Küstenfilz
falls ich mich nicht konform verhalten würde.«
Frauke Dobermann und
Lüder fuhren gleichzeitig in die Höhe.
»Was heißt konform? Um was geht es hier?« Lüder war die ständigen Andeutungen in diesem Fall leid.
Heiner Windgraf
atmete tief durch und ließ sich kurz von einer Katze ablenken, die neugierig
ihren Kopf zwischen dem Blattwerk eines Busches herausstreckte, sich aber
sofort zurückzog, als alle anderen ihr auch Aufmerksamkeit widmeten.
»Ich denke, wir
sollten ein etwas intensiveres Gespräch miteinander führen«, schlug der
Ex-Staatssekretär vor und sah über die Schulter. »Dort, hinter dem kleinen
Weiher, sehen Sie den Hügel? Da ist eine lauschige Sitzgruppe. Wollen wir uns
dorthin zurückziehen?«
Lüder nickte und
stand auf. Frauke Dobermann folgte seinem Beispiel.
»Nein«, beschied
Windgraf sie mit Bestimmtheit. »Ich möchte mit dem Kriminalrat unter vier Augen
reden.«
»Ja, aber …«,
protestierte die Hauptkommissarin, aber Windgraf blieb unnachgiebig.
Sie hatten sich
gerade von den Plätzen erhoben, als ihnen der junge Mann aus dem Hotel
entgegenkam.
»Claudius«, sagte
Windgraf. »Wir wollen hinter der Kneippanlage ein wenig miteinander plaudern.
Können Sie uns eine Flasche Dornfelder und zwei Gläser bringen?« Dieser
Zwischenfall ersparte ihnen eine verbale Auseinandersetzung mit Frauke
Dobermann.
»Gern, Herr Müller«,
antwortete Claudius, von dem Lüder nun den Vornamen kannte und der in dieser
urgemütlichen Anlage für das Hotel und das Restaurant gleichermaßen zuständig
schien. Das unterstrich zweifellos den familiären Charakter des Refugiums.
Als könne er
Gedanken lesen, erklärte Heiner Windgraf auf den Weg zum neuen Standort: »Das
ist ein echter Familienbetrieb. Die Mutter des jungen Mannes managt das Ganze
und ist zudem ein echtes Talent in der Küche. Sie werden es beim Abendessen
selbst erleben.«
Schweigend trotteten
sie über die Wiese und an einem kleinen Teich vorbei, auf dem Seerosen blühten.
Das Ufer des Weihers war mit Pompesel zugewuchert. Direkt hinter dem Teich lag
eine Kneipp’sche Wassertretanlage. Daran schloss sich auf einem kleinen Hügel
eine Gruppe von zwei über Eck gestellten rustikalen Holzbänken an, die sich um
einen ebensolchen Tisch gruppierten.
Lüder ergriff als
Erster das Wort. »Sie sprachen von Drohungen, die gegen Sie und Ihre Familie
ausgesprochen wurden.«
Windgraf winkte ab.
»Das gehört zum Leben eines Politikers dazu. Ich nehme das nicht ernst.«
»Immerhin haben Sie
sich unter falschem Namen hierher geflüchtet und halten Ihre Tochter vom
Schulbesuch fern.«
»Woher wissen Sie
das?«
Lüder hatte es nur
geraten, nachdem er auf Windgrafs Handy die Telefonnummer der Meldorfer
Gelehrtenschule entdeckt hatte, bevor die Familie aus dem Blickwinkel der
Öffentlichkeit untertauchte.
»Polizeiliche
Ermittlungsarbeit«, antwortete Lüder ausweichend. »Aber Sie wollten mir
erzählen, warum Sie sich nicht konform verhielten.«
Der ehemalige
Staatssekretär guckte an Lüder vorbei. Dann streckte er die Hand aus und wies
auf ein unscheinbares Gebäude aus gelbem Putz, das etwas außerhalb des Ortes an
der Zufahrtsstraße stand. »Pfalzwerke«, stand in großen Lettern an der Fassade.
Hinter dem Haus ragten Strommasten in den makellosen Pfälzer Himmel. Lüder
vermutete ein Umspannwerk.
»Darum geht es«,
sagte Windgraf.
»Um Energie?«
»Richtig. Genauer um
Strom.«
Also hatte Lüder recht
mit seiner Vermutung, dass alle Vorfälle miteinander verknüpft waren.
»Gibt es handfeste
Auseinandersetzungen um die alternative Windenergie an der Schlei? Wollen sich
die dortigen Platzhirsche das Revier nicht streitig machen lassen und wehren
sich gegen andere, die auf den Markt drängen?«
Windgraf musterte
ihn halb amüsiert. »Die alternative Energie spielt dort eine nachgeordnete
Rolle. Es geht um viel mehr. Da sind Millionenwerte im Gespräch. Was sage ich –
Milliarden.«
Lüder musste wohl
ein wenig irritiert ausgesehen haben, denn Windgraf lachte jungenhaft. Sie
wurden durch Claudius unterbrochen, der sich über die Wiese näherte und auf
einem Tablett eine Flasche Wein und zwei Gläser balancierte. Der junge Mann
hatte außerdem eine kleine Decke mitgebracht. Behände öffnete er die Flasche
Dornfelder und schenkte Windgraf ein. Der nahm geistesabwesend einen
Probeschluck und murmelte: »Danke, ist gut so.«
Nachdem auch Lüders
Glas gefüllt war, hob Windgraf das seine leicht an, nickte Lüder zu und nahm
einen
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