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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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einmal die Folgen einer Atomkatastrophe wie in Tschernobyl im Griff und belügen uns, was die
Opferzahlen anbetrifft. Niemand ist an der wirklichen Größenordnung
interessiert und an den Folgen für künftige Generationen. Und wohin mit dem
Müll? Vergraben ist auch keine Dauerlösung. Das ist ein brisantes Erbe, was wir
den kommenden Generationen hinterlassen.«
    Das war für Lüder
eine unverhoffte Wendung, nachdem es zuerst so geklungen hatte, als würde
Windgraf sich für ein neues Atomkraftwerk einsetzen.
    »Sie stehen also den
Interessen der Atomlobby im Wege?«
    Windgraf nickte.
»Vielleicht. Es geht hier um sehr viel Geld. Und um Macht. Ich habe im
vertrauten Kreis die Ansicht vertreten, dass die Monopolstellung der
Energieerzeuger durch neue Konkurrenten aufgebrochen werden muss.«
    »Kann es sein, dass
dieses dem einen oder anderen nicht passt und er Sie durch das Geld, das Ihnen
zugespielt wurde, entweder bestechen und auf seine Seite ziehen oder Sie durch
diese Tat politisch unschädlich machen wollte?«
    »Das vermute ich«,
bestätigte Windgraf.
    »Wie stehen denn
andere Politiker zu der Idee, an der Schlei ein Atomkraftwerk zu errichten?«
    »Nun einmal langsam.
Erstens sind alle Planungen, die ja im Moment nur Ideen sind, streng geheim.
Der Kreis der Eingeweihten dürfte sehr klein sein. Aber Sie können es dennoch
nicht vermeiden, dass etwas nach draußen dringt. Und zweitens werde ich Ihnen
nicht alle Gesprächsinhalte der Überlegungen und Abwägungen unserer
Landesregierung und der Auseinandersetzung mit Berlin offenbaren, selbst wenn
ich Ihnen schon mehr erzählt habe, als ich eigentlich wollte.«
    Lüder hob wie zur
Beschwörung die Hand. »Ich versichere Ihnen, dass alles, was Sie mir
anvertrauen, bei mir bleibt. Aber was sagt der Landrat zu den Überlegungen, ein
solches Monstrum an die Schlei zu setzen?«
    Windgraf nahm erst
einen Schluck Wein und wartete dann, bis die nahe Bahn vorbeigerumpelt war.
    »Der hat sich
dagegen ausgesprochen. Zuerst war er ein Feuerschwert schwingender Gegner. Und
er hatte recht mit seinen Argumenten. Die Schlei ist viel zu schmal und zu
flach und hat hinter Lindaunis keinen Wasseraustausch mehr, sondern nur noch
überwiegend Brackwasser. Das führt zu einer ökologischen Katastrophe. Außerdem
hatte Graf von Halenberg wohl seine Wähler im Hinterkopf. Alle örtlichen
Politiker werden doch von der Bevölkerung in die Büsche gejagt. Wer will schon
ein Atomkraftwerk vor der Haustür?«
    »Man könnte
argumentieren, dass es Arbeitsplätze schafft und die regionale Wirtschaft
fördert.«
    »Davon hat der
Einzelne doch nichts. Die Jobs werden an Spezialisten vergeben, die von
auswärts kommen.«
    »Eine letzte Frage: Warum hat man sich ausgerechnet die Schlei als Standort ausgesucht?«
    Windgraf nippte an
seinem Glas. »Auch das hat mich ärgerlich gemacht. Alle wollen günstige und
sichere Energie, aber Kraftwerke vor der Haustür wünscht niemand. Das
Sankt-Florians-Prinzip. Mächtige Provinzfürsten in anderen Bundesländern haben
schon bei den allerersten Überlegungen ihr Veto eingelegt. Man glaubt in Berlin
offensichtlich, in Schleswig-Holstein mit der nicht so starken
Bevölkerungsdichte auf weniger Widerstand zu stoßen. Vielleicht unterschätzt
man auch die Menschen, die dort leben.«
    »Also stehen hier
ein paar Gegner dieses Vorhabens einer geballten Streitmacht aus Politik und
Wirtschaft gegenüber. Das sind die Atomlobby, die anderen Bundesländer und
diejenigen, die von einem Atomkraftwerk profitieren wie die Hersteller, die
Banken und was weiß ich.«
    »Bravo«, sagte
Heiner Windgraf mit leicht schwerer Zunge und klatschte dabei in die Hände.
»Sie haben es begriffen. Und irgendwo in diesem Sumpf finden Sie die Leute, die
mir das Geld geschickt haben und damit meine politische Karriere zerstörten,
die meine Familie bedrohen und skrupellos die Lebensqualität der Menschen an
der Schlei vernichten wollen.«
    Und die die
Gesundheit Bärbel Rasmussens und die friedliche Zukunft ihrer Familie auf dem
Gewissen haben sowie die Joost-Kinder entführten, setzte Lüder für sich
Windgrafs Gedanken fort.
    »Kommen Sie«, sagte
Windgraf und stand auf. »Ich glaube, die Frauen warten auf uns.«
    Lüder hatte den
Eindruck, dass der ehemalige Staatssekretär erleichtert klang, nachdem er
einmal sein Herz hatte ausschütten können, ohne dabei seine Worte nach
politischer Zweckmäßigkeit ausrichten zu müssen. Er folge Windgraf, der mit
schwankendem Gang zum

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