Küstenfilz
aus
seinem Konzept gebracht.
Dann erhielt er
Gelegenheit, ungestört mit Kwiatkowski zu sprechen. Nach einer weiteren halben
Stunde signalisierten die beiden, dass sie Lüder wieder zur Verfügung stehen
würden.
»Mein Mandant hat
mir von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen berichtet. Das sind völlig haltlose
und unberechtigte Verdächtigungen, die Sie dort aussprechen. Es gibt weder
Beweise noch stichhaltige Hinweise, die einen solchen absurden Vorwurf fundiert
begründen könnten. Ich gehe davon aus, dass Sie inzwischen selbst zu diesem
Schluss gekommen sind und sich bei Herrn Kwiatkowski für Ihr Fehlverhalten
entschuldigen möchten. Dessen unbeschadet erwäge ich, weitere Schritte gegen
Sie einzuleiten.«
»Diese Drohung hören
wir von jedem der Kleinganoven, mit denen wir uns täglich auseinandersetzen.«
Dr. Buurhove fuhr in
die Höhe. »Wollen Sie meinen Mandanten als Kleinganoven bezeichnen?«
Lüder lächelte ihn
milde an. »Habe ich so etwas gesagt? Aber vielleicht hören wir uns gemeinsam an,
was Herr Manthling zu erklären hat.«
Kommissar Holtgrebe
verschwand auf dieses Stichwort und kehrte kurz darauf mit dem Beamten der
Kreisverwaltung zurück.
Auf Lüders
Aufforderung sprudelte es aus Manthling wie ein Wasserfall heraus. Er
wiederholte alle Anschuldigungen gegen Kwiatkowski, der sichtlich verlegen
wurde, während sein Anwalt keine Miene verzog.
»Hier steht Aussage
gegen Aussage. Ich halte Ihren sogenannten Zeugen nicht für glaubwürdig.«
Manthling lief
puterrot an. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Nach all den
niederschmetternden Erlebnissen des Tages wurde er jetzt auch noch der Lüge
bezichtigt. Er hatte sich immer noch nicht wieder beruhigt, als ihn Kommissar
Holtgrebe wieder hinausführte.
»Sie sind sich
bewusst, dass mein Mandant gegen Sie eine Anzeige wegen Nötigung und
Sachbeschädigung stellen wird?«
Lüder lächelte Dr.
Buurhove an. Er ahnte, worauf der Anwalt hinauswollte. »Ich bin mir keiner
Schuld bewusst.«
»Sie haben ihn in
Kappeln widerrechtlich genötigt und sein Eigentum zerstört. Da wird noch
einiges auf Sie zukommen.« Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Merkwürdige
Methoden scheinen Sie hier in Schleswig-Holstein zu haben.«
»Die Wikinger haben
es schon immer verstanden, sich gegen unerwünschte Eindringlinge zur Wehr zu
setzen. Im Übrigen weiß ich nicht, wovon Ihr Mandant spricht. Was glauben Sie?
Wird man jemandem vertrauen, der Beamte besticht, oder dem Wort eines unbestechlichen Staatsdieners Beachtung schenken?«
Der Anwalt stand
auf. »Kommen Sie«, wandte er sich an Willi Kwiatkowski. »Ihr unfreiwilliger
Aufenthalt an dieser ungastlichen Stätte ist eine abgeschlossene Episode.«
Lüder ließ die
beiden Männer gehen. Er hatte keine rechtliche Handhabe, den Privatdetektiv
noch länger in Gewahrsam zu behalten. Noch ahnte der Düsseldorfer Wirtschaftsanwalt
nicht, dass Lüder die ersten vorsichtigen Informationen über ihn zusammentrug.
Dann machte er sich auf den Heimweg nach Kiel. Er würde auch heute erst nach
Mitternacht dort eintreffen.
SIEBEN
Es war einer jener
Tage, an denen man schon vor dem Frühstück das Kalenderblatt auf den folgenden
Tag vorblättern möchte. Noch lieber wäre es Lüder gewesen, um zwei Tage nach
vorn zu springen. Dann wäre wieder Montag gewesen.
Sinje kämpfte mit
dem Durchbruch neuer Zähne.
»Wie gut, dass
morgen Sonnabend ist«, hatte Margit irgendwann im Laufe der Nacht festgestellt.
»Dann können wir ein wenig länger schlafen.«
Doch Jonas hatte
andere Vorstellungen von Nachtruhe. Gerade nachdem die Jüngste sich ein wenig
beruhigt hatte, tauchte er mit einem großen Plüschlöwen, seinem Betttier, auf
und beanspruchte den Platz in der Mitte zwischen Margit und Lüder für sich. Er
rollte sich in Lüders Bettdecke ein und überließ es den Erwachsenen, sich in
anderer Weise vor der nächtlichen Kühle zu schützen. Das Wollknäuel, das die
wuschelige Schwanzquaste des Löwen bildete, fand besonders Gefallen an Margits
Nasenspitze, die dafür im Halbschlaf Lüder verantwortlich machte, der aber dem
nächtlichen Bewegungsdrang seines im Tiefschlaf mit imaginären Ungeheuern
kämpfenden Sohnes ausgesetzt war.
Kinder unterhalb des
Diskoalters kennen anscheinend noch nicht den Unterschied zwischen Werktagen
und Wochenende, sodass alle Hoffnungen auf ein etwas längeres Verweilen in
Morpheus’ Armen vergeblich waren.
Beim Frühstück stieß
Jonas sein noch gut gefülltes Glas mit Schokoladenmilch um,
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