Küstenfilz
Firma, von der sie kamen?«
Rasmussen schüttelte
den Kopf. »Nein. Sie haben mir ihre Visitenkarten gegeben, aber die habe ich
ungelesen in den Müll geworfen. Später habe ich mich gewundert, weil ein anderer
aufgetaucht ist. Ein fürchterlich gelackter Mensch. Der wurde richtig lästig
und wollte sich nicht abwimmeln lassen. Der hat uns sogar Bargeld versprochen,
wenn wir einen Verkauf nur in Erwägung ziehen sollten. Es sagte, das sollte nur
ein kleiner Denkanstoß sein.«
»Wie viel?«
»Da ich ihm vorher
die Tür gewiesen habe, sind wir nicht so weit gekommen. Außerdem hätte das als
Bestechlichkeit ausgelegt werden können. Schließlich bin ich Politiker.«
»Kennen Sie seinen
Namen?«
»Selbstverständlich.«
»Und?«
»Dr. Burofen oder so
ähnlich.«
»Wie sieht es mit
anderen Nachbarn aus? Oder ist Petersen der einzige?«
»Hier betreiben
nicht mehr viele die Landwirtschaft als Vollerwerb. Erich Joost zum Beispiel –
der steht kurz vor dem Ruin. Der hat es mit Bio und Öko versucht, aber das hat
nicht geklappt. Man munkelt, dass bei ihm der Gerichtsvollzieher ein und aus
geht.«
Lüder stutzte.
»Sagten Sie Joost ?«
»Ja. Wieso? Was ist
mit dem?«
»Ist es Zufall, oder
ist der verwandt mit Joachim Joost, dem persönlichen Referenten des Landrats?«
Rasmussen winkte ab.
»Joachim ist Erichs Neffe. Der Junge war aber oft hier bei seinem Onkel.
Joachim ist vier Jahre älter als unser Peter.«
Lüder bedankte sich
bei Holger Rasmussen. Er hatte das Gefühl, wieder ein kleines Teilchen des
großen Mosaiks gefunden zu haben. Aber noch zeichnete sich nicht ab, um was es
hier ging. Dr. Dr. Buurhove aus Düsseldorf schien ein großes Interesse an
dieser Region zu haben. Ich werde mich einmal intensiver mit dem Mann und
seinen Zielen beschäftigen müssen, beschloss Lüder, bevor er die Rückfahrt nach
Schleswig antrat.
Unterwegs stellte er
fest, dass er es nicht mehr bis zum Polizeigebäude in Schleswig schaffen würde,
um rechtzeitig mit Robert Manthling zum vereinbarten Treffpunkt mit dem
Empfänger des Dossiers fahren zu können. Er telefonierte mit der
Kriminalpolizeistelle und wurde mit Kommissar Holtgrebe verbunden. Die Stimme
klang noch recht jung.
»Wie hat sich
Manthling verhalten?«
»Der macht einen
zerknirschten Eindruck und verzehrt sich in Selbstmitleid. Er wollte jedem
Kollegen auf der Dienststelle erklären, auf welche dumme Weise er in die Sache
hineingerutscht ist und wie tief er es bedauert.«
Lüder schmunzelte.
So eine Reaktion hatte er oft bei Leuten erlebt, die bei einer Dummheit ertappt
wurden und plötzlich alles und jeden für ihre missliche Lage verantwortlich
machten.
»Wissen Sie, wie die
Übergabe stattfinden soll?«
»Ja«, erwiderte
Holtgrebe. »Der Verdächtigte wird von mir und einem Kollegen begleitet. Wir
werden uns im Straßencafé und vor der benachbarten Buchhandlung aufhalten. Was
soll geschehen, wenn der Kontakt hergestellt ist?«
»Es wäre gut, wenn
Sie noch einen weiteren Beamten mitnehmen könnten«, schlug Lüder vor. »Nehmen
Sie Manthlings Kontaktmann mit und bringen Sie ihn zur Dienststelle. Dort
möchte ich mich mit beiden unterhalten.«
Holtgrebe sicherte
Lüder zu, entsprechend zu verfahren. »Mit dem dritten Kollegen wird es
schwierig«, schränkte er allerdings ein. »Wir haben Freitagnachmittag. Da ist
die Dienststelle dünn besetzt.«
Lüder dachte noch
einmal über die merkwürdige Konstellation nach. Rasmussen betätigte sich
politisch mit dem Schwerpunkt der Kreisentwicklung und der Umwelt. Man konnte
sich gut vorstellen, dass diese Arbeit sich nicht nachteilig auf seine
persönlichen Interessen als Investor für Windenergieanlagen auswirkte. Seinen
Nachbarn Petersen störte das offensichtlich. Und Joost, der eine wirtschaftlich
weniger gute Entwicklung als die beiden anderen durchlebt hat, könnte in
Anbetracht seiner desolaten finanziellen Situation neidisch auf Rasmussens
Erfolg sein. Aber welche Beziehung gab es zu seinem Neffen, dessen Kinder
entführt wurden?
Und der
verschwundene Staatssekretär hatte auch etwas mit diesem Metier zu tun. Durch
die Unbeweglichkeit der Bürokraten im Ministerium waren die Ermittlungen auf
dieser Schiene ins Stocken geraten. Im Hinterkopf schwirrte Lüder immer noch
der gehörnte Ehemann der Schleswiger Bürgermeisterin herum, der sich nicht nur
als Greenpeaceaktivist geoutet hatte, sondern auch noch Chemielehrer war.
Lüder steuerte das
Schleswiger ZOB -Parkhaus an und
fluchte über die
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