja, das ist nicht
mein Gebiet.« Lüder griff zum Handy. »Da werde ich die Kollegen von der
Schutzpolizei aus Kappeln rufen.«
»Süderbrarup«,
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