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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Arbeitsflächen und zwei weiteren Tischen standen wahllos
Reagenzgläser, Gefäße mit verschiedenfarbigen Substanzen, einige Lüder
unbekannte Geräte und andere Gegenstände, an die er sich aus dem
Chemieunterricht zu erinnern glaubte.
    In einem Regal aus dem Katalog eines schwedischen
Möbelhauses standen eine Reihe von Fachbüchern.
    »Wollen wir meinen Kollegen Gesellschaft leisten, oder
ist es ratsamer, die Zeit mit einem Gespräch zu dritt zu verbringen?«, fragte
Lüder.
    »Wieso zu dritt?«
    »Ich dachte, wir beziehen Ihre Frau mit ein.«
    Blasius zog wortlos die Schultern in die Höhe und
stapfte voraus. Im Erdgeschoss stand die Tür zum Esszimmer, das Lüder bei
seinem ersten Besuch in diesem Haus kennengelernt hatte, offen. Irgendwo lief
ein Fernseher. Auf dem Tisch standen achtlos platzierte Verpackungen von Wurst
und Käse. Das Schwarzbrot hatte Blasius ebenso in der Cellophanverpackung
belassen wie die Butter im Stanniol. Die Polizisten schienen den Mann beim
Abendbrot gestört zu haben. Sehr anheimelnd wirkte die Atmosphäre nicht, die
sich der Chemielehrer gönnte.
    Blasius blieb vor einer Tür mit Riffelglas stehen,
klopfte kurz an und steckte den Kopf durch den Türspalt.
    »Wir haben Besuch«, erklärte er.
    »Besuch? Wer ist es?«, antwortete eine Frauenstimme.
Sie hatte einen festen, nahezu energischen Klang.
    »Polizei.«
    Blasius öffnete die Tür ganz und trat in den Raum.
Jetzt sah Lüder die Schleswiger Bürgermeisterin. Beate Blasius saß hinter einem
Schreibtisch, nahm ihre dunkle Hornbrille ab und musterte Lüder. Die Frau war
schlank, fast hager. Ein schmales Gesicht, umrahmt von schulterlangen blonden
Haaren, schmale Schultern, zartgliedrige Hände und ein kaum wahrnehmbarer
Brustansatz. Sie trug einen Rock und eine Bluse, die fast bis zum Hals
zugeknöpft war. Eine mittellange Perlenkette zierte den mageren Hals.
    Wenn die Frau überrascht war über das Erscheinen der
Polizei, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie ohne ein Wort
der Begrüßung.
    Herbert Blasius fuhr sich mit der Hand durch die
Haare. »Man vermutet einen Zusammenhang zwischen der Briefbombe an Bärbel
Rasmussen und meinem Labor«, antwortete der Mann, bevor Lüder etwas sagen
konnte.
    Beate Blasius hatte leicht die linke Augenbraue in die
Höhe gezogen. »Das ist nicht dein Ernst«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton an
ihren Mann gewandt, als würde er die Verantwortung für diese Situation tragen.
    »Zwei Kollegen von Herrn Lüders sind in meinem Labor
und suchen dort etwas.« Der Lehrer drehte sich zu Lüder um. »Was hoffen Sie
dort eigentlich zu finden?«
    »Sie haben es schon gesagt«, erwiderte Lüder.
    Die Bürgermeisterin spitzte die Lippen. »So.« Dieses
Wort kam wie ein abgefeuerter Pfeil aus ihrem schmalen Mund. »Was sollte mein
Mann für ein Motiv haben?«
    Lüder wunderte es, dass Beate Blasius bisher keinen
Laut des Protestes gegen das Erscheinen der Polizei von sich gegeben hatte.
    »Ich denke, Sie können es sich selbst zusammenreimen.
Der Sprengsatz war nicht an Bärbel Rasmussen, sondern an ihren Mann
adressiert.«
    Die Bürgermeisterin drehte ihre Brille am Bügel, nahm
das Ende schließlich in den Mund und saugte daran. Während der ganzen Zeit
beobachtete sie Lüder durchdringend. Schließlich hielt sie die Sehhilfe wieder
am Bügel fest und ließ sie sanft pendeln.
    »Sie halten es für denkbar, dass mein Mann, ein
angesehener Bürger der Stadt, zu einer solch abstrusen Tat fähig ist?«
    »Wir müssen jeder nur denkbaren Spur nachgehen.«
    »Aber doch nicht jeder Absurdität.«
    »Es gibt ein denkbares Motiv.«
    Beate Blasius legte ihre Brille auf die
Schreibtischunterlage, legte die Finger beider Hände ineinander, stützte die
Ellenbogen auf die Tischfläche und gab mit dieser Konstruktion, die einer
Brücke glich, ihrem Kinn Halt.
    Ihr Mann musterte sie, bevor er zögernd sagte: »Sie
gehen doch nicht davon aus, dass ich der Familie Rasmussen einen Sprengsatz ins
Haus schicke, nur weil dieses aberwitzige Gerücht durch Schleswig kreist.«
    »Eifersucht ist in der Kriminalgeschichte häufig ein
starkes Motiv gewesen«, entgegnete Lüder.
    »Dann müssten in unserem Land täglich zahlreiche
Bomben hochgehen. Jede dritte Ehe wird geschieden, und ich möchte nicht wissen,
was sich in den Partnerschaften sonst noch abspielt. Wenn jede Demütigung in
einer Beziehung durch Gewaltanwendungen beantwortet würde, hätte sich die halbe
Bevölkerung

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